Nachdem er sich mit dem Verwaltungsrat der italienischen Grossbank Unicredit überworfen hatte, hat sich Jean-Pierre Mustier als Gründer einer Spac-Gesellschaft neu erfunden. Auch dieser Plan scheitert nun – seine Kollegen Sergio Ermotti und Tidjane Thiam haben mehr Glück gehabt.

Pegasus Europe bleibt am Boden: Die nach dem geflügelten Pferd der griechischen Sage benannte Börsenmantel-Gesellschaft (Spac) von Jean-Pierre Mustier hat keine geeigneten Übernahmekandidaten gefunden. Nun wird die Firma abgewickelt und die investierten Gelder an die Anleger zurückgeführt, wie Pegasus bereits Ende vergangenen März in einer Mitteilung an die Investoren festhielt.

Das Unternehmen werde vor dem Stichtag vom 3. Mai keinen Unternehmenszusammenschluss mehr abschliessen, erklärte das an der Börse in Amsterdam gelistete Spac. Bis zum Abschluss der Liquidation übernehme Gründer Mustier persönlich die Führung der Gesellschaft.

Am Fondsgeschäft der Credit Suisse interessiert?

Nach seinem im Streit erfolgten Abgang bei der italienischen Grossbank Unicredit erleidet der Franzose nun auch mit seinem Plan B einen Misserfolg. Dabei war die Börsenmantelgesellschaft hoffnungsvoll gestartet: Pegasus Europe löste beim Börsengang (IPO) im Jahr 2021 in den Niederlanden rund 484 Millionen Euro, so viel wie kein anderes Spac in Europa.

Vor allem konnte Pegasus auf die Finanzkraft des französischen Milliardärs Bernard Arnault zählen, des Gründers des Luxusgüter-Konzerns LVMH. Mit dem reichsten Mann Europas als Investor und dem Ex-Unicredit-CEO an der Spitze hat sich das Spac in Europa seither nach Zielen umgesehen. Der Fokus ist dabei auf dem Finanzsektor gelegen; gerüchteweise soll sich Mustier für das Fondsgeschäft der Credit Suisse (CSAM) interessiert haben.

Tidjane Thiam auf den letzten Drücker

Der Deal kam aber nie zustande, während Spacs weltweit aufgrund der Zinswende bei Anlegern in Ungnade gerieten. Angesichts steigender Zinsen erscheint es zunehmend unattraktiv, Geld über Jahre hinweg in den Börsenmantel-Gesellschaften zu blockieren.

Damit hat sich das Umfeld auch etwa für das Spac von Ex-Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam eingetrübt. Dem gebürtigen Ivorer mit Vergangenheit in der Schweiz ist es jedoch gelungen, mit der amerikanischen Solarpanel-Herstellerin Complete Solaria ein Übernahmeziel für seine Mantelgesellschaft Freedom Acquisition zu finden. Via Thiams Spac, bei dem auch der schwerreiche Franzose François Pinault investiert ist, soll Complete Solaria in der zweiten Jahreshälfte 2023 an die New Yorker Börse gehen.

Sergio Ermotti noch als Präsident geführt

Eigentlich keine Zeit mehr für Spacs hat Sergio Ermotti, seit Anfang April der neue alte CEO der Schweizer Grossbank UBS. Mit der amerikanischen Mantelgesellschaft Investindustrial Acquisition (IIAC) hatte der Tessiner im Jahr 2021 den italienische Herrenausstatter Ermenegildo Zegna an die New Yorker Börse gebracht.

Gemäss der Webseite der Firma amtet Ermotti noch immer als deren Präsident, während er das Präsidium des Rückversicherers Swiss Re bereits abgegeben hat.

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