Die Zürcher Kantonalbank blickt auf ein höchst erfolgreiches Jahr 2023 zurück. Gleichwohl sah sich CEO Urs Baumann am Freitag gezwungen, mit gleich drei Mythen aufzuräumen. Nach dem jüngsten Rekordjahr dämpfte er zudem die Erwartungen für 2024.

«Nein, wir haben beim Nettoneugeld nicht von der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS profitiert», betonte der Chef der Zürcher Kantonalbank (ZKB) Urs Baumann gleich zu Beginn der Jahresmedienkonferenz am Freitag in Zürich. Der Zufluss an Neugeldern sei breit abgestützt gewesen.

Auch zwei weiteren Mythen trat er entgegen: Das gute Ergebnis im Zinsgeschäft sei nicht auf dem Rücken der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und auch nicht zu Lasten der Sparer zustande gekommen, sagte er weiter. «Wir machen keinen Gewinn auf Kosten der SNB. Vielmehr müssen wir die 40 Milliarden Franken Sicherheitseinlage bei der SNB finanzieren», erklärte er. Auch sei die Marge zwischen den Hypothekarzinsen und den Sparzinsen weiter historisch tief und habe sich seit dem Ende der Niedrigzinsphase nicht ausgeweitet.

Hypothekarvolumen erstmals über 100 Milliarden Franken

Finanzchef Martin Bardenhewer verwies auf die stark verbesserte Passiv-Marge durch die schnelle Anhebung der Leitzinsen. «Auch grosse und professionelle Kunden haben eher langsam in höher verzinste Produkte umgeschichtet. Deutlich langsamer als erwartet», betonte der CFO. Doch das sei ein einmaliger Effekt und werde sich so im laufenden Jahr nicht wiederholen.

Im Passivgeschäft verbuchte die ZKB 2023 einen Brutto-Zinserfolg von 599 Millionen Franken, verglichen mit minus 120 Millionen im Vorjahr. Das Aktivgeschäft verbesserte sich auf 916 Millionen Franken von 895 Millionen und der übrige Zinserfolg sank auf 355 Millionen von 646 Millionen Franken. Im Aktivgeschäft habe die gute Volumenentwicklung im Hypothekargeschäft das Ergebnis gestützt. Das Volumen überstieg hier erstmals die Marke von 100 Milliarden Franken.

Vorteilhafte Fremdwährungen

Dass die Hypozinsen viel kräftiger gestiegen sind als die Sparzinsen habe nicht zu einer Margenausweitung geführt, sagte Bardenhewer. «Während Hypo-Zinsänderung immer nur einen kleinen Anteil betreffen, wirkt eine Sparzinserhöhung auf die gesamten Spareinlagen.»

Zudem habe die vorteilhafte Konstellation bei den Fremdwährungen mit höheren Zinsen in Euro und Dollar das Zinsergebnis begünstigt. Für 2024 rechnet der Finanzchef mit einem Zinsertrag, der zwischen den Werten von 2023 und 2022 liegen wird.

Höherer Liquiditätspuffer

«Durch die massiv gewachsene Bilanz sind auch die Anforderungen beim Liquiditätspuffer gestiegen», betonte Baumann weiter. Dieser liege grösstenteils bei der SNB und mache einen Viertel der Bilanzsumme und die Hälfte der Kundeneinlagen aus. «Wir Finanzieren das über den Geldmarkt und zahlen Saron.» Für 2024 rechnet die ZKB mit einer weiteren Erhöhung der Liquidität aufgrund der geltenden Too-big-to-fail-Regulierung.

Gegen die Annahme, dass die ZKB nach der CS-Übernahme durch Neugeld von deren Kunden geflutet wurde, spreche der Blick auf die Zusammensetzung. Zufluss habe es im Fondsgeschäft und insbesondere im Anlagevermögen gegeben. Bei Letzterem stammen 75 Prozent von institutionellen Kunden. «Das ist ein langfristiges Geschäft mit einem langen Vorlauf», betonte der Finanzchef.

Beteiligung an Signa-Immobilie in Zürcher Innenstadt

Beim Konsortialkredit an die insolvente österreichische Immobiliengruppe Signa sei man nicht involviert, betonte Baumann. Es gebe einzig eine Beteiligung an einem erstklassigen Bürogebäude in der Zürcher Innenstadt. Das Volumen liege im unteren zweistelligen Millionenbereich und hier seien keine Rückstellungen nötig, ergänzte Bardenhewer.

Baumann rechnet für das laufende Jahr sowohl beim Ertrag und als auch beim Gewinn auf ein tieferes Ergebnis als 2023. Doch die ZKB sei «hervorragend unterwegs, gut positioniert und stabil», betone er.

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