China hat den Status als Eldorado der Weltwirtschaft eingebüsst, auch die Wachstumsstrategie der Schweizer Banken dort wird immer häufiger in Frage gestellt. Doch eine Studie der Credit Suisse zeigt, dass sich das Festhalten an China lohnen könnte. 

China ist für ausländische Banken ein hartes Pflaster. Einerseits kulturell: Die ungnädige Interpretation einer humorvoll gemeinten Bemerkung des UBS-Chefökonomen Paul Donovan im Juni führte zu Stürmen der Entrüstung; erst diesen Monat durfte er sich wieder öffentlich äussern

Andererseits verspricht auch die Wirtschaft Chinas nicht mehr so viel, wie noch vor einigen Jahren. Der Handelsstreit mit den USA und die hohen Inlandschulden drücken die Stimmung, unter Präsident Xi Jinping wird das Regime nach einer Phase der Öffnung wieder repressiver. 

Viele Millionäre

Doch allen Unkenrufen zum Trotz setzen die Schweizer Banken weiter auf das Reich der Mitte. So hat sich die Credit Suisse (CS) wenige Monate nach der Konkurrentin UBS ebenfalls die Mehrheit am Gemeinschaftsunternehmen mit einem lokalen Partner gesichert. Letztere Grossbank will über ein weiteres Joint Venture auch im Affluent-Segment der nicht steinreichen Kunden zulegen. 

Der Grund für dieses Festhalten am chinesischen Markt findet sich im Global Wealth Report, welchen die CS am Montag veröffentlichte. Bereits heute gibt es nur in den Vereinigten Staaten mehr Millionäre als in China. 

USA unangefochten

Zugleich prognostizieren die Experten der Grossbank, dass dieses Segment in den kommenden fünf Jahren lediglich in Japan noch schneller wachsen wird: Dort soll die Zahl der Erwachsenen mit einem Vermögen von mindestens einer Million US-Dollar bis 2024 um 71 Prozent steigen, in China um 55 Prozent. 

In den USA soll das Wachstum in diesem Zeitraum 23 Prozent betragen – wonach dort allerdings immer noch mehr Millionäre leben werden, als in den Ländern auf den Plätzen zwei bis sechs der entsprechenden Liste. Ähnlich sieht das Bild bei sogenannten Ultra High Net Worth Individuals aus, welche Vermögen von mindestens 50 Millionen Dollar ihr Eigen nennen. 

Durchmarsch Chinas

«Bei der Schaffung von Vermögen sticht China wirklich heraus», sagte Nannette Hechler-Fayd'herbe, «und das nicht nur in der eigenen Währung.» 

Der Anteil der Chinesen unter den Reichen der Welt werde in den nächsten Jahren weiter schnell steigen, sagte die Chefökonomin der CS, welche zudem Chief Investment Officer der internationalen Vermögensverwaltung ist. Mit der weiteren Vermögenszunahme hole China nicht mehr zum Rest der Welt auf, sondern bewege sich bereits in Richtung der Spitze – womit der zusätzliche Reichtum der Chinesen die globale Ungleichverteilung wieder vergrössern werde. 

Kurzfristiges Kopfweh

Für die grossen Schweizer Institute, welche in Asien auf der Jagd nach Private-Banking-Kunden sind, sind das gute Neuigkeiten. Um ihre Erträge weiterhin steigern zu können, sind sie auf dieses Wachstum angewiesen.

Die – momentan wenig profitable – Positionierung von CS und UBS in China könnte sich also langfristig als richtiger Schachzug herausstellen, auch wenn der aktuelle Stand der Dinge dort manchen Bank-Managern Kopfweh bereiten dürfte. . 

 

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