Charles Henri Sabet, ein Veteran im Online-Trading, will mit seiner Flowbank die Schwächen der etablierten Finanzhäuser gezielt ausnützen. Dies erklärt er im Gespräch mit finews.ch.

«Kunden können aus 10'000 Banken auswählen, wenn sie Aktien oder Währungen handeln wollen», betont Charles Henri Sabet gleich zu Beginn des Interviews mit finews.ch. «Es kommt aber darauf an, wie die Kunden ordern können, wie einfach die Abwicklung der Aufträge ist, und wie hoch die Gebühren sind», erklärt der Online-Veteran, der schon 1991 eine digitale Trading-Bank namens Synthesis ins Leben rief, die er 2007 für viel Geld der Konkurrentin Saxo Bank veräusserte.

Mit seinem neuesten Coup, der Flowbank, will er genau an diesen Punkten ansetzen und den Schweizer Markt aufrütteln. «Dabei setzen wir voll und ganz auf Swissness», bekräftigt er.

Alles im Inland

Doch was ist schweizerisch an der neu gegründeten Online-Bank, die gerade in Zürich ein neues Office eröffnet hat? «Ja, genau dies», sagt Sabet stolz. «Wir operieren zu 100 Prozent mit unserer Belegschaft aus der Schweiz heraus. Bei der Flowbank landen Sie nicht – wie bei den meisten Konkurrenten – einfach in einem Callcenter im Ausland», erklärt Sabet. Ausserdem würden alle Systeme im Inland betrieben.

Der zweite und viel wichtigere Punkt sei aber die Regulierung. «Wir unterstehen der schweizerischen Finanzmarktaufsicht Finma, und die hat einen konsolidierten Blick auf alle unsere Aktivitäten», betont der Walliser. Ausserdem gehöre die Bank der Schweizer Einlagensicherung Esisiusse an.

Auf die Frage, weshalb die Bankenlizenz dann bei der Flowbank von einem ausländischen Kreditinstitut spricht, erklärt Sabet, dass er zwar Schweizer sei und als CEO auch in der Schweiz wohne, aber die Holding, über welche sein Besitz verwaltet werde, noch im Ausland liege. «Das hole ich aber alles in die Schweiz», beteuert er.

Einfache Abläufe

Aber neben Schweizer Operationen und der Beachtung von Schweizer Recht ist dem Mehrheitseigentümer der Flowbank noch ein weiterer Punkt im Zusammenhang mit der Swissness wichtig. Die Kunden sollen Schweizer Qualität bekommen – aber eben mit einem völlig neuen Kundenerlebnis.

Sprich: Alles einfach zu bedienen, einfach zu ordern, alles soll fliessen – also einen «Flow» haben, gemäss dem Namen der Bank, der Sabet offenbar an einem Morgen um vier Uhr eingefallen ist. «Eine Kontoeröffnung erfolgt in wenigen Minuten, sobald sie als Schweizer oder Schweizerin ihre ID und einen Nachweis der Wohnadresse parat haben», schwärmt der Banker.

Das Beste aus beiden Welten

Doch warum ist der angestammte Manager nicht einfach auf den Krypto-Trend aufgesprungen und hat das Gründungskapital von 36 Millionen Franken dort investiert? «Nur auf Krypto zu setzen, schien mir zu riskant.» Mit seiner Flowbank wolle er beide Welten, also das traditionelle Traden und Kryptos, anbieten, entgegnet er.

Und die wichtigsten Kryptowährungen könnten Kunden aktuell bereits über CFDs bei der Flowbank handeln, sagt Sabet. Im kommenden Jahr soll ausserdem die Tokenisierung von Assets möglich werden. «Es ist gut, ausschliesslich Tomaten anzubieten, wenn Sie der beste Tomatenproduzent sind. Weniger riskant ist es dagegen, auf eine breite Auswahl an Gemüsesorten zu setzen», beschreibt er bildhaft seine Strategie gegenüber finews.ch.

Gegen Cyberattacken gewappnet

Was möchte die Flowbank noch anders machen? «Wir kommen mit einer völlig neuen Technologie auf dem Markt, und wir haben als flexible Bank einen neuen Mindset». Sabet gibt sich auch zuversichtlich, dass die Systeme in «rauhen» Marktphasen standhaft bleiben werden. «Die Performance sollte eigentlich kein Problem darstellen, solange die Börsenanbieter funktionieren», heisst es. OTC-Geschäfte seien ohnehin 24 Stunden und sechs Tage lang möglich, führt Sabet weiter aus.

Auch die Sicherheit der Kundendaten sowie Einlagen sieht er nicht als Problem an. «Wir lagern Währungen bei Nationalbanken sowie die Assets ausschliesslich bei Tier-1-Kreditinstituten.» Und auch gegen Cyberattacken ist Flowbank gewappnet. Notfalls gebe es eine Versicherung, so Sabet.

Aufgrund der geringen Kostenstruktur reicht es für die Online-Bank, bei einem Trade mit sieben bis acht Basispunkten an Fees auszukommen. Andere Anbieter, wie die Grossbanken, bräuchten zehnmal mehr. «Wir ermöglichen Investoren, dieses gesparte Geld gleich wieder zu investieren», frohlockt der Chef von bald 125 Angestellten.

Vielleicht sogar gratis handeln

Auf die Frage von finews.ch, wie die Flowbank ihr Geld verdienen wolle, erwidert der Chef, «mit dem Volumen». Und auch die Gewinnschwelle sei aufgrund des Kundenwachstums bereits in Reichweite gerückt. «In anderthalb oder zwei Quartalen werden wir break-even sein», gibt sich Sabet überzeugt.

Bei den Gebühren will der Flowbank-Chef obendrein bald weiteres Neuland betreten und nicht wie die angestammten Schweizer Banken operieren. «Firmen wie RobinHood oder TradeRepublik bieten ihren Kunden zwar Finanzdienstleistungen an, die Einnahmequellen sind aber nicht die Kunden, sondern das Geld fliesst von den Gegenparteien». So etwas schwebt auch Sabet für die Flowbank vor, und dann könnte seine Kundschaft sogar mit noch niedrigeren Tradingfees rechnen oder «sogar eine Zeit lang gratis handeln». 

Kein Advisory

Beim Marktauftritt will sich die Neobank auch nicht verzetteln. Sie werde zwar die Produktepalette bald mit tausenden Fonds sowie im kommenden Jahr mit einer Debitkarte ergänzen, «aber Advisory oder sogar Asset Management werden wir nicht machen».

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