Der ehemalige Präsident der UBS, Axel Weber, hat sich erstmals ausführlich zur Übernahme der Credit Suisse geäussert. Einmal mehr verdichtet sich das Bild, dass die Käuferin gut vorbereitet war auf die Rettungsaktion.

Er vermisse die Schweiz, sagte Axel Weber an einem Mediengespräch am Donnerstag in Zürich. Den Anlass hatte die auch hierzulande aktive deutsche Fondsboutique Flossbach von Storch ausgerichtet, bei welcher Weber seit rund einem Jahr als Berater aktiv ist.

Ikone wieder auf ihren Sockel gestellt

Weber war von 2012 bis 2022 Verwaltungsrats-Präsident der UBS. Er war hauptverantwortlich dafür, dass «diese Ikone des Swiss Banking nach der Staatsrettung wieder auf ihren Sockel gestellt wird», wie er es nannte, sprach dann aber recht wenig zu Investmentstrategien und Börsenlage – dafür umso ausführlicher zur Rettungsaktion der Credit Suisse (CS).

Dabei unterstrich der 66-jährige Deutsche drei Punkte. Erstens, die Übernahme der CS sei die richtige Entscheidung für die Schweiz und ihre Banken gewesen. Die Abwicklung einer Grossbank nach den «Too big to fail»-Regeln mitten in einer Bankenkrise wäre keine praktische Option gewesen. Zweitens: die nationale Lösung des Problems sei die einzige gewesen, die so kurzfristig habe funktionieren können. Das rasche Vorgehen von Bund, Behörden und Nationalbank habe man dann im Ausland auch sehr gelobt.

Hochmobile Milliardäre

Drittens sei aber festzuhalten, sagte Weber, dass mit der Übernaheme der CS und dem Rückbau der Investmentbank nicht sämtliche Bankrisiken ausgeräumt seien. Die Schweiz müsse sich darüber klar werden, dass auch der Fokus auf die Vermögensverwaltung Gefahren berge. Es seien die hochmobilen Vermögen der Milliardärskunden gewesen, welche die CS im vergangenen Herbst und dann definitiv im März in schwere Schieflage gebracht hätten, mutmasste der ehemalige oberste UBS-ler.

Wie Weber weiter durchblicken liess, wird in den nächsten Jahren eine «UBS Plus» entstehen; hatte nämlich das Gespann Sergio Ermotti und Weber ab 2012 die risikogewichteten Aktiven des Investmentbanking in der damaligen UBS-Bilanz von 70 auf 30 Prozent reduziert, sollen bei der kombinierten UBS künftig nur noch 25 Prozent der risikogewichteten Aktiven aus der Investmentbank stammen.

Rolle des weissen Rittes wahrscheinlich

Von da an muss die neue Megabank den Pfad nochmals beschreiten, den der neue alte CEO Ermotti damals schon mit Weber als Präsidenten gegangen war: Für Ruhe sorgen und neues Vertrauen schaffen.

Hörte man Weber zu, verdichtete sich nochmals das Bild, dass die UBS vorbereitet war auf die scheinbare Hauruck-Aktion vom 19. März. Schon Jahre zuvor hatte sich die Bank mit dem Szenario auseinandergesetzt, wie sie auf eine Krisenlage bei der CS reagieren würde. Dass der UBS dabei vom Bund und Behörden die Rolle des «weissen Rittes» zugeschrieben würde, wurde als sehr wahrscheinlich erachtet. Auch UBS-Chef Ermotti hatte bei seiner Ernennung als CEO der kombinierten Grossbank im vergangenen März erklärt, dass er sich am Ende seiner ersten Amtszeit bei der UBS intensiv mit der Möglichkeit einer Grossübernahme auseinandergesetzt habe.

Nochmals Zeit zur Vorbereitung des Deals

Als die CS vergangenen Herbst erstmals in Schieflage geriet, hatte das Institut den expliziten Auftrag von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) erhalten, den eigenen Verkauf als Notlösung vorzubereiten und dafür Käufer zu finden. Dass die CS dabei früh an die UBS gelangte, ist offensichtlich. Das verschaffte der späteren Käuferin nochmals Zeit, den Deal im Detail vorzubereiten. Dies geschah dann aber unter der Ägide von Webers Nachfolger, dem Präsidenten Colm Kelleher, dem neuen starken Mann bei der UBS.

Weber seinerseits ist froh, dass er jetzt nicht mehr treuhänderischen Pflichten nachkommen muss, sondern als Berater den Zeitaufwand und die Zahl seiner Mandate frei regulieren kann. Und wohl auch etwas freier sprechen darf.

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