Die straffere Geldpolitik der Notenbanken werde erst später Wirkung zeigen, meint der Chairman der liechtensteinischen Privatbank LGT. Auch die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs werden die Weltwirtschaft noch länger beschäftigen.

Vor kurzem hat der Internationale Währungsfonds seine Prognose für die Weltwirtschaft mit einer scharfen Warnung erneut nach unten korrigiert. «Das Schlimmste steht uns noch bevor, und für viele Menschen wird sich das Jahr 2023 wie eine Rezession anfühlen», hiess es im Wirtschaftsausblick. Derweil erwarten viele Analysten, dass die Rezession so stark ausfallen könnte wie bei der Finanzmarktkrise von 2008/09.

Robuste US-Wirtschaft

«Für Europa ist die Wahrscheinlichkeit einer Rezession aufgrund der hohen Energiepreise sehr hoch», sagt auch Prinz Max von und zu Liechtenstein in einem Interview mit der indischen Online-Plattform «The Economic Times» (Artikel bezahlpflichtig). Der Chairman der liechtensteinischen Privatbanken-Gruppe LGT betont indes, dass viele Regierungen in Europa steuerliche Hilfen angekündigt haben, um die Probleme bei den Lebenshaltungskosten zu lindern. «Diese werden den Schlag abfedern», ist er überzeugt.

Die derzeitige Situation ähnle nicht dem Zusammenbruch des Finanzsystems von 2008, merkt der LGT-Präsident an. Im Gegensatz zu Europa sei die US-Wirtschaft nach wie vor robust, und angesichts überschüssiger Ersparnisse und einer rekordverdächtig niedrigen Arbeitslosigkeit «erwarten wir dort keine echte Rezession». Auch die meisten asiatischen Volkswirtschaften werden seiner Meinung nach wahrscheinlich keine Rezession erleben.

Ukraine-Krieg ein Generationenereignis

Doch der Krieg zwischen Russland und der Ukraine werde die Weltwirtschaft wahrscheinlich noch längere Zeit beschäftigten, denkt Prinz Max. Die indirekten Folgen des Ukraine-Kriegs seien global, von der Nahrungsmittelknappheit in den Entwicklungsländern bis hin zu den schwankenden Energiepreisen, die jedes Land zu tragen habe.

Selbst wenn die militärischen Operationen eingestellt würden, würde sich die Lage nicht wesentlich bessern. Dieses Generationenereignis habe die Art und Weise, wie die europäische Sicherheitspolitik seit dem Zweiten Weltkrieg formuliert wurde, verändert. «Die wirtschaftlichen Folgen werden nicht plötzlich enden, sondern mit der Zeit abklingen».

Wirkung setzt erst später ein

Auch zur Inflationsproblematik und Zinspolitik der Notenbanken äusserte sich der LGT-Verwaltungsratspräsident. Die Weltwirtschaft werde derzeit durch die Teuerung und die Straffung der Geldpolitik stark herausgefordert, aber «wir würden dies nicht als Krise bezeichnen».

Überschüssige Ersparnisse, die sich in den letzten beiden Pandemiejahren angesammelt haben, und eine aufgestaute Nachfrage bedeuten, dass «eine straffere Geldpolitik möglicherweise länger braucht, um Wirkung zu zeigen». Der geldpolitische Kurs der Notenbanken werde aber schliesslich greifen. «Derzeit gehen wir davon aus, dass das globale Wirtschaftswachstum im Jahr 2023 unter dem Potenzial liegen wird, sich dann aber 2024 verstärkt».

Ehrgeizige Ambitionen in Indien

Dem indischen Markt misst der LGT-Chairmann ein erhebliches Wachstumspotenzial zu. «Der Einstieg in den indischen Private-Banking-Markt ist ein wichtiger Schritt im Rahmen des Ausbaus unseres Asiengeschäfts und der weiteren Verfolgung unserer internationalen Wachstumsstrategie». In den nächsten fünf Jahren will das Finanzhaus im Geschäft mit Privatkunden zu den drei grössten Unternehmen des Landes gehören.

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