Die Negativmeldungen rund um den Grossbanken-Zusammenschluss nehmen zu, und jetzt startet auch noch die PUK zur Credit Suisse. Umso wichtiger wird es jetzt für die UBS, sich die Dynamik zu bewahren. Dafür steht bei der Bank vor allem eine Person.

Am (heutigen) Donnerstag hat die Finanzministerin der Schweiz einen Termin, den sie nicht auslassen darf: Karin Keller-Sutter muss als Auskunftsperson zum ersten Hearing der Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) antraben.

Den dort versammelten Parlamentarierinnen und Parlamentariern soll die Bundesrätin Red und Antwort stehen zu den Umständen des Zusammenbruchs, der Rettung und des Verkaufs der Credit Suisse (CS).

UBS vor dem Bundesverwaltungsgericht

Tags darauf, am Freitag, hat wiederum die UBS eine amtliche Frist einzuhalten. Die Grossbank muss gegenüber dem Bundesverwaltungsgericht in St. Gallen Stellung nehmen zu einer Beschwerde, die Hunderte Investoren in Zusammenhang mit der CS-Rettung eingereicht haben.

Die Anleger wehren sich gegen die Weisung der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma), welche der CS vergangenen März beschieden hatte, Pflichtwandelanleihen im Wert von fast 16 Milliarden Franken auf Null abzuschrieben.

UBS direkt belangen?

Die UBS ist zwar nur Partei in diesem Verfahren. Doch überlegt sich jetzt die britische Kanzlei Pallas, die CS (und damit das neue Mutterhaus UBS) direkt zu belangen. Dies, weil sich die Bank anlässlich der Rettung nicht entschiedener gegen die Finma-Weisung gewehrt habe.

Der Beginn der PUK wie auch das Beschwerdeverfahren in St. Gallen sind Hinweise darauf, dass für die UBS mit Blick auf die CS-Übernahme eine neue Phase anbricht.

Nachdem das Führungsteam um CEO Sergio Ermotti und Bankpräsident Colm Kelleher in den vergangenen Monaten die Konturen der neuen Megabank in grosszügigen Strichen entwerfen durften, geht es nun um die Integration im Detail – und diese ist ebenso komplex wie langwierig.

Zermürbende Phase

So wurde der Zusammenschluss zweier international systemrelevanter Banken noch nie zuvor unternommen; dass Ermotti die Integration vor diesem Hintergrund bis ins Jahr 2026 schaffen will, gilt unter Beobachtern als sehr ambitioniert.

Dennoch sind drei Jahre eine lange Zeit, in der die Grossbank vorab mit sich selbst beschäftigt sein wird. Eine voraussichtlich zermürbende Phase für die internen und externen Anspruchsgruppen der UBS.

Die Tage der grossen Würfe sind vorbei

Damit ändert sich auch das Narrativ der Grossbankenfusion. Die Tage der grossen Würfe, als alles an den Lippen von Ermotti und Kelleher hing, sind definitiv vorbei.

Stattdessen werden in der Öffentlichkeit wohl vermehrt Neuigkeiten von der Kehrseite des Zusammenschlusses die Runde machen: Massenentlassungen, Schadenersatzklagen, Probleme mit Menschen und Systemen. Und mit dem im Frühling erwarteten Resultat der PUK wird die Zwangsübernahme der CS nochmals intensiv diskutiert werden.

Aktienkurs im Fokus

UBS-Aktionärinnen und -Aktionäre werden derweil besorgt auf den Aktienkurs der Grossbank blicken und die Rendite- und Kostenziele der Bank im Auge behalten. Nach starken Zugewinnen infolge der Ankündigung der CS-Vollintegration im vergangenen August tendieren die Titel seit Wochen seitwärts. Das passt schlecht zur Wachstumsstory, die das Bankmanagement den Investoren verkaufen möchte.

Denn was die Anleger wollen, ist «Momentum» – ein Anglizismus, der am treffendsten mit Schwung oder Dynamik zu übersetzen ist, und den Börsianer in Zusammenhang mit Kursbewegungen verwenden. Auch in Gesprächen im Umfeld der Grossbank fällt der Begriff dieser Tage oft: Angesichts der Aussicht auf vier Jahre Integrations ist das Momentum gar zur entscheidenden Frage avanciert.

Die Anziehungskraft der neuen Masse

Gerne wird darauf verwiesen, dass das Momentum im Kerngeschäft mit der Globalen Vermögensverwaltung (GWM) ungebrochen vorhanden sei. Dank der CS-Übernahme ist die UBS in diesem Business in der Schweiz, Europa, in Asien-Pazifik und in Lateinamerika zur Nummer eins avanciert.

In den USA liegt die Bank auf dem vierten Platz, aber auch das möchte sie noch verbessern. Die Anziehungskraft der neuen Masse im Wealth Management, so wird gerühmt, sei jetzt schon spürbar.

Nach dem rekordhohen Neugeld im ersten Halbjahr 2023 hat sich das Wachstum nun auch in den vergangenen Wochen offenbar nicht abgeschwächt. Insbesondere asiatische Kunden würden der UBS derzeit überdurchschnittlich viel Vermögen anvertrauen, heisst es in Finanzkreisen.

So recht nach dem Gusto von Iqbal Khan

Derweil hat die UBS in den vergangenen Monaten in der Sparte GWM mehr als zehn so genannte Präsidenten und Vizepräsidenten ernannt – der Nahost-Veteran Bruno Daher ist ein Beispiel dafür.

Das seien jedoch keine «Frühstücksdirektoren», heisst es allenthalben, sondern Wissensträger, die in Zusammenarbeit mit jüngeren Mitarbeitenden klare Wachstumsziele zu erfüllen haben.

Fleischgewordenes Momentum

Darüber wacht, sozusagen als Fleisch gewordenes Momentum, GWM-Chef Iqbal Khan. Dem Vernehmen nach ist er derzeit pausenlos unterwegs, um in dem weit verzweigten Niederlassungsnetz der Grossbank Kader und Frontleute zu motivieren sowie wichtige Kunden zu treffen.

Eine Aufgabe so recht nach dem Gusto des 47-jährigen Schweizers mit pakistanischen Wurzeln, der mittlerweile als der wichtigste Manager nach CEO Ermotti bei der kombinierten Grossbank gilt. «Iqbal geniesst diese Zeit», sagt eine Quelle über den Banker.

Enormer Transfer hochsensibler Daten

Doch während Khan um die Welt jettet, um die Dynamik des Vorzeigegeschäfts der UBS sicherzustellen, gilt es beim Bankenkonzern in täglicher Kleinarbeit die zahlreichen Hürden der Integration zu meistern: Mitarbeitende der CS müssen auf die Systeme der UBS umstellen und ausgebildet werden.

Das Gleiche ist für die noch erwünschten Kunden der übernommenen Bank und einen Teil der Produkte zu meistern. Da damit ein enormer Transfer von hochsensiblen Daten verbunden ist, gilt dies als Aufgabe, bei der sich die Mega-Bank keine Fehler erlauben darf.

Doppelte Herausforderung

Das macht es doppelt herausfordernd, auch hier den Schwung zu bewahren – denn wenn hier das Momentum verloren geht, wird die Integration für die UBS nicht zu gewinnen sein.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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