Die Liechtensteinische Landesbank (LLB) wächst durch Akquisitionen und organisch – und doch kündigt CEO Roland Matt im Interview mit finews.ch einen Stellenabbau an.


Herr Matt, die Liechtensteinische Landesbank (LLB) hat zum Jahresende nochmals viel vor...

Ja, wir werden in Österreich die IT auf unser Kernbankensystem Avaloq migrieren. Die Vereinheitlichung der IT ist ein grosser Schritt für die LLB-Gruppe.

Andere Banken hatten mit der Avaloq-Migration zuletzt Probleme.

Das Projekt verläuft bislang planmässig, aber die eigentliche Migration findet auch erst Ende Jahr statt.

Was ist der effektive Gewinn dieser Vereinheitlichung?

Es sind zwei Hauptnutzen. Einerseits haben wir eine Effizienzsteigerung durch die Standardisierung von Prozessen und Services. Andererseits können wir nun alle Dienstleistungen und Produkte, die wir im Anlagebereich mit LLB Invest entwickelt haben, sowie den ganzen Bereich Online und Mobile Banking in Österreich ausrollen. Das war mit der alten IT nicht möglich.

Stichwort Effizienz: Ihre Cost-Income-Ratio liegt derzeit bei rund 70 Prozent. Wo liegt das Ziel?

Das Ziel per Ende 2020 liegt bei einem Wert von 65 Prozent. Das wird in diesem Negativzinsumfeld eine ziemliche Herausforderung. Aber wir werden den Fokus im verbleibenden Jahr der laufenden Strategieperiode ganz klar auf die Profitabilität legen und im kommenden Jahr sicherlich nicht nur die Ertrags- sondern auch die Kostenseite weiter verbessern.

An welchen Schrauben wollen Sie drehen?

Wir haben ein striktes Sach- und Personalkostenmanagement. Nun haben wir mit der Umstellung von LLB Österreich auf das Kernbankensystem weitere Kostensynergien...

Auf der personellen Seite?

Ja, in Wien wird es im Back Office zu einem Stellenabbau kommen, da Aufgaben automatisiert werden – vorausgesetzt, die Migration verläuft erfolgreich.

Wieviele Stellen sind betroffen?

Es handelt sich um höchstens 19 von insgesamt 220 Stellen. Diesen Prozess hatten wir vor einigen Jahren auch mit der Bank Linth durchgeführt, als wir die Wertschriftenverwaltung, den Handel und den Zahlungsverkehr in die sogenannten «shared services» in Vaduz implementiert hatten.

Wie gehen Sie mit dem Thema Negativzinsen im Privatkundengeschäft um?

Wir haben Negativzinsen selektiv eingeführt. Kunden mit Euro-Konten ab 500'000 Euro und auf Franken-Konten ab einer Million. Doch wir behandeln dies grundsätzlich sehr selektiv und suchen mit den Kunden auf jeden Fall das Gespräch.

Was sind Ihre Optionen, wenn das Negativzinsumfeld länger anhält?

Gegenwärtig fühlen wir uns mit den getroffenen Massnahmen wohl. Aber wir evaluieren die Situation natürlich laufend neu. Sollte sich eine Verschärfung ergeben, müssten wir neue Optionen prüfen.

Was ist ihre Meinung zur gegenwärtigen Geldpolitik?

In Europa hat man es meiner Meinung nach verpasst, die Geldmarktzinsen zu erhöhen, nachdem sich die Wirtschaft erholt hatte. Das wäre angebracht gewesen, um mehr Spielraum bei einer neuerlichen Abschwächung zu erhalten.

«Wir sind wohl unter den diversifiziertesten Banken»

Die Schweizer Geldpolitik ist sehr stark an die Europäische Zentralbank (EZB) gekoppelt. Im gegenwärtigen Umfeld hat die Nationalbank keine andere Wahl, als der EZB zu folgen.

Im Heimmarkt bemühen sich die Banken, stärker zu diversifizieren, um die Abhängigkeit vom Hypothekarmarkt und die damit verbundenen Risiken zu reduzieren. Wie steht die LLB da?

Wir sind wohl unter den diversifiziertesten Banken mit 40 Prozent Erlösen aus dem Zinsdifferenz-, 47 Prozent aus dem Kommissions- und 13 Prozent aus dem Handelsgeschäft. Die Übernahme der österreichischen Privatbank Semper Constantia vergangenes Jahr hat unser Geschäftsmodell noch ausgewogener gemacht. Dazu übernahmen wir mit LB(Swiss) Invest ein Fondsgeschäft. In dem Bereich verwalten wir nun gruppenweit über 34 Milliarden Franken, auch das ist eine Diversifikation.

LLB will weiterhin gezielt akquirieren und hat in den vergangenen Monaten zwei Anleihen emittiert. Diente dies dazu, mehr finanziellen Spielraum zu erhalten?

