Im Geschäftsbericht 2010 bricht David M. Solo, CEO von GAM, eine Lanze für das aktive Anlegen. Reto Hintermann, Portfoliomanager bei der GAM-Tochter Swiss & Global AM, sprach mit finews.ch über aktives und passives Anlegen.

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Der durchschnittliche Fonds schneidet schlechter ab als der Markt, heisst die Pauschalbegründung fürs passive Anlegen. «Das ist ganz einfach darauf zurückzuführen, dass die Marktrendite nach Abzug einer Verwaltungsgebühr kleiner ist als die Bruttomarktrendite vor Gebühren oder Kommissionen», schreibt David Solo, Chief Executive Officer von GAM und Swiss & Global Asset Management, im Geschäftsbericht der Holding.

Aktiv kann Mehrwert bringen


Diese Erkenntnis sei weder besonders hilf- noch aufschlussreich. «Dahinter verbirgt sich allerdings eine viel tiefere Wahrheit: Ein Grossteil der sogenannten aktiv verwalteten Fonds orientiert sich entweder zu stark am Referenzindex oder lässt kurzfristig keine ausreichenden Indexabweichungen zu, um – im Durchschnitt – Mehrwert zu erwirtschaften. Das bedeutet jedoch nicht, dass eine aktive Vermögensverwaltung langfristig nicht Wert generieren kann, denn das kann sie sehr wohl».

Julius Bär und GAM lieben es aktiv

Das belegt der institutionelle Fonds, in den die Vermögenswerte der Pensionkassen von Julius Bär, GAM und Swiss & Global Asset Management eingebracht sind. 2010 erwirtschaftete der JB Inst BVG LPP Flexible eine Performance von 5,62 Prozent  – im Vergleich dazu haben klassische institutionelle Lösungen, die Swiss & Global für externe Kunden ebenfalls betreut, eine Performance zwischen 2 und 3 Prozent erreicht. Die Durchschnittsrendite der Schweizer Pensionskassen im Jahr 2010 betrug knapp 3 Prozent.

Mehr Opportunitäten


Zwar zeigt das Engagement der PK von Julius Bär, GAM und Swiss & Global in einem aktiv geführten Fonds, dass Solos These auch «intern» gelebt wird. Aber viele Pensionskassen begegnen der aktiven Anlage mit grosser Skepsis.

Laut Reto Hintermann (Bild), Portfoliomanager bei Swiss & Global Asset Management und für die Anlagen dieser drei Pensionskassen verantwortlich, hat diese Skepsis verschiedene Ursachen, die Performance ist nur eine davon. Die aktive Anlage mit einer breiten Streuung der Anlagen eröffnet mehr Opportunitäten für eine aktive Positionierung, sie erleidet aber auch Phasen, in denen sie eine Underperformance zeigt.

Pensionkassenverwalter denken oft von Abschluss zu Abschluss und nicht von Trendzyklus zu Trendzyklus. Temporäre Underperformance in einer oder mehreren Anlagekategorien lassen sich kaum vermeiden, wichtig bleibt aber der Erfolg über den langfristigen Anlagehorizont, sagte Hintermann. Aktives Asset Management ist nichts für Anleger, die kurzfristig orientiert oder nur halbherzig dabei sind, und auch nicht für Mandate geeignet, die einen möglichst kleinen Tracking Error anstreben.

Handicap Kosten

Dass gerade institutionelle Anleger wie Pensionkassen, die eine langfristige Politik verfolgen und damit die Vorteile des aktiven Multi-Assets-Ansatzes nutzen könnten, auf die Karte Passivieren setzen, erklärt Hintermann gegenüber finews.ch auch mit den Kosten. Passives Anlegen kommt auf den ersten Blick günstiger.

Der Kostenaspekt gewinnt gerade in einer Tiefzinsphase an Bedeutung. «Die Kosten sind in Relation zu den erzielbaren Erträgen gewichtiger geworden. Die Renditeerwartungen mussten zuletzt nach unten revidiert werden, gerade auch im Aktiensegment, wo sich moderateres Wachstum in einem langsameren Gewinnwachstum niederschlagen wird», sagt Hintermann.

3 Prozent genügen nicht


Auch wiegten sich die passivierenden Kassen in einer – falschen – Sicherheit. «Ich kaufe den Markt und wenn ich, Kosten einberechnet, knapp unter der Benchmark bin, ist das Resultat in Ordnung. Der Markt gibt einfach nicht mehr her», so sei die Denkweise. Oft werde nicht untersucht, was mit einer anderen Strategie in einem grösseren Anlageuniversum überhaupt möglich gewesen wäre.

Hintermann wertet die Renditeerwartungen als stärkstes Argument für die aktive Anlage. Mit einem normalen gemischten Portfolio werde es aufgrund der Zinssituation immer schwieriger auf 3 Prozent Rendite zu kommen. «Und wir brauchen mehr in der PK. Pensionskassen müssen opportunistischer werden.» Weil man für eine höhere Rendite mehr Risiken eingehen muss, braucht es eine aktive Überwachung. «Vieles was der aktive Manager macht, ist auch Risikoüberwachung.»

Wenn die Risikofähigkeit gegeben wäre. . .

Auf seinen Besuchen bei passivierenden PK’s hat Hintermannein gewisses Unbehagen festgestellt. «Die Erkenntnis wächst, dass man angesichts der Anlageresultate eine aktive Komponente einbauen muss», sagt er. Dass der Sprung ins aktive Anlegen nicht gewagt wird, werde meist mit dem Mangel an Risikofähigkeit erklärt, obwohl der im negativen Fall zu erwartende Verlust stärker von der strategischen Allokation als vom Anlagestil abhängt.

Eine Analyse von JLT Pension Capital Strategies zeigt, dass vermeintlich risikoarmes Indexieren im Obligationenbereich auch zu einer Erhöhung des Risikos führen kann.

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