Die Genfer Privatbank Lombard Odier spürt den Sturm an den Finanzmärkten, sie hat sich aber im vergangenen Semester Solidität bewahrt. Zu finews.ch sagt Senior Partner Patrick Odier, was er von der zweiten Jahreshälfte erwartet.

Auch die noble Genfer Privatbank Lombard Odier hat sich den turbulenten Märkten nicht zu entziehen vermocht. Vor dem Hintergrund der Zinswende, dem Bärenmarkt an den Börsen und dem Krieg in der Ukraine vermeldete das Institut am Donnerstag verwaltete Vermögen von 310 Milliarden Franken in der ersten Jahreshälfte.

Gegenüber dem Jahresende 2021 entspricht dies einem Rückgang um 13 Prozent, wobei 42 der 48 Milliarden Franken an Einbussen auf die Börsenlage und Devisenschwankungen zurückzuführen sind.

Solide und schuldenfrei

In seiner Rentabilität war das Institut dadurch aber kaum tangiert; der konsolidierte Reingewinn erreichte 136 Millionen Franken, was einem Rückgang von 5 Prozent gegenüber dem rekordverdächtigen ersten Halbjahr 2021 entspricht. Mit einer Kernkapital-Quote (CET1) von 29,5 Prozent ist die Privatbank zudem mehr als solide aufgestellt und nach eigenen Angaben auch schuldenfrei.

Trotz dieser Ausgangslage spricht Senior Partner Patrick Odier gegenüber finews.ch von Herausforderungen im Marktumfeld, wie sie in den letzten zehn Jahren nicht mehr beobachtet worden seien. Das stimmt Odier und die übrigen Teilhaber der Genfer Hauses höchst vorsichtig für die zweite Jahreshälfte. «Diese wird wohl noch ein wenig schwieriger werden als das erste Semester», blickt Odier voraus.

Insgesamt spricht der 67-jährige Senior Partner von einem harten Jahr, dass die Bank und ihre Kunden zu überstehen haben.

Neugeld fliesst noch

Dabei kommt Lombard Odier zugute, dass im Private Banking mittlerweile 69 Prozent der Kundenvermögen in diskretionären oder Beratungs-Mandaten der Bank anvertraut sind; wenn sich Kunden angesichts der Börsenlage auf die Seitenlinie flüchten, fällt dies bei den Genfern deshalb weniger stark ins Gewicht als bei Zürcher Konkurrenten wie UBS und Credit Suisse.

Odier sieht denn auch keinen grossen Stimmungswandel bei der reichen Klientel. Er fügt jedoch an, dass jetzt die Priorität darin bestehe, die Vermögen gegen die Börsenturbulenzen zu verteidigen.

Obwohl Lombard Odier zum Neugeld keine Zahlen nennt, bewegte sich die Bank nach eigenen Angaben im vergangenen Halbjahr innerhalb der angestrebten Bandbreite von 3 bis 5 Prozent Wachstum; dies würde im Private Banking einem Zufluss von 5 bis 6 Milliarden Franken entsprechen.

Hubert Keller steht bereit

Dass die Gruppe dennoch einen erwarteten Abfluss von 7 Milliarden Franken ausweisen musste, hat seine Bewandtnis in Bern. Die dort beheimatete Regionalbank Valiant hat ihre Depotvermögen bei Lombard Odier infolge einer strategischen Neuausrichtung abgezogen, erklärt Odier das Minus. Die seit Jahren bestehende Partnerschaft mit der «lila Bank» Valiant werde jedoch aufrecht erhalten.

Wobei Odiers Zeit als «Primus inter pares» unter den Teilhabern der Genfer Instituts bekanntlich abläuft. Per 1. Januar übernimmt von ihm Hubert Keller das Ruder, wie auch finews.ch berichtete. Im Jahr 2022 führen die beiden Lombard Odier noch Seite an Seite, bevor Nachfolger Keller dann endtgültig die Zügel in die Hand nimmt. «Er ist bereit für das Amt», sagt der noch-Senior-Partner über Keller.

Für Odier hat nun sein letztes Halbjahr an der Spitze des 226-jährigen Geldhauses begonnen.

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