In erster Linie dienten diese Emissionen der Optimierung der Refinanzierungsstruktur. Wir haben rund 400 Millionen Franken überschüssiges Eigenkapital, das wir für Akquisitionen einsetzen können.

Ist der Eindruck falsch, dass es inzwischen deutlich schwieriger geworden ist, geeignete Akquisitionsobjekte zu finden?

Wir schauen uns sehr viele Möglichkeiten an, das gehört zu unserem strategischen Prozess. Doch Sie haben Recht, geeignete Kandidaten sind sehr rar geworden. Umso glücklicher sind wir mit Semper Constantia und LB(Swiss) Investment, die wirklich hervorragend zu uns passen. Aktuell ist sehr wenig Bewegung im Markt, aber wir haben unsere Fühler ständig ausgestreckt.

Was wäre dann ihr Ziel? Eine weitere Diversifikation des Geschäftsmodells, auch in andere Bereiche?

Nein, das Ziel ist klar: Wir wollen mehr vom Gleichen. Das heisst in Österreich fokussieren wir auf Private Banking und Fondsgeschäft, in der Schweiz auf Retail- Corporate-und Private Banking und in Liechtenstein als Universalbank auf alle Geschäftsfelder.

Die LLB hat ihre Schweizer Tochter LLB (Schweiz) AG vor einigen Jahren geschlossen, hat aber noch zwei Geschäftsstellen: Eine in Erlenbach an der Zürcher Goldküste und eine in Genf. Würde da ein neuerlicher Ausbau in Frage kommen?

In der Schweiz vollziehen wir das Onshore-Private-Banking über unsere Tochter Bank Linth. Deren Präsenz bauen wir laufend aus, zuletzt in Winterthur, in Meilen und in Frauenfeld.

«Die Aufgabe der Staatsgarantie war keine grosse Geschichte»

Genf und Erlenbach sind Repräsentanzen der LLB Liechtenstein und ganz auf osteuropäische Offshore-Kunden fokussiert. Denn es gibt vor allem viele osteuropäische Privatkunden, die ausdrücklich aus der Schweiz heraus bedient werden wollen.

Ihr Standort in Genf wäre auch für Kunden aus dem Nahen Osten prädestiniert.

Vom Standort Genf her stimmt das, doch hat dieses Geschäft für uns dort momentan keine Bedeutung. Die LLB ist ja im Nahen Osten präsent, wir sind in Dubai gerade ins DIFC in grössere Räumlichkeiten umgezogen und haben auch in Abu Dhabi eine Niederlassung – für uns klar eine Wachstumsregion.

LLB hat dieses Jahr die Staatsgarantie aufgegeben. Wie war die Reaktion der Kunden, wenn diese so auf Sicherheit bedacht sind?

Das war keine grosse Geschichte. Die Staatsgarantie der LLB war auf Sparkonti und Kassenobligationen beschränkt gewesen. Und wir haben die Staatsgarantie seit einigen Jahren nicht mehr als Marketinginstrument eingesetzt, sondern das Rating, das unabhängig davon ist.

Gibt es eine unterschiedliche Wahrnehmung von Offshore-Kunde zu den Buchungsstandorten Schweiz und Liechtenstein?

Wir beobachten bei der vermögenden Kundschaft einen klaren Trend zur Diversifikation nach Ländern. Liechtenstein ist ein eigenständiger Staat mit eigener Regulierung und stellt damit im Vergleich zu anderen Finanzplätzen, wie etwa Grossbritannien oder Singapur, eine klare Diversifikation dar – eingeschränkter auch zur Schweiz.

Eine Onshore-Präsenz in Russland ist eine Option?

Nein, wir fühlen uns mit dem gegenwärtigen Setup sehr wohl.

Liechtenstein hat ein Blockchain-Gesetz verabschiedet und ist einer der Krypto-Hubs in Europa. Überlässt die LLB dieses Geschäft ganz der Bank Frick?

Man muss klar zwischen Blockchain als Technologie und Kryptowährungen unterscheiden. Wir gehen je nach Kundenkonstellation Beziehungen mit Blockchain-Firmen ein, vorausgesetzt das Geschäftsmodell ist verständlich und transparent. Punkto Kryptowährungen sind wir restriktiver, nicht zuletzt auch wegen der Korrespondenzbanken.


Roland Matt ist seit Anfang 2012 CEO der LLB-Gruppe, arbeitet aber bereits seit dem Jahr 2002 für die Bank. Unter anderem war der heute 49-jährige Liechtensteiner Leiter des Anlagekomitees und für die Erarbeitung und Kommunikation der Anlagepolitik, sowie für die Akquisition und Betreuung von Kundenmandaten zuständig. 2009 stieg er in die Gruppen- und Geschäftsleitung auf.

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