In den vergangenen zwei Jahren gab es an der Börse für viele Indizes eine heftige Berg- und Talfahrt. Grossinvestoren konnten zumindest einen Teil dieser Schwankungen durch ein gelungenes Risikomanagement auffangen. Privatanleger wurden jedoch häufig kalt erwischt. 

Dabei ist es gar nicht so schwer, das eigene Trading am Aktienmarkt mit einem vertretbaren Verhältnis von Chancen und Risiken zu verknüpfen. Allerdings geht dieses Vorgehen über das Setzen von Stop-Loss-Kursen hinaus.

Tools unterstützen das Investment

Das Wichtigste vorweg: Für ein kühles Berechnen des Risikos sind Tools nützliche Helfer: Chartverläufe mit Kerzengrafiken, Kursrechner usw. Idealerweise liegt das Depot bei einem Broker, der ambitionierten Tradern so etwas bieten kann.

Diese Spezialisten zeigen nicht nur Kurshistorien und Chartverläufe, sondern bieten zusätzliche Programme an, um Chancen und Risiken zu bewerten oder zu errechnen.

Das eigene Anlageverhalten ist die Grundlage

Doch auch das beste Tool ist nutzlos, wenn der Anleger bei einem kleinen Verlust Panik verspürt und ohne Not vorzeitig verkaufen möchte. Das unterminiert jede anders ausgerichtete Strategie.

Zum Start eines Risikomanagements gehört daher stets das Beleuchten der eigenen Mentalität. Ist der Anleger jemand, der bei Verlusten schnell nervös wird? Dann sollte er die gesamte Strategie konservativer oder vorsichtiger entwickeln. Bleibt er dagegen auch bei einkalkulierten Kursrückgängen cool?

Dann kann er etwas forscher an die Sache herangehen. Disziplin ist äusserst wichtig, damit das Risikomanagement funktionieren kann.

Stets einen Stop-Loss-Kurs bestimmen

An der Börse kann es rasant zugehen. Das gilt insbesondere bei politischen oder geldmarktgetriebenen Kursen, wie sie in den letzten Jahren typisch waren. Anleger sollten sich daher mit einem Stop-Loss absichern.

Diese Verlustgrenze nach unten beschränkt das Risiko deutlich. Selbst bei überraschenden Kursrutschen bleibt das Risiko überschaubar und vor allem kalkulierbar.

Die 1-Prozent-Regel

Unabhängig von der Risikobereitschaft sollten Anleger eine weitere Regel befolgen. Diese ist bei vielen professionellen Tradern verbreitet und kann zu einer deutlichen Verlustminimierung beitragen: die 1-Prozent-Regel. Diese besagt: Setzen Sie Ihre Stop-Loss-Kurse so, dass Sie mit jedem Trade maximal ein

Prozent Ihres Depots verlieren können. Auf diese Weise wären theoretisch 100 Trades erforderlich, um im Extremfall alles zu verlieren. Das geschieht (hoffentlich) aber in der Praxis nicht.

Es gibt viele Trades, die auch Gewinn einbringen. Aber diese 1-Prozent-Regel in Kombination mit einem Stop-Loss ist ungemein effektiv, um das Depot nach unten abzusichern.

Aber: Bei zu eng gesetzten Verlustgrenzen können die zu zahlenden Trading-Gebühren den Verlust unverhältnismässig stark steigern. Hier ist Augenmass gefordert oder das Einrechnen der Gebühren.

Chance und Risiko in Relation setzen

Durch den gesetzten Stop-Loss ist der maximal eingepreiste Kursverlust exakt definiert. Dieser steht einen potenziellen Kursgewinn gegenüber. Dieser Kurs ist das anvisierte Ziel des Anlegers.Daraus ergibt sich ein Chance-Risiko-Verhältnis.

Ein einfaches Beispiel: Ein Anleger kauft eine Aktie zum Preis von 100 Schweizer Franken. Der Stop-Loss liegt bei 90 Schweizer Franken. Das Verlustrisiko liegt bei 10 Schweizer Franken.

Die obere Limitorder für den Verkauf setzt er bei 130 Schweizer Franken. Die Gewinnchance liegt bei 30 Schweizer Franken. Daraus ergibt sich ein Chance-Risiko-Verhältnis von drei.

Anders ausgedrückt: Jedem riskierten – nicht eingesetzten - Franken stehen drei Schweizer Franken potenzieller Gewinn gegenüber. Oder aber: Ein Gewinntrade wiegt drei Verlusttrades auf, wenn der Anleger dieses Verhältnis über alle Investitionen durchhält.

Schätzen des Kursziels

Das Problem: Niemand kennt den zukünftigen Kurs. Häufig basiert die Limitorder auf Wunschdenken. Daher kommt ein professionelles Risikomanagement nicht an einer genauen Betrachtung der Charts vorbei.

Spätestens hier kommen die Tools von Online-Brokern ins Spiel. Trendkurven, Kerzengrössen, Durchschnittslinien, typische Kursschwankungen, Volatilität und erwartete Widerstände spielen in die Betrachtung hinein.

Eine Aktie, die bereits länger gut gelaufen ist, wird vermutlich kaum noch grosses Potenzial nach oben haben. Eine Aktie, die sich sehr selten um mehr als ein Prozent am Tag bewegt, wird in absehbarer Zeit den Wert kaum verfünffachen können.

Ebenso sind Marktkenntnisse vorteilhaft. Wenn eine Aktie länger Verluste eingefahren hat, aber das Marktumfeld sich zum Positiven verändert, stehen die Chancen für auf einen Turnaround gut.

Risikomanagement erfordert akribisches Arbeiten

Um einen Gewinnkurs zum Aussteigen (oder zur Neubewertung) zu definieren, sind erweiterte Kenntnisse hilfreich. Faustregel: Dieser Kurs sollte nicht zu hoch gesetzt sein. Denn er ist ein Wunschziel.

Je exakter dieser Kurs von Charttechnik und Markteinschätzung gestützt ist, desto besser. Denn so wird aus einer Chance eher ein tatsächlich realisierbarer Gewinn und aus einem Chance-Risiko-Verhältnis die erforderliche belastbare Messgrösse.

Risikomanagement gezielt für sich nutzen

Was bedeutet das für die Praxis? Das Chance-Risiko-Verhältnis beschreibt das persönliche Anlagerisiko. Es definiert Ziele und potenzielle Verluste. Beides sind für ein Risikomanagement wichtige Grössen.

Je grösser dieses Verhältnis wird, desto mehr Gewinn ist möglich und desto mehr Verlusttrades kann sich der Anleger bei Erreichen des Gewinnziels erlauben.

Aber: Die Einschätzung muss realistisch sein und zum Marktumfeld passen. Ein zu hoch gesetztes Kursziel verhagelt das Risikomanagement. Wenn das Kursziel nach oben illusorisch ist, wiegen die möglichen Verluste zu schwer.

Wer seine Mentalität bei Verlusten gut einschätzen kann, die 1-Prozent-Regel befolgt und erreichbare Kursziele in einem zukunftsträchtigen Marktsegment definiert, hat eine gute Grundlage.

Mit dem erforderlichen individuellen Feintuning und der zum Marktumfeld passenden Aktienauswahl entsteht dann ein Risikomanagement, das bei einem klar definierten Maximalverlust die gezielte Suche nach Chancen unterstützt.

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