Die Genfer Privatbank hat im vergangenen Jahr den Gewinn markant gesteigert und Dutzende neue Stellen geschaffen, wie finews.ch erfahren hat. In den nächsten Monaten teilen sich nun zwei Teilhaber von Lombard Odier faktisch die Spitze.

Lombard Odier schliesst sich dem Reigen der Schweizer Privatbanken an, die im abgelaufenen Jahr 2021 zur Hochform aufgelaufen sind. Wie das Genfer Traditionshaus am Donnerstag vermeldete, kletterte der konsolidierte Reingewinn im Jahresvergleich um einen Drittel und erreichte 270 Millionen Franken. Mit 13 Prozent zweistellig gewachsen sind auch die verwalteten Vermögen, die beim Institut auf 358 Milliarden Franken zugenommen haben. Rund 15 Milliarden Franken davon entfielen auf neu anvertraute Gelder.

«Ein sehr positives Jahr», resümiert Senior Partner Patrick Odier denn auch im Gespräch mit finews.ch – und wohl eine schöne Vorlage für ihn, um sein letztes Jahr als Senior Partner und «Primus inter Pares» under den Teilhabern der Bank zu absolvieren. Anfang 2023 übernimmt nämlich Hubert Keller (Bild unten) das illustre Amt. Um den reibungslosen Übergang zu gewährleisten, funktionieren die beiden Teilhaber nun gleichsam als Co-Spitze beim Institut.

Reibereien gebe es keine, erklären sie wie aus einem Mund. Schliesslich arbeite man ja schon seit über 16 Jahren im Partnergremium zusammen.

Keller 500

(Bild: Lombard Odier)

Problematisches Leck

Odier geht allerdings nicht davon aus, dass sich 2022 zu einem derartigen Schaulaufen der Bank entwickelt wie das Vorjahr. Welthandel und Unternehmenszahlen seien zwar robust, und mit über Gebühr rasch steigenden Leitzinsen rechnet er ebenfalls nicht. Dennoch ist der Ausblick der Privatbank auf die kommenden Monate bloss «konstruktiv», wie er weiter ausführt. Angesichts des gegenwärtigen Umfelds für das Metier ist dies den Partnern nicht zu verdenken; neben den Folgen des Kriegs in der Ukraine haben sie sich auch mit den Kollateralschäden der «Suisse Secrets»-Enthüllungen zu beschäftigen.

Der Senior Partner, der über Jahre auch die Schweizerische Bankiervereinigung präsidiert hatte, findet dazu, dass das Banking in den letzten zehn Jahren bei Qualität und Transparenz nochmals grosse Fortschritte gemacht habe und dies auch weltweit so wahrgenommen werde. Die Enthüllungen könnten deshalb keinesfalls für die ganze Branche stehen. Als problematisch sieht er vor allem, dass es zu einem weiteren Datenleck gekommen ist.

Fokus auf Zürich

Das alles wird Lombard Odier allerdings nicht daran hindern, in den Hauptbereichen Private Wealth (das Privatkunden-Geschäft, Asset Management und BPO (Outsourcing-Dienste für andere Finanzdienstleister) zu investieren. Tatsächlich haben die Genfer den Angaben des Senior Partners zufolge im vergangenen Jahr rund 100 Stellen geschaffen. Ein Fokus lag dabei auf dem Standort Zürich, wo das Institut unter dem 2019 ernannten Schweiz-Chef Andreas Arni diverse neue Kundenberater einstellte. Ausgebaut hat Lombard Odier auch die Analyse-Abteilungen, zumal in Bezug auf Nachhaltige Anlagen. Dort zählen die Genfer zur Avant-Garde am Finanzplatz.

Diesbezüglich verfügt Lombard Odier über einen wachsenden Hebel, um der Wende hin zu mehr Nachhaltigkeit Nachdruck zu verleihen. So werden bei der Bank inzwischen 68 Prozent der Privatvermögen in Mandaten verwaltet. Das Institut ist somit in der Lage, seine Nachhaltigkeits-Überzeugungen direkt im Portfolio umzusetzen, erklärt Odier. «Somit werden Risiken reduziert und die Rendite optimiert.»

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