Zum ersten Mal seit sieben Jahren zahlen die Unternehmen gemäss einer Langzeitstudie weltweit wieder mehr Schulden zurück, als sie neue aufnehmen. Darunter leidet das klassische Kreditgeschäft der Banken.

Laut dem jüngsten jährlichen Janus Henderson Corporate Debt Index zahlen Unternehmen weltweit zum ersten Mal seit den Jahren 2014 und 2015 wieder mehr Schulden zurück, als neue aufgenommen wurden.

Die Unternehmensgewinne stiegen im abgelaufenen Geschäftsjahr weltweit auf rekordhohe Werte. Dadurch war mehr als genug Kapital vorhanden, um nicht nur üppige Dividenden an die Aktionäre auszuschütten oder Aktien zurückzukaufen. Die Firmenlenker fuhren im Schnitt auch die Verschuldung ihrer Unternehmen deutlich zurück, wie dem jährlichen Bericht von Janus Henderson zur Unternehmensverschuldung zu entnehmen ist.

Die Schweiz als Musterschüler

So sank die globale Nettoverschuldung der Unternehmen 2021/22 auf Basis konstanter Wechselkurse um 0,2 Prozent auf 8,15 Billionen Dollar. Nach Ansicht der Autoren dürfte dieser Rückgang anhalten. In Europa war die Verschuldung allem in Norwegen, Italien und der Schweiz rückläufig.

In der Schweiz gingen die währungsbereinigten Schulden der hiesigen Unternehmen um 9,6 Prozent zurück, was gemäss der Analyse vor allem mit der Veräusserung von Vermögenswerten im Gesundheitssektor zusammenhängt.

Insgesamt belief sich die Nettoverschuldung der Schweizer Unternehmen laut Berechnungen der Investmentgesellschaft auf 88 Milliarden Dollar. Diese Summe macht lediglich 5 Prozent der europäischen Gesamtverschuldung der Unternehmen (ohne Grossbritannien) von 1,95 Billionen Dollar aus.

Mehr Last tragbar

Wie aus dem Bericht weiter hervorgeht, ging der Verschuldungsgrad weltweit um 5,7 Prozentpunkte auf 52,6 Prozent zurück. Der Anteil der Zinskosten am Betriebsergebnis sank aufgrund niedriger Zinsen und guter Gewinnmargen mit 11,3 Prozent auf den niedrigsten Stand der letzten acht Jahre.

Dass die rosigen Finanzierungszeiten bald vorüber sind, zeichnet sich im Bericht bereits ab. Demnach sind die Kosten der Unternehmen für die Emission neuer Anleihen gegenüber dem Vorjahreszeitraum erheblich gestiegen, da die Anleihemärkte die steigende Inflation, die höheren Leitzinsen der Zentralbanken und die Erwartung weiterer Zinserhöhungen bereits eingepreist haben.

Für Kreditgeber fällt weniger ab

Gemäss den Berechnungen lag die durchschnittliche Rendite für Anleihen mit guter Bonität (Investment-Grade) Ende Mai 2022 bei 4,1 Prozent, gegenüber 1,7 Prozent im Vorjahr. Die mittlere Rendite von Hochzinsanleihen (High-Yield) war sogar noch stärker angestiegen und lag bei 6,9 Prozent, gegenüber 4 Prozent vor Jahresfrist.

Nach Ansicht der Studienautoren sind die Unternehmen insgesamt gesund und können ihre Zinslast weiterhin problemlos bedienen. Mehr noch: wegen der hohen Ersparnisse und geringer Arbeitslosigkeit spreche vieles dafür, dass die Unternehmen den Abschwung verkraften und den nach wie vor grossen Cashflow nutzen würden, um die Verschuldung weiter abzubauen.

Für Banken und andere Kreditgeber würde dies unter dem Strich bedeuten, dass sich keine neuen Wachstumsmöglichkeiten im Kreditgeschäft auftun.

Wieviel Schulden sind gut?

Ein akzeptabler Verschuldungsgrad hängt in erster Linie von der geografischen Lage und der jeweiligen Branche ab. Vermögensstarke Unternehmen mit sicheren Cashflows in wirtschaftlich und politisch stabilen Teilen der Welt können ein höheres Verschuldungsniveau aufrechterhalten als Unternehmen in stark zyklischen Branchen, mit begrenzten Sachwerten oder in weniger entwickelten Teilen der Welt. Auch kulturelle Faktoren spielen eine Rolle, ebenso das vorherrschende Inflations- und Zinsumfeld.

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