Ende der Woche werden die grössten Banken der USA ihre Jahresergebnisse veröffentlichen. Ein brisantes Thema dürfte dabei der erwartete Anstieg von notleidenden Kredite sein – dabei ergeben sich interessante Schweizer Parallelen.

Die Rückstellungen bei Julius Bär im November hatten viele Anleger aufgeschreckt: Eine grosse Kreditposition, wohl im Zusammenhang mit der Insolvenz der österreichischen Signa-Gruppe, hatte für die Massnahme im Umfang von 70 Millionen Franken gesorgt.

Nicht nur wegen Signa ist die Thematik in der Schweiz  angekommen. So ist die Zahl der Unternehmens-Pleiten wegen Überschuldung im vergangenen Jahr um 8 Prozent auf insgesamt 7’335 Firmen angestiegen, wie den Zahlen des Schweizerischen Gläubigerverbands Creditreform zu entnehmen war.

Rückstellungen eher reduziert

Im Gegensatz dazu haben fast alle Schweizer Banken die Rückstellungen für Kreditausfälle zuletzt eher zurückgefahren, was neben der höheren Zinsmarge die Ergebnisse gestützt hat.

Verglichen mit den USA und der Eurozone sind dabei die Zinsen (und die Teuerung) hierzulande noch tief. Dies und die stabilen Konjunkturerwartungen haben das Sentiment der Anleger für den Bankensektor stabilisiert.

US-Banken legen Karten auf den Tisch

Spannend sind nun die Parallelen jenseits des «Grossen Teichs», wo bald die Jahreszahlen der grössten amerikanischen Banken anstehen.

In den USA hatte der zuletzt gewachsene Optimismus der Anleger über die Aussichten auf eine «weiche Landung» auch die Zuversicht für die grössten US-Banken gestärkt. Doch das könnte einen Dämpfer erhalten. Laut der Agentur «Bloomberg» rechnen die Analysten mit einem starken Anstieg der notleidenden Kredite. Die Erträge dürften im Schlussquartal 2023 aufgrund unbezahlter Schulden und der Auswirkungen der hohen Zinssätze geschrumpft sein.

Den Schätzungen zufolge dürfte sich bei den vier grössten US-Geldhäusern – J.P. Morgan Chase, Bank of America (BofA), Wells Fargo und Citigroup – das Volumen der notleidenden Kredite auf zusammen 24,4 Milliarden Dollar gewachsen sein. Das sind fast 6 Milliarden Dollar mehr als Ende 2022.

Als «Bad Loans» bezeichnet man in Übersee Kredite, bei denen die Schuldner innerhalb von 90 Tagen keine Zahlung geleistet haben.

Millardenschwere Lücken füllen

Die unbezahlten Kredite und die höheren Kosten für Einlagen aufgrund der höheren Zinsen dürften die Ergebnisse drücken. Zudem hatten einige Grossbanken im vergangenen Dezember angekündigt, dass sie bis zum Jahresende eine einmalige Belastung für eine Sonderabgabe an die Federal Deposit Insurance Corporation vornehmen wollen. Damit soll die Lücke im Versicherungsfonds von 18,5 Milliarden Dollar aufgestockt werden, welche die Zusammenbrüche der Silicon Valley Bank und Signature Bank dort gerissen hatten.

Zudem dürften etwa bei Citi und Wells Fargo die Kosten für die laufenden Umstrukturierungen das Ergebnis belasten. Citi befindet sich mitten in ihrer grössten Umstrukturierung seit Jahren; Wells Fargo hatte bereits im Dezember mitgeteilt, dass die Bank 1 Milliarde Dollar für Abfindungen zurückstellen wird.

Im Durchschnitt werden die Gewinne der sechs grossen Banken, zu denen auch Goldman Sachs und Morgan Stanley zählen, um 13 Prozent niedriger erwartet. Am 12. Januar legen BofA, Citi, J.P. Morgan und Wells Fargo die Quartalszahlen vor. Am 16. Januar folgen Goldman Sachs und Morgan Stanley.

Privatkredite mit Sorge betrachtet

«Bei den Gewinnmitteilungen für das vierte Quartal wird den Jahresprognosen viel Aufmerksamkeit geschenkt», wird Barclays-Analyst Jason Goldberg in der britischen Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) zitiert. «Ich rechne damit, dass die Banken darauf hinweisen werden, dass der jüngste Rückgang der Nettozinserträge in diesem Jahr seinen Tiefpunkt erreichen wird.»

Doch selbst wenn der Druck auf die Zinssätze nachlässt, könnte ein sprunghafter Anstieg der unbezahlten Kredite die Gewinne der Banken belasten. Die Rückstellungen hierfür waren in den vergangenen Quartalen zurückgefahren worden. Sollten die Rückstellungen für faule Kredite nun unerwartet stark ansteigt, könnte das die Anleger alarmieren. Insbesondere die Bereiche Hypotheken für Gewerbeimmobilien und Privatkredite werden mit Sorge beobachtet.

Das weckt Erinnerungen an die US-Bankenkrise vom Frühling 2023, welche in der Schweiz dazu beitrug, das Ende der Grossbank Credit Suisse (CS) zu beschleunigen.

Reserven gross genug?

Aktuell seien die Rücklagen der Banken für Kreditausfälle deutlich geringer, als zu Beginn der Corona-Pandemie. «Die Reserven der Banken sind im Moment angemessen, weil wir nicht annähernd so viel Stress haben wie damals», sagte Gerard Cassidy, ein Bankenanalyst bei RBC Capital Markets zur «Financial Times». «Aber sind sie gross genug für eine harte wirtschaftliche Landung? Die Antwort lautet Nein»

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