Das Schweizer Geschäft des unabhängigen Vermögensverwalters Stanhope Capital kommt unerwartet unter neue Leitung. Die scheidende Chefin wurde eben erst an die Spitze einer hiesigen Branchenvereinigung gewählt.

Anfang Oktober übernimmt bei der Schweizer Niederlassung der Stanhope Capital Gruppe ein neuer Chef: Wie der international tätige unabhängige Vermögensverwalter am Montag mitteilte, nimmt Laurent Mazens im Genfer Büro die Zügel in die Hand.

Er übernimmt damit überraschend von Nicole Curti (Bild unten), die das hiesige Geschäft aufgebaut hatte, nun aber in der offiziellen Meldung nicht mehr erwähnt wurde. Unter Curti, die 2008 von der Genfer Privatbank Lombard Odier her kommend zum Unternehmen gestossen war, stieg Genf zum wichtigsten Standort der Gruppe hinter London auf. Derzeit arbeiten rund 15 Angestellte dort.

Unter den grössten Kräften im Land

Innerhalb der Gruppe sass Curti zudem als operationelle Chefin (COO) in der Geschäftsleitung um CEO und Gründer Daniel Pinto. Letzterer, ein ehemaliger Kader der einstigen UBS Warburg in London und Paris, hat unter seiner Ägide die verwalteten Vermögen der Gruppe auf weltweit 27 Milliarden Dollar ausgebaut; da der Holding-Sitz des Unternehmens ebenfalls in Genf liegt, zählt Stanhope Capital zu den grössten unabhängigen Vermögensverwaltern der Schweiz.

Curti 500

(Bild: Christophe Senehi)

Die Ablösung von Curti ist umso überraschender, als sie erst vergangenen März zur neuen Präsidentin der Allianz Schweizer Vermögensverwalter (ASV) gewählt worden ist. In dieser Vereinigung finden die grössten unabhängigen Vermögensverwalter zusammen; die Branche ist angesichts der bis Ende 2022 zwingenden Unterstellung unter die Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) unter verstärkter Beobachtung.

Auf Anfrage von finews.ch wollte Stanhope Capital den Abgang Curtis nicht weiter kommentieren. Sie wird ihre Karriere ausserhalb des Unternehmens fortsetzen. Bei ASV hiess es derweil, Curti sei weiterhin Präsidentin der Vereinigung. 

Übernahmen auch in Zürich möglich

Ihr Nachfolger Mazens wird intern als ein Star des Swiss Private Banking beschrieben. Zu seinen Stationen zählen das Private Banking der französischen Grossbank Société Générale, sowie die hiesigen Marktführer UBS und Credit Suisse. Die vergangenen zwei Jahren wirkte er als CEO der Genfer Vermögensverwalterin JAR Capital. Sekundiert wird er auf seinem neuen Posten von Karim Bertoni, der als Investmentchef (CIO) für den Schweizer Markt amtet. Bertoni ist seit rund vier Jahren für das Unternehmen tätig.

Wie weiter zu erfahren war, fasst Stanhope Capital unter Mazens auch Übernahmen in Genf und Zürich ins Auge. Angesichts der steigenden Ansprüche von Regulatoren und Kunden überlegen sich offenbar diverse kleinere Schweizer Konkurrenten, sich der Branchengrösse anzuschliessen.