Mit der zunehmenden Kommerzialisierung der Weltraumforschung gewinnt diese auch für Finanzdienstleistungen an Bedeutung. Kristina Tamane von der University of Edinburgh erklärte finews.ch, wo die Chancen im Weltraum für Finanzunternehmen liegen.

Die Weltraumforschung ist nicht mehr nur auf die Raumfahrtbehörden oder die Abteilungen nationaler Forschungseinrichtungen beschränkt.

In den letzten Jahren haben Unternehmen Wege gefunden, aus den bereits öffentlich zugänglichen Weltraumdaten einen kommerziellen Nutzen zu ziehen. Gleichzeitig schicken sie ihre eigenen, selbst gebauten Minisatelliten ins All, um Daten zu sammeln, die sie an andere verkaufen können.

Synthetische Radargeräte

Bilder von so genannten Radargeräten mit synthetischer Apertur, die durch Wolken hindurch operieren und leicht erkennbare erdgebundene Bilder fast in Echtzeit erzeugen können, sind ein Beispiel dafür, wie der private Sektor aus vorhandener Technologie Kapital geschlagen und sie gleichzeitig verbreitet hat.

Wenn Kristina Tamane, die Leiterin der Geschäftsentwicklung des Space Innovation Hub der Universität Edinburgh, am Donnerstag auf der Konferenz der britisch-schweizerischen Börse für Finanzdienstleistungen in Zürich spricht, wird sie den Schweizer Finanzunternehmen erklären, wie Erkenntnisse aus dem Weltraum ihren Unternehmen helfen können.

Tamane räumt zwar ein, dass die Finanzindustrie noch dabei ist, die Möglichkeiten in diesem Bereich zu entdecken. Doch in Grossbritannien hat sie erlebt, dass Fintechs Erdbeobachtungsdaten unter anderem für die Bekämpfung des Klimawandels nutzen.

Über das Klima hinaus

So werden Satelliten etwa zur Erfassung von Informationen über die biologische Vielfalt, die Verfolgung von Meereis und die Überwachung von Treibhausgasemissionen genutzt. Neben den klimabezogenen Anwendungen könnten Beispiele aus anderen Sektoren weitere Möglichkeiten aufzeigen, wie Finanzunternehmen Weltrauminformationen nutzen können.

Die britischen Stadtverwaltungen nutzen beispielsweise Erdbeobachtungsdaten, um die Grösse von Gebäuden zu ermitteln und so die Gewerbesteuer den Bewohnern zuzuordnen.

Eine grosse Spielwiese

In ähnlicher Weise könnten gemäss Tamane auch Versicherungsunternehmen Weltraumdaten nutzen. Damit könnten sie die Angaben von Versicherungsnehmern überprüfen, indem sie etwa feststellen, wie viele Autos sie besitzen und wo diese geparkt sind.

Im Grunde genommen könne die Raumfahrt kalte und objektive historische Datensätze bieten, von denen man weiss, dass sie auch in Zukunft vorhanden sind. «Darin liegt die Chance», sagte Tamane und fügte hinzu, das Schöne an den Daten sei, dass alles, was man tue, skalierbar sei, «weil man die ganze Welt zum Spielen hat».

Schottland an der Spitze

Schottland ist auf dem Gebiet der Weltraumdatenforschung führend: «In Glasgow werden mehr Satelliten hergestellt als in jeder anderen Stadt ausserhalb Kaliforniens», so Tamane.

Die Universität Edinburgh rühmt sich nicht nur damit, den zweitschnellsten universitären Supercomputer auf dem Campus zu haben. Ihre Schule für künstliche Intelligenz sei such weltweit führend und werde nur vom Massachusetts Institute of Technology übertroffen.

Der Supercomputer gibt den Forschern die Möglichkeit, eine sehr grosse Menge an Daten aus verschiedenen Quellen aufzunehmen und zu analysieren. «Mit dieser Infrastruktur und diesem Fachwissen können unsere Wissenschaftler etwas tun, was andere Einrichtungen nicht können», sagte sie.

Universitäten als Partner

Mit all ihrer Kompetenz müssen die Universitäten eine wichtige Rolle dabei spielen, herauszufinden, wie die Industrie die Daten anwenden kann. Dazu gehöre auch, die Herausforderungen zu verstehen, mit denen die Finanzunternehmen konfrontiert sind.

Die bisherigen Rückmeldungen aus dem Sektor zeigen, dass die Finanzunternehmen «nicht wissen, was sie nicht wissen», wie es Tamane ausdrückt. Es gehe also darum, aufzuklären, die Möglichkeiten aufzuzeigen und vor allem das Gespräch zu beginnen.


*Finews.ch ist Medienpartner für die UK-Swiss Financial Services Exchange

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