Der Schatten des einstigen Hedgefonds-Stars Bernie Madoff und seines gigantischen Ponzi-Schemas hängt weiterhin über dem Schweizer Finanzplatz. Ein Liquidator fordert von 15 Schweizer Banken grosse Summen zurück.

Auf der Liste der Forderungen taucht sogar die Schweizer Börsenbetreiberin SIX auf. Die Liste hat Krys Global erstellt, ein auf den Cayman Islands domizilierter Spezialist für Liquidationen und Forderungen, wie das Westschweizer Magazin «Bilan» berichtet (Artikel nicht online verfügbar).

Doch das Hauptziel von Kenneth Krys, dem Managing Director des Liquidators, sind die Schweizer Banken. Von UBS, Credit Suisse, Pictet, Lombard Odier, Mirabaud und Bordier ist bekannt, dass von ihnen im Zusammenhang mit dem Madoff-Fall Rückzahlungen gefordert werden. Julius Baer and Vontobel listen den offenen Madoff-Fall in ihren Jahresberichten auf.

2,5 Milliarden Dollar plus Zinsen

«Bilan» weiss zudem anhand von amerikanischen Gerichtsdokumenten, dass Verfahren auch gegen ING (Switzerland) offen sind, die Bank gehört seit 2009 zu Julius Bär, gegen die EFG in Luxemburg, die Royal Bank of Canada (Suisse), die Dexia Privatbank (Switzerland), die SCS Alliance (heute Compagnie Bancaire Helvétique) und Barclays (Switzerland).

Insgesamt hat Krys Global gegen 69 Finanzinstitute weltweit Forderungen gestellt. Der Fall liegt beim Federal Bankruptcy Court des Southern District in New York.

Die Summe, die Krys Global, fordert, ist erklecklich. «Rund 6 Milliarden Dollar plus Zinsen und davon 2,5 Milliarden Dollar plus Zinsen von Schweizer Instituten», präzisierte Krys gegenüber «Bilan».

Im Schnitt 160 Millionen Dollar

Es seien Kundengelder, die vormals von drei Fonds mit Sitz auf den British Virgin Islands eingesammelt worden seien: Fairfield Sentry, Fairfield Sigma und Fairfield Lambda.

Die Schweiz und ihr Finanzplatz waren im Zentrum des Madoff-Skandals, der vor genau zwölf Jahren platzte. Madoff hatte über Jahre hinweg das grösste Ponzi-Schema der Geschichte aufgebaut – 26 Milliarden Dollar verschwanden. Eine ganze Anzahl Schweizer Finanzinstitute hatte in die Madoff-Fonds investiert und musste bereits teils hunderte von Millionen Franken abschreiben oder zurückzahlen.

«Bilan» weist auf die teils grosse Diskrepanz zwischen den Krys-Forderungen und den von den Schweizer Banken erwarteten Forderungen hin. Im Schnitt müsste jedes Institut 160 Millionen Dollar an Krys abliefern.

Keine grosse Beunruhigung

Doch viele Banken rechnen mit deutlich weniger. Vontobel beispielsweise berechnet die Höchstsumme auf 44,1 Millionen Franken, hält die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges des Liquidators vor Gericht aber für so gering, dass sie keine Rückstellungen gebildet hat. Julius Bär rechnete einst mit 64 Millionen Franken, Pictet gemäss «Bilan» mit rund 50 Millionen Franken. UBS und Credit Suisse haben den Madoff-Fall in ihren Jahresberichten gar nicht mehr aufgeführt.

Von «Bilan» kontaktierte Banken würden sich angesichts der Milliarden-Forderungen keine grossen Sorgen machen. Sie hätten nur als Depotbank fungiert und Madoff-Fonds weder im Angebot gehabt noch diese ihren Kunden je empfohlen.

Doch mag diese Sorglosigkeit auch Rhetorik sein. Krys Global ist als Madoff-Liquidator bislang kaum in Erscheinung getreten. Das Fürchten lehrte die Banken hingegen Irving Picard, der erste Liquidator der Madoff-Vehikel. Er überzog die Bankenwelt mit einer Flut von Klagen – und holte über 11 Milliarden Dollar zurück.

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