Vor Jahresfrist galt der hiesige Standort für die Schweizer Privatbank HSBC noch als Wachstumsmarkt, in den sie markant investieren wollte. Nun baut sie eine hohe Anzahl an Arbeitsplätzen ab und reduziert ihre Büroräumlichkeiten in Genf.

Nach einem schlechten Jahr für die Schweizer Privatbank HSBC, in dem vermögende Kunden netto 1 Milliarde Dollar abgezogen haben, baut die Bank 110 Arbeitsplätze in der Schweiz ab und reduziert ihre Büroflächen in Genf, wie britische Zeitung «Financial Times» (Artikel hinter Bezahlschranke) am Montag berichtete.

Die Mitarbeitenden des Büros am Quai des Bergues im Stadtzentrum wurden am Montag vergangener Woche darüber informiert, dass zwei Stockwerke des Gebäudes geschlossen würden und mehr Beschäftigte ihre Schreibtische teilen müssten. Damit will die Bank ihre Gebäudekosten in der Rhonestadt in den kommenden Jahren um rund 20 Prozent senken und damit einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Rentabilität des Unternehmens in der Schweiz leisten, wie einem internen Memo zu entnehmen ist, in das die «FT» Einsicht hatte.

Verlagerung nach Polen und Indien

Die Kürzungen in der Schweiz kommen nur ein Jahr, nachdem die HSBC-Gruppe das Land als einen Markt bezeichnet hatte, in das sie investieren wollte, um ihr Vermögensverwaltungsgeschäft auszubauen.

Viele der Back- und Middle-Office-Funktionen sollen dem weiteren Vernehmen nach an kostengünstigere Standorte, etwa in Polen und Mumbai, verlagert werden. Die Reduktion der Büroräumlichkeiten gehören zur Strategie des britischen HSBC-Konzerns radikal zu senken; in der Zentrale in London soll dieser Aufwand gar um 40 Prozent reduziert werden, wie auch finews.ch schon früher berichtete.

Grosse Kunden verloren

Die radikalen Massnahmen in Genf illustrieren auch den Druck, der auf der Schweizer Privatbank von HSBC lastet, die 2021 offenbar ein schlechtes Ergebnis erzielte; dies im Gegensatz etwa zur UBS, zu Julius Bär oder Vontobel. Der Netto-Neugeldzufluss bei der Schweizer Privatbank HSBC im vergangenen Jahr ging um rund 1 Milliarde Dollar zurück – was bedeutet, dass per Saldo mehr Kundengelder abgezogen als eingezahlt wurden.

Die «FT» vermutet, dass der Rückgang auf einige sehr grosse Kunden zurückzuführen sei, die ihr Vermögen abzogen, und nicht auf einen Rückgang der Gesamtzahl der Kunden. Im Umfeld der Bank wird indessen bestritten, dass die Massnahmen in direktem Zusammenhang mit dem operativen Geschäft stünden; HSBC präsentiert seinen Abschluss für 2021 am 22. Februar 2022.

Weitere Talente gesucht

Ein Sprecher der Bank sagte, dass der Stellenabbau in Genf keine Auswirkungen auf das Front Office haben werde und fügte hinzu, dass HSBC in den kommenden Jahren weiterhin Kundenbetreuer und Anlageberater einstellen wolle.

«Wir bleiben der Schweiz voll verpflichtet», sagte er gegenüber der britischen Zeitung. «Die Schweizer Bank wird ihr Geschäft mit Kunden aus Europa, dem Nahen Osten und Asien ausbauen, ihr Angebot für sehr vermögende Kunden erweitern und weiterhin Talente einstellen.»

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