Iconiq Capital hat Kunden, von denen andere Family Offices nur träumen können. An einer Konferenz hat nun ein Kader der weltweit operierenden Vermögensverwalterin seiner Branche den Spiegel vorgehalten.

Viele Family Offices würden sich bei ihren Betriebskosten «gewaltig verkalkulieren». So lautet die Kritik von Rajeev Natarajan (Bild unten), einem Managing Director beim amerikanischen Multi Family Office Iconiq Capital.

Der Finanzprofi sprach an der Endowus Wealthtech Conference in Singapur, welche dieser Tage über die Bühne ging und bei der auch das Schwesterportal finews.asia zugegen war.

Natarajan, der die Geschäfte in der Region Asien-Pazifik leitet, kann es sich leisten, den Kollegen ins Gewissen zu reden. Die weltweit tätige Vermögensverwaltern bedient nur die Reichsten der Reichen – so gelten Meta-Eigentümer Mark Zuckerberg, der indische Stahlbaron Lakshmi Mittal oder der amerikanische Finanzinvestor Henry Kravis als Kunden der Firma.

(Bild: Linkedin)

Von Bankern gegründet

Einen Namen gemacht hat sich Iconiq Capital mit Sitz im kalifornischen Palo Alto im Bereich Wagniskapital-Anlagen, und dies nicht nur im «Silicon Valley». So investierte das von Ehemaligen der US-Grossbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley gegründete Multi Family Office auch in den chinesischen Online-Marktplatz Alibaba. Mittlerweile verwaltet die im Jahr 2011 gegründete Firma für ihre superreiche Klientel rund 80 Milliarden Dollar.

Dennoch behält man dort offensichtlich die Ausgaben im Auge. Laut dem Iconiq-Kader würden grosse Family Offices 5 und 7 Millionen Dollar pro Jahr für Betriebskosten aufwenden. Diese Ausgaben seien in erster Linie auf die Personalkosten für Investmentteams zurückzuführen – und viel zu hoch.

Man müsse sich schon arg verrechnet haben, wenn man davon ausgehe, dass solche Bestände an Finanzprofis nötig seien, fand Natarajan.

Outsourcing in Betracht ziehen

Während viele Family Offices die volle Kontrolle über Ressourcen und Funktionen behalten möchten, sollten Akteure mit einem verwalteten Vermögen von weniger als 1 Milliarde Dollar ein Outsourcing in Betracht ziehen, mahnte er.

Ob er damit im gegenwärtigen Family-Office-Boom in Asien gehört wird, muss sich weisen. Gerade in Singapur schiessen die Anbieter derzeit wie Pilze aus dem Boden; im asiatischen Stadtstaat wurden laut Presseberichten allein im vergangenen Jahr rund 300 neue Family Office gegründet, weitere 200 warteten Ende 2022 auf eine Bewilligung.

Zweischneidig für Schweizer Banken

Dies tangiert nicht zuletzt die Schweizer Banken, die in der Region tätig sind. Sie machen als Zulieferer und Depotstellen zwar ein gutes Geschäft mit dem Boom, konkurrenzieren aber am Arbeitsmarkt mit den immer zahlreicher auftretenden Vermögensverwaltern. Die Mahnung von Natarajan, bei den Kosten nicht zu überborden, dürfte daher auch in ihrem Sinne sein.