Dass der Untergang der Credit Suisse auf Missmanagement, fehlende Kontrolle und kulturelle Defizite zurückzuführen ist, wird von verschiedenen Seiten immer wieder betont. Das viel beachtete «Wall Street Journal» stellt nun den Ex-Präsidenten Urs Rohner als Hauptverantwortlichen dar.

Die historische Aufarbeitung des Untergangs der Credit Suisse (CS) hat noch nicht einmal ansatzweise begonnen. Dennoch glaubt das «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig), den vermeintlich Hauptschuldigen bereits gefunden zu haben.

In einem umfangreichen Artikel listet die führende amerikanische Wirtschaftszeitung mutmassliche Unzulänglichkeiten und Verfehlungen des studieren Juristen Urs Rohner auf, der von 2011 bis 2021 als Verwaltungsrats-Präsident an der Spitze der gescheiterten Grossbank stand.

Nachfolger konnten Ruder nicht herumreissen

Die Liste ist lang. Dazu zählt das «Journal» etwa die Zusammensetzung der Verwaltungsrates mit vielen bankfremden Mitgliedern oder die hohen Vergütungen und Anreize für die Mitglieder des Gremiums. Auch der Personalpolitik, angefangen mit Ex-Chef Brady Dougan, über die Berufung Nachfolgers Tidjane Thiam bis zur Spionageaffäre rund um den heutigen UBS-Manager Iqbal Khan wird im Text viel Raum zugestattet.

Ultimativ seien Rohners Weichenstellungen und die interne Kultur für das Ende der Bank entscheidend gewesen, so die These der Zeitung. Seine Nachfolger seien dann nicht in der Lage gewesen, die notwendige Kurskorrektur vorzunehmen.

Kronzeuge Sergio Ermotti

Als Kronzeuge wird auch der amtierende UBS-CEO Sergio Ermotti zitiert. Er hatte vergangene Woche an einem Podium erneut festgestellt, dass die CS ihre Probleme lange vor sich her geschoben habe. Sie habe zudem «wiederholte Fehler im Risikomanagement und im operativen Geschäft gemacht, die die Glaubwürdigkeit ihrer Führung und des Verwaltungsrats untergraben haben».

Auch dafür, findet das Blatt, trage am Ende Ex-Präsident Rohner die Verantwortung.

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