Beinahe im Wochentakt sorgt die UBS nun mit von der Credit Suisse geerbten Skandalen und Finanzaffären für Schlagzeilen. Die Kadenz wird kaum abnehmen, wie der Blick nach vorne zeigt.

Der Knall ist am (heutigen) Dienstag ausgeblieben, aber er wird wohl nicht lange auf sich warten lassen. Medienberichten zufolge haben Aufsichtsbehörden in der Schweiz, den USA und Grossbritannien das Archegos-Debakel aufgearbeitet. Der in die Pleite der New Yorker Finanzfirma vom Frühling 2021 involvierten Credit Suisse (CS) drohen damit unmittelbar Bussen in der Höhe von Hunderten Millionen Dollar.

Theorie und Praxis

Zumindest in der Theorie – denn in der Praxis ist es so, dass die UBS mit der CS-Übernahme vom vergangenen März auch die Rechtsrisiken der gestrauchelten Grossbank übernommen hat. Wie finews.ch bereits Anfang Jahr analysierte, präsentierten sich diese 2023 als «Agenda der Angst». Die Käuferin UBS hat im Zuge der Übernahme rund 4 Milliarden Dollar an zusätzlichen Rückstellungen gebildet, um sich gegen die belastete Vergangenheit der CS zu wappnen.

Sinnigerweise hatte letztere offenbar nur 35 Millionen Dollar beiseite gestellt, um mögliche Bussen im Archegos-Komplex abzufedern, wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete. Die dunkle Vergangenheit der CS wird demnach zur neuen Gegenwart der UBS, und das nicht erst seit diesem Dienstag.

Bundesanwaltschaft ermittelt gegen Unbekannt

Wie auch finews.ch vermeldete, haben Anwälte unter der neuen Oberleitung der UBS Mitte dieser Tage vor Gericht in London beantragt, dass eine Klage der Republik Mosambik gegen die CS abgewiesen wird. Dabei geht es um die Rolle der Bank der gleichnamigen Affäre. Die Bank und andere Parteien werden wegen Vergehen bei der Vermittlung von Krediten und Anleihen in Höhe von 2 Milliarden Dollar für das afrikanische Land im Jahr 2013 angeklagt.

Auf den September hin ist derweil in Grossbritannien eine weitere Ziviklage angesetzt. Investoren, die für über 600 Millionen Dollar Mosambik-Obligationen gekauft hatten, reichten diese Ende 2020 in London ein. Im selben Jahr hatte auch die Bundesanwaltschaft in Bern ein Strafverfahren wegen Verdachts auf Geldwäscherei eröffnet, um mehr Licht in Mosambik-Skandal zu bringen. Die Anzeige wird offenbar gegen Unbekannt geführt.

Verhärtete Fronten

Ein weiteren Etappensieg hat derweil der georgische Ex-Premierminister und Milliardär Bidzina Iwanishvili in seinem langen Feldzug gegen die Bank vor einem Gericht in Singapur errungen. Dort wurde die CS im vergangenen Mai dazu verurteilt, dem georgischen Milliardär Bidsina Iwanischwili eine Entschädigung in Höhe von mehreren hundert Millionen Dollar zu zahlen. Die Bank will das Urteil anfechten.

Unter der damaligen Leitung von General Counsel Markus Diethelm, sinnigerweise einst langjähriger Chefjurist der UBS, hatte die CS zuletzt versucht, den Streit mit vom ehemaligen CS-Banker Patrice Lescaudron betrogenen Oligarchen schnell beizulegen. Doch die Fronten haben sich zuletzt wieder verhärtet, zum Leidwesen der UBS. Noch in diesem Halbjahr wird zudem das schriftliche Urteil auf den Bermuda-Inseln erwartet, wo die CS in der Lescaudron-Affäre bereits zu mehr als 600 Millionen Dollar Schadenersatz verdonnert worden war.

In der Schweiz treibt die Genfer Staatsanwaltschaft weiterhin ein Strafverfahren gegen die Bank im selben Komplex voran. Im vergangenen April gelang es jedoch der CS vor Schweizer Bundesgericht, das Spektrum der Ermittler einzugrenzen.

Barbara Levi wird beübt

Derweil dringt der US-Senat darauf, dass auf Hinweise von CS-Whistleblowern hin ein neuerliches Verfahren wegen Steuerbetrugs gegen die CS eingeleitet wird; dies ist ein weiteres Damoklesschwert, das nun über dem Kopf von Barbara Levi schwebt, der Rechtschefin der kombinierten UBS Gruppe.

Ganz zu Schweigen von den diversen privaten Sammelklagen, welche in den USA mit Blick auf das Archegos-Debakel und auf die Affäre rund um die geschlossenen CS-Greensill-Fonds eingereicht wurden – sowie aufgrund von Aussagen des CS-Management während der letzten Monate vor der Rettung Bank.

Auch wenn die CS-Integration Ende 2027 planmässig abgeschlossen sein sollten, wird diese Hinterlassenschaft der gescheiterten Grossbank die UBS wohl noch viele weitere Jahre beschäftigen.

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