Am von Private Banking Day redete Staatssekretärin Daniela Stoffel der Branche ins Gewissen: Sie erwartet Bestleistungen von den Bankern.

Es ist ein Zeichen der jüngsten Lockerungsschritte im Corona-Regime, dass der «Private Banking Day» wenigstens zu Teilen wieder «live» stattfinden konnte. Am von der Vereinigung Schweizerischer Privatbanken (VSPB) und der Vereinigung Schweizerischer Assetmanagement- und Vermögensverwaltungsbanken (VAV) am Donnerstag in Genf ausgerichteten Branchentreffen konnte somit auch Daniela Stoffel, Leiterin des Staatssekratariats für Internationale Finanzfragen (SIF), ans Rednerpult treten.

Dies, während sich Bundespräsident Guy Parmelin per Video aus Bern zuschaltete.

«Exzellenter Kompromiss»

Die jährliche Veranstaltung wird traditionell dazu genutzt, um den Vorhaben von Bundesbern und der Aufsicht den Spiegel vorzuhalten und in akribischer Manier festzuhalten, wo aus Sicht der Privatbanken Mängel vorliegen.

Da war es schon fast aussergewöhnlich, dass der scheidende VSPB-Präsident Yves Mirabaud das kurz vor der Abstimmung stehende CO2-Gesetz, hinter dem auch der Bundesrat steht, als «exzellenten Kompromiss» lobte. Weniger Freude zeigte der Senior Partner der Genfer Privatbank Mirabaud am jüngsten Entscheid der Exekutive, die Verhandlungen zum Rahmenabkommen mit der EU abzubrechen. Der möglichst ungehinderte Marktzugang ins Ausland liegt den «exportorientierten» Privatbankern sehr am Herzen.

Zu den besten gehören

Auf den Abbruch der Verhandlungen mit Brüssel kam auch Stoffel in ihrem Diskurs zu sprechen: Sie werte diesen als Zeichen, dass sich die Schweiz auf ihre eigenen Stärken verlasse. An die Adresse der Anwesenden verlas die Staatssekretärin dann eine Liste von Ermahnungen, die unfreiwillig etwas schulmeisterhaft herüberkam: Stark sein könne eben nur, wer zu den besten gehöre.

Der Schwenk auf ein nachhaltiges Finanzwesen, das Leitmotiv des Tages, sei aus dieser Warte «de rigeur», also zwingend für die Institute. Als Intermediäre der Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft müssten die Banken dabei nicht nur die Gegenwart bewältigen, sondern auch die Zukunft kennen. «Von Banken und Versicherern wird erwartet, dass sie die Risiken der Zukunft abschätzen können», sagte die SIF-Leiterin.

Bei Rast droht Rost

Dabei hätten es die Institute mit Märkten zu tun, die ausgehebelt würden, mit Pensionsvermögen, die auch in einer klimaneutralen Welt noch werthaltig sein müssen, und mit drohenden Rechts- und Verfassungsdebatten. Dies, wenn Politik und Wirtschaft bei der Bekämpfung des Klimawandels zu wenig Fortschritte erzielten.

Aber auch, wenn die Branche bei diesem Thema Lorbeeren hole: ausruhen dürften sich die Private Banker darauf nicht, erklärte Stoffel. «Wer rastet, rostet.»

Von Bund und SIF könnten die Privatbanken im Gegenzug «Klarheit und einen verlässlichen Rahmen» erwarten. In Sachen Nachhaltigkeit etwa hat der Bundesrat vergangenen Januar der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) seine Unterstützung zugesagt. Dabei handelt es sich um eine internationale Arbeitsgruppe zur Klima-Berichterstattung, die dem einflussreichen Finanzstabilitätrat (FSB) angehört. Bereits vergangenen Dezember präsentierte der Bund zudem seine neue Finanzplatz-Strategie, die stark auf Innovation und Nachhaltigkeit fokussiert.

Stabübergabe bei der Lobby

Derweil beugt sich die Politik auch über so profane Angelegenheiten wie die Abschaffung der Stempelsteuer – eine ewige Forderung von Branchen-Lobbyisten wie VSPB-Präsident Mirabaud. Einen etwaigen Durchbruch wird aber wohl erst sein Nachfolger feiern können. Wie auch finews.ch berichtete, wird er auf dem Präsidium von Grégoire Bordier abgelöst, Gesellschafter der Privatbank Bordier.

Beim VAV wiederum ist Philipp Rickenbacher, CEO der Julius Bär-Gruppe, zum neuen Präsidenten der Vereinigung gewählt worden. Er tritt die Nachfolge von Marcel Rohner an, der Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung wird.

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