Beim mysteriösen Absturz der CS-Aktien Anfang Monat haben über Online-Foren vernetzte Kleinanleger offenbar eine wichtige Rolle gespielt. Die einst stolze Grossbank sieht sich damit zum «Meme Stock» degradiert.

Gamestop, AMC – und Credit Suisse? Einiges deutet mittlerweile daraufhin, dass Anfang Oktober auch die Titel der zweitgrössten Schweizer Bank Opfer des «Meme Stock»-Phänomens geworden sind. Demzufolge hätten Tausende von über Online-Foren wie Reddit vernetzte Kleinanleger auf eine Absturz der CS-Aktie gesetzt – und damit die Börsenbewertung des Instituts noch weiter nach unten getrieben.

Wie auch finews.ch berichtete, stürzte der Aktienkurs auf das Wochenende vom 1. Oktober hin auf ein Allzeittief von 3.67 Franken ab. Dies, nachdem eine interne Durchhalteparole von Bankchef Ulrich Körner nach draussen gesickert war und sich in Windeseile über die Sozialen Medien verbreitete.

Von dort war es scheinbar nicht mehr weit bis in die Online-Foren, wo sich Tausende Anleger zu konzertierten Wetten auf Einzeltitel treffen.

«Wahrscheinlich Pleite»

Wie die amerikanische Zeitung «New York Times» (Artikel bezahlpflichtig) in einem lesenswerten Artikel berichtet, hatte am 1. Oktober ein gewisser Jim Lewis eine Nachricht zur CS-Aktie abgesetzt: «Die Märkte sagen, die Bank ist zahlungsunfähig und geht wahrscheinlich Pleite. Erleben wir einen Moment wie 2008?»

Das schien angesichts der weiterhin soliden Kapitalisierung der Bank weit hergeholt, zumal ja Körner im fragliche Memo gerade ermahnt hatte, Aktienkurs und Kapitalbasis nicht miteinander zu verwechseln. «Ich weiss, dass es nicht leicht ist, bei den vielen Stories, die Sie in den Medien lesen, konzentriert zu bleiben – vor allem, wenn man bedenkt, wie viele sachlich unrichtige Aussagen gemacht werden», hatte der CS-Chef in der internen Durchsage erklärt.

11'000 Mal gelikt

Beim Publikum von Lewis stiess dessen Tweet dennoch auf grossen Widerhall. Nicht weniger als 300’000 Personen folgen Lewis auf dem Kurznachrichten-Dienst Twitter, wo er unter dem Übernamen «Wall Street Silver» auftritt. Die Masse der Fans «likte» Lewis’ Tweet 11’000 Mal und sendeten ihn 3’000 Mal weiter.

Damit war der Flächenbrand entfacht, zumal «Wall Street Silver» längst nicht der einzige war, der gegen die CS vom Leder zog. «Credit Suisse is fxxxed», tönte es auf dem Reddit-Kanal «Wallstreetbets», der seit den Episoden rund um die Gamestop-Aktie von Anfang 2021 als berüchtigter Hort für Schwarmspekulationen gilt.

Kontaktiert von der «New York Times», erklärte Lewis, er habe für seinen Tweet lediglich das Geschehen in Reddit-Foren und den Aktienkurs der CS beachtet. Die Analyseleistung war also minimal – die Breitenwirkung seiner Nachricht aber umso grösser.

Wie die Feuerwehr

Kumuliert mit anderen Online-Durchsagen brachten sie das CS-Management in Nöte und veranlassten dieses, über das Wochenende wichtige Investoren zu beruhigen und über traditionelle Medien das breite Publikum zu beschwichtigen. Das ist einigermassen gelungen. Seit Anfang Oktober hat der Aktienkurs der Grossbank um 15 Prozent zugelegt und notiert aktuell bei 4.64 Franken je Titel.

Einmal zum Meme Stock degradiert, sollten sich Bank allerdings nicht zu sicher vor dem Schwarm der Kleinanleger fühlen – ein neues Feuer in der Foren könnte sich in Windeseile entfachen.

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