Fast ein Jahr nach Prozess gegen den einstigen CEO von Raiffeisen Schweiz und mutmassliche Gehilfen hat das Zürcher Bezirksgericht sein Urteil begründet. Jetzt geht der Fall um Pierin Vincenz in die nächste Runde.

Wie mehrere Zeitungen, darunter der «Tages-Anzeiger» und die «NZZ» (Artikel jeweils bezahlpflichtig) übereinstimmend berichteten, ist am (gestrigen) Mittwoch das Urteil des Zürcher Bezirksgerichts im Fall des einstigen Raiffeisen-Chefs Pierin Vincenz an die Parteien ergangen.

Im April 2022 hatte das Bezirksgericht Vincenz unter anderem wegen Betrugs und ungetreuer Geschäftsführung zu drei Jahren und neun Monaten Freiheitsstrafe verurteilt; der andere mutmassliche Haupttäter, Beat Stocker, erhielt sogar vier Jahre aufgebrummt. Ebenfalls müssen die beiden Geldstrafen in Millionenhöhe zahlen.

Dies bestätigte das Gericht nun in seiner rund 1’200 Seiten starken Begründung.

Hart eingestuft

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig; sowohl die Anwälte von Vincenz wie Stocker, die Vertreter der meisten anderen Beklagten, die Staatsanwaltschaft als auch die Geschädigten-Parteien wie Raiffeisen und die Kartenfirma Viseca (ehemals Aduno) haben bereits vergangenen Frühling angekündigt, an die nächste Instanz zu gelangen. Die Parteien sehen sich demnach vor dem Zürcher Obergericht wieder. Bis zum 1. Februar müssen sie nun anmelden, ob sie jenen Schritt unternehmen wollen.

Das Urteil vom vergangenen April wurde von Beobachtern als vergleichsweise hart eingestuft. In der Begründung legt das Gericht unter dem Vorsitz von Präsident Sebastian Aeppli nun dar, dass Vincenz und Stocker aus rein finanziellen Motiven gehandelt und sich eng untereinander abgesprochen hätten, um sich auf Kosten von Firmen wie Raiffeisen und Viseca zu bereichern. Stocker wird dabei als Stratege des Vorgehens bezeichnet, Vincenz als Helfer auf höherer Ebene.

Mangelhafte Governance

Allerdings hielt das Gericht auch fest, dass es Vincenz und Stocker aufrund mangelhafter Aufsichtsstrukturen etwa bei Raiffeisen Schweiz relativ einfach gemacht wurde, die ihnen vorgeworfenen Taten zu begehen.

Anlässlich des Prozesses hatte finews.ch aufgezeigt, wie es Vincenz in seiner Zeit als verdienter und charismatischer Chef von Raiffeisen Schweiz gelungen war, die Raiffeisen-Gruppe zu dominieren.

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