Den Geldgebern aus Nahost gehört nun schon jede fünfte Aktie der Credit Suisse. Die frischen Milliarden aus dem Ausland helfen der Grossbank über die Runden. Doch mittelfristig wiegt der Preis der Entfremdung im Heimmarkt schwer, findet finews.ch.

Jene Kommentatoren, welche die Credit Suisse (CS) bei Bekanntwerden des Einstiegs der Saudi National Bank (SNB) als «Credit Saudi» verspotteten, sehen sich nun wohl erneut bestätigt: Wie auch finews.ch berichtete, hat der katarische Staatsfonds QIA seinen Anteil an dem Institut auf knapp unter 7 Prozent erhöht.

Rechnet man die Anteile von SNB, des saudischen Konglomerats Olayan und von QIA zusammen, kommt man auf mittlerweile 20 Prozent, die sich in Besitz von Eignern aus Nahost befindet.

Abrechnung ist schnell gemacht

Da SNB und QIA sich in Besitz der Herrscherfamilien von Saudi-Arabien respektive des Emirats Katar befinden, ist die (Ab-)Rechnung schnell gemacht: Die zweitgrösste Schweizer Bank wirft sich in die Arme von Unrechtstaaten – sie nimmt die vielen Milliarden, und stellt im Gegenzug wenig Fragen zum Gebaren ihrer Grossaktionäre. Dass Bankpräsident Axel Lehmann auch noch die Fussballweltmeisterschaften in Katar besuchte, wurde nachgerade als Anbiederung gewertet.

Doch die argumentative Katar-Keule trifft nur ungenau. Die Bankführung um Präsident Lehman und CEO Ulrich Körner tat das Naheliegende, indem sie bestehende gute Beziehungen spielen liess und sich von dorther die Milliarden für die zwingende Sanierung der kriselnden Bank sicherte. Als nützlich dürfte sich nicht zuletzt der einstige CS-Verwaltungsrat Michael Klein erwiesen haben, dessen Bande nach Riad legendär sind und der nun beim geplanten Investmentbank-Spinoff CS First Boston die Zügel übernehmen darf.

Instant-Finanzierung mit Petrodollars

Allerdings: der Preis für die Instant-Finanzierung mit Petrodollars sind nicht nur der wachsende Einfluss von ausländischen Regimes bei der Bank. Sondern auch eine schleichenden Entfremdung am Heimmarkt.

Zwar hat die CS angegeben, dass während der hektischen Tage im vergangenen Oktober und November nur 1 Prozent der hiesigen Vermögen abgeflossen ist. Dies, während die Bank in dieser Frist fast 84 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen verlor. Schweizer Mitarbeitende berichten aber von verängstigten Sparern, die sich nach der Lektüre von Pendler- und Boulevardblättern bei der Bank melden. Und von den ewigen Rechtfertigungen, die sie gegenüber Grosskunden wiederholen müssen.

In der Heimat vergessen?

Solche Stimmungsbilder sorgen für Zündstoff, zumal die Bankberater den CS-Brand repräsentieren und das Scharnier zur Kundschaft bilden. Doch an der Schweizer Kundenfront ärgert man sich nicht nur über die nicht abreissenden Skandale und Hiobsbotschaften rund um den Konzern, sondern fühlt sich auch zunehmend vergessen. So sorgt es etwa für Befremden, dass wichtige interne Durchsagen oftmals nur auf Englisch in den verschiedenen Schweizer Regionen eintreffen.

Und dass das neue Bonusprogramm, das Kader nochmals über Jahre an die Bank bindet, nicht in allen ausländischen Märkten der Grossbank gilt, hebt die Stimmung ebenfalls nicht.

Unverbesserliche Romantiker

Das ist in Zeiten des Aufbruchs fatal. Früher zahlte das solide Schweizer Geschäft jeweils die Dividende des Konzerns. Heute ist die Schweizer Bank der Anker der CS und der Plan B der Strategen, sollte der von Körner & Co. lancierte Turnaround nicht aufgehen.

Noch immer geistert in der Schweizer Wirtschaft zwar die Idee einer Auferstehung der alten «Escher-Bank» SKA herum. Doch unterdessen gilt als unverbesserlicher Romantiker, wer dieser Vision anhängt. Bis dato finden sich unter den Grossaktionären der Bank jendenfalls keine Schweizer Unternehmen oder Unternehmer. Der neueste Zukauf der Katari scheint den Trend der Entfremdung noch zu zementieren.

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