Für viele Banken stellen Fintechs eine Bedrohung dar. Darum greifen sie im Kampf um neue Kunden mitunter auf bizarre Mythen zurück. Da ist nicht viel dran, sagt ein Digital-Spezialist. 

Neo-Banken wie Revolut oder N26 machen etablierten Instituten Angst: Unbelastet von alten Systemen können sie zumindest die Basisdienstleistungen schneller und günstiger anbieten und erobern so rasch Marktanteile. 

Dieser Bedrohung begegnen traditionelle Banker gern, indem sie Behauptungen über die Schwächen der Konkurrenz in die Welt setzen. Doch an diesen ist nicht viel dran, wie Daumantas Barauskas auf dem Online-Portal «The Paypers» schreibt.

Wobei Barauskas ein Interesse daran hat, die Behauptungen zu widerlegen: Er ist Chief Operating Officer (COO) von Genome, einem litauischen Startup, das günstige Bankkonten und Überweisungen anbietet. 

In seinem Blog-Artikel führt er fünf Behauptungen auf, mit denen er als Fintech-Manager nicht einverstanden ist. Sein Fazit voraus: Der Weg in die Zukunft führt nicht über traditionelle Banken. 

1. Ohne die Investitionen der Banken in die IT könnten Neo-Banken nicht funktionieren

Laut Barauskas gehen 70 Prozent bis 80 Prozent der vielen Milliarden, welche die Banken in Technologie investieren, nicht in die Verbesserung derselben. Vielmehr halten die Institute damit Systeme am Laufen, die eigentlich nicht mehr zeitgemäss sind. 

Die einzige Infrastruktur, die für Neo-Banken wie eben Genome wichtig ist, wird nicht von den Banken betrieben. Es handelt sich um die Systeme der Kartenanbieter Visa und Mastercard. 

2. Die «Hipster-Banken» schröpfen die Anleger mit Gebühren

Das Rennen um tiefere Kosten ist tatsächlich noch nicht entschieden: Zumindest in der Schweiz sind die Herausforderer tatsächlich teilweise teurer als die bestehenden Banken – allerdings nur in den Kundensegmenten, welche von Sonderkonditionen profitieren. 

Wo Barauskas allerdings richtig liegen dürfte, ist bei den Transaktionsgebühren. Manche der Finanz-Startups sind darauf spezialisiert, Überweisungen ins Ausland möglichst günstig abzuwickeln, so etwa Transferwise. 

3. Fintech-Firmen gehen fahrlässig mit Compliance-Pflichten um

Nicht so, behauptet der Litauer. Die Vorschriften seien schliesslich dieselben und die technologischen Methoden der neuen Firmen liessen weniger menschliches Versagen zu. 

4. Neo-Banken und ihre Kunden sind für Betrüger ein gefundenes Fressen

Ihre Erfahrung erlaubt es den Banken, sich gut gegen die Angriffe von Betrügern oder Hackern auf die Konten ihrer Kunden zu wehren. Doch das Verhalten der Konsumenten verändert sich schnell, sagt der Genome-COO. 

Damit werden auch neue Gefahren aufkommen, mit denen alle Finanzunternehmen zurechtkommen müssen. Hier sieht er seine Branche ebenso im Vorteil, wie bei den veralteten Computersystemen: Sie können von Grund auf eine neue Lösung programmieren, anstatt auf Althergebrachtes Rücksicht nehmen zu müssen. 

5. Die Leute haben kein Vertrauen in «elektronisches Geld»

Wäre das wahr, könnten die Leute auch den herkömmlichen Banken nicht vertrauen – immerhin halten diese nur einen Bruchteil der Vermögen in Form von Bargeld. Tatsächlich rücken die Banken immer weiter in die Online-Welt vor. 

So kann man bei den meisten Instituten bereits ein Konto ohne persönlichen Kontakt eröffnen. Diejenigen Banken, bei denen dies nicht möglich ist, haben allerdings allen Grund, die Fintech-Konkurrenz schlecht zu reden. 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.51%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.76%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.11%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.01%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.61%
pixel