Trotz der jüngsten Kursrallye bleibt die UBS-Aktie im Vergleich zur US-Konkurrenz unterbewertet. Doch Akteure wie Cevian Capital erkennen bedeutendes Kurspotenzial – und nicht nur sie. Laut einer neuen Studie könnte der Bankensektor Wertsteigerungen von 7 Billionen Dollar erzielen.

Die Börsenbewertung der Schweizer Grossbank UBS ist Chairman Colm Kelleher schon lange ein Dorn im Auge. Konkurrenten wie der Wallstreet-Riese Morgan Stanley handelt am US-Aktienmarkt zu einem deutlich höheren Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV).

Dank der fulminanten Kursrallye der UBS-Aktie seit vergangenem Sommer hat sich die Bewertungslücke zwar verkleinert, aber nicht geschlossen.

Ungleiche Bewertung im Fokus

Unter anderem aufgrund der Bewertungsdifferenz zu den US-Rivalen räumen verschiedene Analysten der UBS-Aktie weiteres Kurspotenzial ein. Auch die schwedische Beteiligungsgesellschaft Cevian Capital, die im vergangenen Dezember als Grossaktionärin bei der UBS eingestiegen ist, sieht noch erheblichen Kursspielraum nach oben.

Wenn die Bewertungslücke zur weltgrössten Vermögensverwaltungsbank Morgan Stanley geschlossen sei, werde die UBS-Aktie 50 Franken wert sein, rechnete Mitgründer Lars Förberg vor. Derzeit wechseln die Titel an der Schweizer Börse SIX zu rund 25 Franken den Besitzer rspektive die Besitzerin.

Der lange Erholungsweg

Dank des Wertzuwachses in den vergangenen Monaten werden die UBS-Aktien nun mit einem Price-to-tangible-book-value von etwas mehr als 1,2 gehandelt. Im Vergleich zu Morgan Stanley mit einem Verhältnis von 2,2 besteht im Rennen um die Börsenkrone also noch immer erhebliches Aufholpotenzial.

Insgesamt bewertet die Börse die UBS-Valoren deutlich höher als die meisten anderen Bankaktien weltweit.

Wie eine Studie des US-Beratungsunternehmens Boston Consulting Group (BCG) zeigt, handelten im Jahr 2022 rund 75 Prozent der Bankaktien unter einem KBV von 1. Gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist das Bewertungsniveau auch nur noch etwa halb so hoch wie vor der Finanzkrise 2008. Und die aktuellen Niveaus deuten laut den BCG-Experten auf eine vorsichtige Haltung der Investoren hin.

Dauerhafte Narben im Bankensektor

Die globale Finanzkrise markierte einen Wendepunkt für den Bankensektor. Erhebliche systemische Risiken traten zutage, und es bedurfte massiver staatlicher Interventionen, um ein gewisses Mass an Stabilität wieder herzustellen. Es überrascht daher nicht, dass die Bewertungen der Banken weltweit einen schweren Schlag erlitten und sich grosse Teile des Sektors nie wieder erholten.

Der Hauptgrund für den Pessimismus gegenüber dem Bankensektor war der deutliche Rückgang der Rentabilität. Laut BCG ist die durchschnittliche Eigenkapital-Rendite seit der Finanzkrise um mehr als 450 Basispunkte gesunken, und viele Banken verdienen ihre Eigenkapital-Kosten nicht.

Eine neue Ära?

Die Experten halten es für unwahrscheinlich, dass die Banken zu den Rentabilitätsniveaus und Bewertungen vor der globalen Finanzkrise zurückkehren. Selbst wenn sie in die Produktivität investieren und ihr Geschäft radikal vereinfachen, werden die Gewinne der Banken aufgrund höherer Kapitalanforderungen und des zunehmenden Wettbewerbs durch neue Akteure wie Fintechs unter Druck bleiben, so BCG.

Dennoch hätten Finanzinstitute die Chance, nachhaltig mehr als ihre Eigenkapital-Kosten zu verdienen und ihre Bewertungen zu verbessern. Die Beratungsspezialisten schätzen, dass mindestens 7 Billionen Dollar an Wert geschaffen werden könnten, wenn die Banken trotz aller Hindernisse auf Wachstum und verbesserte KBV setzen.

Dies entspricht in etwa einer Verdoppelung der aktuellen Bewertungen in den nächsten fünf Jahren.

Weg mit Altlasten!

Insgesamt betont die Studie, dass die Banken vor der Herausforderung stünden, ihre Geschäftsmodelle grundlegend zu überdenken und zukunftsweisende Strategien zu verfolgen, um sowohl ihren Kunden als auch der Gesellschaft besser zu dienen und gleichzeitig ihren Wert signifikant zu steigern.

Es sei für Banken nicht mehr tragbar, die Transformation schrittweise anzugehen. Sie könnten nicht weiter Stück für Stück auf Altlasten aufbauen, die sie eigentlich eher bremsen als voranbringen. Die Kreditinstitute müssten ihre gesamte Organisation auf den Prüfstand stellen und einen klaren strategischen Weg einschlagen, fordert BCG.

Modernisierungszwang trifft auf Legacy-Systeme

Die Studie stellt weiter fest, dass die Legacy-IT-Systeme der Banken die Möglichkeiten für eine mutige Modernisierung einschränkten. Gleichzeitig stiegen die Anforderungen an die Banken durch den Klimawandel sowie durch makroökonomische Trends, was zusätzlichen Druck auf die Profitabilität ausübe.

Darüber hinaus könnte die Entwicklung des Open Banking das Vordringen grosser Technologieunternehmen in den Bankensektor verstärken. Dadurch liefen die Banken Gefahr, zu reinen Dienstleistern degradiert zu werden.

Nur mit Hilfe von Regierungen und Regulierern

So lautet der Imperativ: Banken müssen jetzt mutige Strategien entwickeln, um ihre Position zu stärken und die Chancen zu nutzen, die sich aus den Veränderungen im globalen Finanzökosystem ergeben.

Um erfolgreich zu sein, brauchen die Banken nach Ansicht der BCG-Experten aber auch die aktive Unterstützung der Regierungen und eine kooperative Partnerschaft mit den Regulierungsbehörden.

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