Die ohnehin schon stark geforderte Credit Suisse muss sich nun auch noch mit einem Grossaktionär herumschlagen, der sich zum eigenen Schaden offensichtlich nicht genügend um sein Investment sorgt.

Im Nachhinein wäre es wohl besser gewesen, wenn Ammar Al Khudairy, der Präsident der saudischen Nationalbank (SNB) an der Konferenz in Riad auf die Zähne gebissen hätte.

Denn seine Aussagen als grösster Aktionär der Credit Suisse (CS) sorgten unter Anlegern für grosse Unruhe. Dass die saudische Bank kein weiteres Kapital mehr in die Schweizer Grossbank einschiessen will, wurde an der Börse ungnädig aufgenommen und schickte die CS-Aktie nochmals auf steile Talfahrt.

Ein reines Finanzinvestment

Die Erklärungen von Al Khudairy ist allerdings nicht wirklich neu. Schon im November hatte Al der SNB-Präsident deutlich gemacht, dass es sich beim Einkauf in der CS um ein reines Finanzinvestment handle und ein weiterer Einfluss auf die Bank etwa über eine Aufstockung der Beteiligung und einen Sitz im Verwaltungsrat der Grossbank nicht angestrebt werde.

Dass die SNB ein taktischer Aktionär bleiben würde, war auch aus einem anderen Grund naheliegen. Beobachter unterstellten der Bank, dass es ihr mit dem reinen Finanzinvestment nicht zuletzt um die sozialwirtschaftliche Geltung in Europa ging.

Wiederholung von Altbekanntem

Im Dezember doppelte Al Khudairy in einem Interview nach, über das auch finews.ch berichtete. «Die Leute verstehen nicht, worum es geht», sagte der SNB-Chef damals. Die saudische Bank wolle die Beteiligung an der Credit Suisse für einige Jahre halten, vielleicht auch länger, je nach Marktbedingungen.

Abgesehen davon konzentriere sich die SNB zu mehr als 95 Prozent darauf, die dominante Position in Saudi-Arabien weiter auszubauen. Damit waren die Prioritäten und Absichten der Bank eigentlich genügend abgesteckt.

Steigende Nervosität

Warum reagierten die Investoren auf eine Wiederholung dieser wohlbekannten Aussagen am Mittwoch nicht mit demselben Gleichmut wie ein paar Wochen zuvor? Nun, die Situation hat sich zweifellos verändert. So macht die US-Bankenkrise der bereits angeschlagenen CS in einem heiklen Moment gerade besonders zu schaffen.

In diesem fragilen Umfeld kann auch das Lob von Al Khudairy, wonach die Bank in ihrem Umbau schneller als erwartet vorankomme, als blosse Beruhigungspille umgedeutet werden.

In einem Team verliert man zusammen

Auch Beteuerungen über ein kompetentes Management und eine machbare Neuorganisation der Credit Suisse können schnell einmal in das Gegenteil des Gemeinten umgereimt werden. Sie werden damit als Eingeständnis gewertet, dass die Solidität und Kreditwürdigkeit der Bank tatsächlich angeknackst ist, gerade weil sie zum Thema gemacht werden muss.

Was vor Wochen noch ein klares Bekenntnis zur Bank war, hat jetzt also eine ganz andere Note erhalten. Dieser Dynamik hätte sich der grösste Aktionär der Credit Suisse eigentlich bewusst sein müssen. Als Sprecher der SNB hätte Al Khudairy erkennen sollen, dass eine blosse Wiederholung von früheren Aussagen in der jetzigen Marktnervosität mehr als ungeschickt ist.

Das Kommunikationsverhalten der SNB zeigt exemplarisch: Auch wenn man aus regulatorischen, statutarischen oder anderen Hürden bloss ein Finanzinvestor bleiben will, darf man nie den Anschein machen, nur halbherzig an einem Investment festzuhalten. In einem Team gewinnt oder verliert man immer zusammen.

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