Mit Durchhalteparolen versucht der Credit-Suisse-Chef, seine Leute bei Laune zu halten, fordert aber auch sehr viel Verständnis für die vertrackte Situation. 

Zunächst wollte die Credit Suisse (CS) bis zum Investorentag vom 27. Oktober 2022 nichts mehr zur weiteren Entwicklung kommunizieren. Von der Medienstelle hiess es jeweils schlicht: Wir kommentieren keine Gerüchte und verweisen auf die Ende Oktober 2022 stattfindenden Ankündigungen.

Doch dann überschlugen sich die Ereignisse. Vor allem angelsächsische Medien übertrafen sich regelrecht mit Meldungen von «mit der Sache vertrauten Personen», wie auch finews.ch feststellte. Da war von einer Wiederbelebung der einstigen Investmentbank-Marke First Boston die Rede, vom Verkauf einzelner Sparten, von der Gründung einer «Bad Bank» und vom Ausstieg aus dem US-Geschäft. Alles unbestätigte Nachrichten, die den Kurs der CS-Aktie massiv unter Druck setzten, so dass er innert einer Woche rund 20 Prozent an Wert verlor.

Vom Brain Drain zur Kapitalerhöhung

Zu dem Zeitpunkt sah sich die CS dann doch veranlasst, einzuschreiten und das US-Thema zu dementieren. Gleichzeitig reichte sie dann noch eine weitere Information nach, wonach es entgegen etlicher Behauptungen nicht zu einem Brain Drain, also zu einem personellen Abgang von wichtigen Führungsleuten, gekommen war, wie auch finews.ch berichtete.

Offensichtlich reichte dies aber nicht, um die Gemüter zu beruhigen, vor allen nicht, als die Spekulationen um eine dringend nötige Kapitalerhöhung die Runde machten und den Kurs noch weiter unter Druck setzten, so dass er zeitweilig auf ein neues Rekordtief von 3.67 Franken absackte. Erneut musste die CS eingreifen, um die Gerüchte bezüglich einer Kapitalerhöhung zu zerstreuen, wie sie das etwa in der «NZZ am Sonntag» (Artikel bezahlpflichtig) machte.

Noch mehr «Lärm» erwartet

Darüber hinaus verbreitete sie am Freitagabend unter diversen Medien ein internes Schreiben von CEO Ulrich Körner, in dem er die Belegschaft mit Durchhalteparolen zu Geduld und Zuversicht aufruft. Eine CS-Sprecherin bestätigte den Inhalt dieses Memos.

Bis Ende Oktober 2022 werde es zweifellos noch «mehr Lärm» an den Märkten und in den Medien geben, schrieb Körner in der internen Mitteilung. Er könne den Mitarbeitenden nur raten, «diszipliniert und weiterhin so nahe wie möglich an den Kunden und Kollegen» zu bleiben.

Nicht leicht bei so vielen Stories

«Ich weiss, dass es nicht leicht ist, bei den vielen Stories, die Sie in den Medien lesen, konzentriert zu bleiben – vor allem, wenn man bedenkt, wie viele sachlich unrichtige Aussagen gemacht werden. Ich hoffe jedoch, dass Sie unsere tägliche Aktienkursentwicklung nicht mit der starken Kapital- und Liquiditätsposition der Bank verwechseln», betonte der CS-Chef.

«Ich bin mir bewusst, dass es sowohl ausserhalb als auch innerhalb des Unternehmens viele Unsicherheiten und Spekulationen gibt. Sie werden aber verstehen, dass ich Ihnen vor dem 27. Oktober 2022 keine Einzelheiten zu unseren Umstrukturierungsplänen mitteilen kann, aber ich möchte auch sicherstellen, dass Sie in dieser schwierigen Zeit direkt von mir hören», so Körner weiter.

Wie ein Phönix aus der Asche steigen

Daher werde er die Mitarbeitenden bis dahin regelmässig auf dem Laufenden halten. Und er schliesst seine Ausführungen mit den Worten: «Diese Woche hatte ich das Vergnügen, auf dem Wealth Management Global UHNWI Forum zu sprechen, das unter dem Motto «Rising like a Phoenix» stand. Das ist eine treffende Metapher für das, was wir erreichen wollen.»

 

 

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