Die Abschlüsse der US-Grossbanken sind mehrheitlich besser ausgefallen als erwartet. Die Erträge im Invesmentbanking sind allerdings kräftig gefallen.

Am Freitag ist die Berichtssaison in Wallstreet so richtig angelaufen. Vor dem Handelsstart in New York informierten mit J.P. Morgan, Citigroup, Morgan Stanley und Wells Fargo gleich mehrere Schwergewichte aus dem Bankensektor über den Geschäftsgang im dritten Quartal. Die Resultate sind tendenziell besser ausgefallen als erwartet. Allerdings hatten Analysten in den letzten Monaten ihre Erwartungen für die Gewinne der Banken im dritten Quartal gesenkt.

Besseres Zinsgeschäft, schwaches Invesmtent Banking

Die bislang vorliegenden Quartalsausweise geben den Anlegern einen Einblick, wie sich die US-Bankgeschäfte in einem Umfeld höherer Zinsen und rückläufiger Märkte entwickelt haben.

Zusammenfassend lässt sich bislang sagen: Der aggressive Zinserhöhungspfad der US-Notenbank hat bei den Finanzriesen erwartungsgemäss zu höheren Nettozinserträgen geführt. Aber die im Zuge steigender Zinsen resultierenden Marktturbulenzen beeinträchtigen unter anderem die Nachfrage nach ihren Dienstleistungen bei der Markteinführung von Börsengängen, Aktien- und Anleiheemissionen sowie der Beratung und Unterstützung bei der Finanzierung von Fusionen und Übernahmen.

Bei der grössten US-Bank, J.P. Morgan, stieg der Umsatz im dritten Jahresviertel gegenüber dem Vorjahreswert um 10,4 Prozent auf 33,5 Milliarden Dollar. Zwar verzeichnete das Institut einen Gewinnrückgang gegenüber dem Vorjahresquartal, doch war dieser nicht so schlimm wie befürchtet: Der Gewinn sank um rund 17 Prozent auf 9,74 Milliarden Dollar oder 3,12 Dollar pro Aktie. Analysten hatten ein Ergebnis von nur 2,85 Dollar je Aktie erwartet.

Der Rückgang ist grösstenteils darauf zurückzuführen, dass die Bank 808 Millionen Dollar für potenzielle Kreditverluste zurückgestellt hat, die Teil der gesamten Kreditkosten in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar sind.

Gebühren kräftig gefallen

Der Nettozinsertrag stieg im dritten Quartal auf 17,5 Milliarden Dollar, gegenüber 15,1 Milliarden Dollar im Vorquartal und 13,1 Milliarden Dollar im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Für das Geschäftsjahr 2022 erwartet J.P. Morgan einen Nettozinsertrag von rund 66 Milliarden Dollar, abhängig von der Marktaktivität. Ohne Berücksichtigung der Märkte prognostiziert sie für 2022 einen Nettozinsertrag von rund 61,5 Milliarden Dollar.

Der Umsatz im Segment Corporate & Investment Bank (knapp 11,9 Milliarden Dollar) verringerte sich um 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr, während der Gewinn um 37 Prozent fiel. Im Investment Banking sank der Umsatz mit rund 1,7 Milliarden um 43 Prozent gegenüber dem Vorjahresresultat. Die Gebühreneinnahmen in dieser Sparte verringerten sich im Jahresvergleich um 47 Prozent. Im Asset & Wealth Management resultierte mit rund 4,5 Milliarden Dollar ein Umsatzplus von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Verlangsamung im Kapitalmarkt-Geschäft

Wells Fargo verdiente mit 3,53 Milliarden Dollar 31 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Lichtblick war der Umsatz, der um 4 Prozent auf 19,51 Milliarden Dollar stieg und damit die Erwartungen der Analysten übertraf. Der Nettozinsertrag verbesserte sich um 36 Prozent auf rund 12,1 Milliarden Dollar. Wie Branchennachbar J.P. Morgan stockte die Bank ihre Rücklagen zur Deckung potenzieller Kreditverluste auf, und zwar um 385 Millionen Dollar, was sie auf das ungünstigere wirtschaftliche Umfeld zurückführte.

Morgan Stanley meldete für das dritte Quartal Einnahmen, die hinter den Erwartungen der Wallstreet zurückblieben. Die Bank gab einen Nettoumsatz von 13 Milliarden Dollar bekannt, verglichen mit 14,8 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum. Die schwächeren Ergebnisse sind grösstenteils auf eine Verlangsamung im Kapitalmarkt- und Investmentbanking-Geschäft zurückzuführen. Die Einnahmen in diesem Bereich beliefen sich im dritten Quartal auf 1,28 Milliarden Dollar und lagen damit deutlich unter den rund 2,8 Milliarden Dollar des Vorjahres.

Risikovorsorge erhöht

Bei der Citigroup resultierte im Jahresvergleich ein Umsatzplus von 6 Prozent auf 18,51 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn fiel dagegen um 25 Prozent auf 3,48 Milliarden Dollar. Der Gewinnrückgang ist teilweise auf eine Erhöhung der Rückstellungen für Kreditausfälle zurückzuführen. Die Citigroup erhöhte ihre Risikovorsorge für Kreditausfälle im Quartal um netto 370 Millionen Dollar.

Wie der Rest der Branche hat auch die Citigroup mit einem starken Rückgang der Erträge im Investmentbanking zu kämpfen. Die Bank meldete für das dritte Quartal Investmentbanking-Einnahmen von 631 Millonen Dollar, was einem Rückgang von mehr als 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Während die Bank of America am kommenden Montag berichten wird, veröffentlicht Goldman Sachs ihre Ergebnisse am nächsten Dienstag.

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.61%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.6%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.2%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.07%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.53%
pixel