Ansehnliche Gewinne, Übernahmen, PR-Touren der Chefs bei Grossinvestoren: All dies hat die Börsenbewertung der UBS nicht deutlich zu steigern vermocht. Auch das neueste Rezept zeigt bislang wenig Zugkraft.

Nun versucht sich die UBS die Gunst der Anleger mit klingender Münze zu gewinnen. Wie die Grossbank am (gestrigen) Dienstag mitteilte, will sie die ordentliche Dividende für das Jahr um 4 Cent erhöhen, was gemessen an der Anzahl Aktien im Publikum Mehrausgaben von rund 140 Millionen Dollar bedeutet.

Ebenfalls kündigte die Bank an, dieses Jahr wohl mehr als die versprochenen 5 Milliarden Dollar für Aktienrückkäufe auszugeben – und die Ausschüttungen auch in kommenden Jahren schrittweise zu erhöhen.

Nicht gezündet

Die Nachricht vermochte bei der UBS-Aktie allerdings kein Kursfeuerwerk zu zünden. Im Tagesverlauf kletterte die Notierung zeitweilig um bis zu 1 Prozent, wobei die Grossbank mit ihrer Ankündigung das Pech hatte, von höher als erwarteten Inflationszahlen in den USA überschattet zu werden. Damit handeln die UBS-Namen zu einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,95 Prozent – die Grossbank wird also an den Börsen erneut unter Wert geschlagen.

Dass sich angesichts des schwierigen Umfelds für die Vermögensverwaltung so rasch etwas daran ändert, ist kaum zu erwarten. Am heutigen Mittwoch stand der Titel zeitweilig wieder 1 Prozent im Minus.

Fondshäusern die Aufwartung gemacht

Dabei hat die Grossbank unter ihrem neuen Präsidenten Colm Kelleher die Bemühungen um eine aus Sicht des Instituts angemessene Bewertung intensiviert. Berichten zufolge findet der UBS-Verwaltungsrat, die Titel der Bank müssten an der Börse zum Doppelten des Buchwerts gehandelt werden. Wie auch finews.ch berichtete, tourten Kelleher und CEO Ralph Hamers vergangenen Juni durch die USA und machten dort Fondsriesen wie Capital Group, T. Rowe Price, Wellington und Fidelity die Aufwartung, um die «Message» pesönlich unter die einflussreichen Investoren zu bringen.

Wie ein aktueller Linkedin-Beitrag des scheidenden Co-Vermögensverwaltungs-Chefs Tom Naratil aus Übersee zeigt, weilten Kelleher und Hamers dieser Tage erneut in den Staaten. Sie werden den Aufenthalt wohl auch dazu genutzt haben, um an die «Roadshow» vom Juni anzuknüpfen. Ebenfalls ist die neue UBS-Finanzchefin Sarah Youngwood am gestrigen Dienstag in New York an einer von der britischen Bank Barclays ausgerichteten Investorenkonferenz aufgetreten und hat sich dort den Fragen der Finanzprofis gestellt.

Taktik gewechselt

Youngwood oblag es denn auch, das Fazit zur Anfang September abgesagten Übernahme des amerikanischen Fintechs Wealthfront zu ziehen; die UBS werde sich nun wieder auf organisches Wachstum konzentrieren, erklärte die französisch-amerikanische Doppelbürgerin. Damit verzichtet die Grossbank nun augenscheinlich darauf, den eigenen Börsenwert mit Übernahmen zu schüren. Ein weiteres Rezept zu potenziellen Kurssteigerungen steht damit nicht mehr zur Verfügung.

Dies, nachdem auch die eigentlich gute Ertragskraft bei den Investoren nicht verfangen hat. Im vergangenen Juli hatte die Grossbank einen den Umständen entsprechend ordentlichen Semesterabschluss präsentiert. Dennoch sackte die Aktie damals zeitweilig um mehr als 6 Prozent ab, und das Management um Hamers hat nur einen verhalten optimistischen Ausblick für das Geschäft entgegenzusetzen.

Den meisten Anlegern dürfte schon damals klar geworden sein, dass die UBS ihr Schicksal nicht alleine in der Hand hält – das wirtschaftliche und politische Umfeld hat derzeit einen enormen Einfluss.

Machtverschiebung in Gange?

Indes, und das dürfte den neuen UBS-Präsidenten Kelleher besonders wurmen, gilt die Prämisse nicht für alle in der Vermögensverwaltung tätigen Grossbanken gleichermassen. Die US-Konkurrentin Morgan Stanley etwa, bei welcher der Ire Kelleher rund 30 Jahre Dienst tat, handelt an der Börse zu einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von fast 1,6. Auf diesen Fakt verweisen auch Marktbeobachter immer wieder bissig. Sinnigerweise sieht Morgan Stanley derzeit Potenzial in Übernahmen, fährt also just den Kurs, den die UBS gerade verworfen hat.

Auf der Suche nach der richtigen Rezeptur zu einer besseren Bewertung bleibt dem Management um CEO Hamers wohl nicht mehr sehr viel Zeit. Mittlerweile berichten auch ausländische Medien wie die britische «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) über seine angeblich geschwächte Position bei der Grossbank nach der Absage des Wealthfront-Deals. Gleichzeitig, so heisst es, drückt Präsident Kelleher der grössten Schweizer Bank immer deutlicher seinen Stempel auf.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.69%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.58%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.14%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.05%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel