Isabelle Romy tritt aus dem Verwaltungsrat der UBS zurück – frühzeitig. Liegt der Grund dafür in der Überwachungsaffäre um Iqbal Khan?

Zwei Jahre wären ihr noch im Verwaltungsrat (VR) der UBS geblieben – die Zeitbegrenzung für das Amt liegt bei zehn Jahren. Doch Isabelle Romy, seit 2012 gehört sie dem UBS-VR an, tritt bereits per kommende Generalversammlung zurück. Gründe dafür wurden in der UBS-Mitteilung vom Freitag nicht genannt.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Verwaltungsräte ihr Amt abgeben, bevor sie es aus statutarischen Gründen tun müssen. Die Frage nach dem Rücktrittsgrund stellt sich bei Romy jedoch, weil die Wirtschaftsanwältin indirekt mit dem Überwachungsskandal der Credit Suisse (CS) um Iqbal Khan in Verbindung steht.

Ehemann untersuchte CS-«Spygate»

Ihr Ehemann Flavio Romerio leitete nämlich bei der CS die interne Untersuchung, wer die Überwachung des früheren Private-Banking-Chefs angeordnet hatte. Mit COO Pierre Olivier-Bouée und dem CS-Sicherheitschef machte Romys Ehemann zwei Täter aus. Sie mussten daraufhin die CS verlassen.

CEO Tidjane Thiam wie auch Verwaltungsratspräsident Urs Rohner sollen nichts von der Überwachung Khans durch ein Detektivbüro gewusst haben, auch nicht von der Beschattung des früheren Personal- und Marketingchefs Peter Goerke.

Ein heikler Wechsel

Der Skandal ist damit noch keineswegs aufgearbeitet. Die Zürcher Staatsanwaltschaft beschäftigt sich inzwischen mit zwei Klagen in diesem Fall. Einmal mit der Strafanzeige Khans gegen die Privatdetektive, und einmal mit der Klage der Privatdetektive gegen Khan und seine Ehefrau. Zudem untersucht die Finma CS-intern, ob aufsichtrechtliche Verstösse vorliegen.

Der 43-jährige Khan begann seinen Job als Co-Chef Wealth Management bei der UBS Anfang letzten Oktober, als die Wogen in diesem bislang beispiellosen Fall der Schweizer Bankgeschichte noch immer hoch gingen.

Für die UBS war dies heikel. Khan war von der CS überwacht worden, weil der Verdacht bestand, er würde frühere Kollegen und Mitarbeiter abwerben und zu seiner neuen Arbeitgeberin lotsen. Der Verdacht hatte sich durch die Untersuchung als unbegründet erwiesen, Rohner und Thiam entschuldigten sich bei Khan.

Mitten in dieser aufgeheizten Stimmung stellte die Grossbank somit einen Top-Manager für ihr Privatkundengeschäft an, dessen Abgang bei der CS abrupt war und der in einer juristischen Auseinandersetzung stand.

Frage nach Unabhängigkeit

Offenbar versuchte die UBS Khan nach seinem Stellenantritt dazu zu bewegen, die Strafanzeige gegen das Detektivbüro zurückzuziehen. Die Grossbank ist tunlichst darauf bedacht, dass nichts in dieser Beschattungsaffäre auf sie zurückfallen wird.

Mit Romy im Verwaltungsrat der UBS und ihrem Ehemann Romerio, dem Chefuntersucher in der CS, stellen sich aber Fragen bezüglich Interessenkonflikten und Unabhängigkeit.

Das ist nicht an den Haaren herbeigezogen. Banking ist eine hoch regulierte Branche und die Tätigkeit eines Anwalts ist der höchsten Vertraulichkeit unterworfen; im Hinblick auf andere Mandate, aber auch im Hinblick auf persönliche Verbindungen.

Romys eigene Kanzlei wollte sie nicht mehr

Im Falle Romerios könnte im Zusammenhang mit der CS-Untersuchung der Verdacht auf Befangenheit aufkommen, weil Khan in derselben Bank tätig ist wie Romerios Ehefrau.

Romy ist zudem im Nominating Committee des VR, sie hat also bei den Top-Besetzungen im UBS-Management jeweils ein gewichtiges Wort. Für ihre Tätigkeit kassierte sie allein im Jahr 2018 über 625'000 Franken.

Wie heikel es ist, als Person mit einem engmaschigen Beziehungsnetz in der Wirtschaftswelt in den UBS-VR gewählt zu werden, erfuhr Romy selber. Sie musste nach 16 Jahren aus der Wirtschaftskanzlei Niederer Kraft Frey, davon acht Jahre als Partnerin, austreten, um das Amt bei der Grossbank antreten zu können. Froriep, eine andere grosse Kanzlei, nahm es nicht so genau: Romy wurde dort 2012 sofort als Partnerin willkommen geheissen.

Verbindungen kappen?

Die UBS ist mit der Anstellung von Khan ein Risiko eingegangen: Erstens liegen die Erwartungen an den bei der CS zum Star-Banker avancierten früheren Rechnungsprüfer in hohen Sphären. Und zweitens ist «Spygate» nicht ausgestanden.

Die Lesart von Romys Austritt aus dem UBS-VR wäre dann: Die Grossbank will möglichst alle Verbindungen zu dem unleidigen Fall kappen. Die UBS gab dazu noch keinen Kommentar ab.

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