Die Genfer Privatbank hat ist im vergangenen Jahr forsch rekrutiert und wurde dabei nicht zuletzt bei der Krisenbank Credit Suisse fündig. Operativ stand Lombard Odier hingegen an mehrere Fronten im Gegewind. Für Senior Managing Partner Hubert Keller liegt der Fokus nun auf der Integration der neuen Kräfte, wie er zu finews.ch sagt.

«Wir haben 2023 die gleichen Trends gespürt wie unsere Konkurrenz», sagt Hubert Keller zu finews.ch. Der Senior Managing Partner und «Primus inter pares» unter den Teilhabern der Genfer Privatbank Lombard Odier meint damit unterstützende Faktoren, einerseits: So die durch die Zinswende angetriebene Zinsmarge.

Zwei Seiten der Zinswende

Für Gegenwind, fährt Keller fort, habe hingegen der starke Franken gesorgt, der sowohl die Einkünfte aus dem Ausland drückte sowie auf dem Volumen lastete. Ebenfalls hätten Kunden Vermögen aus aktiv verwalteten Finanzprodukten abgezogen und in Geldmarkt-Fonds und Cash-Produkte umgeschichtet. Dies habe sich insbesondere im Fondsgeschäft von Lombard Investment Managers (LOIM) bemerkbar gemacht und dort unter dem Strich zu Vermögensabflüssen geführt.

Im Private Banking führten die hohen Zinsen dazu, dass auch Hypotheken- und Lombardkredite teurer wurden, so dass viele bestehende Kunden die Verschuldung in ihrer persönlichen Bilanz reduzieren wollten. Das wirkte sich ebenfalls auf die verwalteten Vermögen.

Verwaltetes Vermögen stagniert

Vor diesem Hintergrund präsentiert die Genfer Bankengruppe am Donnerstag ein durchzogenes Jahresergebnis. Der Reingewinn ist zum Vorjahr um 9 Prozent auf 221 Millionen zurückgegangen. Per Ende 2023 beliefen sich die gesamten Kundenvermögen (Client Assets) der Gruppe auf 296 Milliarden Franken, davon waren 103 Milliarden Franken Depotgelder, 193 Milliarden «Assets under Management». Das sind nur 1 Milliarde mehr als im Vorjahr.

Der starke Franken frass einen Grossteil der Marktperformance auf den Kundengeldern gleich wieder weg (siehe Grafik unten), und das Nettoneugeld kam bei gerade Mal 1 Milliarden Franken zu liegen.

Zweiter Gewinnrückgang in Folge

Nach 2022 musste die Gruppe damit das zweite Jahr in Folge einen deutlichen Gewinnrückgang hinnehmen, wobei 2023 die verwalteten Vermögen verteidigt werden konnten. Dies kontrastiert ein Stück weit mit dem Gebaren der Privatbank am Stellenmarkt, wo Lombard Odier nach Kräften expandierte. Insbesondere die Anwerbung von teils prominenten vormaligen Kräften der Credit Suisse (CS) sorgte hierzulande für einiges Aufsehen.

Wie Senior Managing Partner Keller aber im Gespräch betont, stamme nur ein kleinerer Teil der Neueinstellungen von der im März 2023 von der UBS übernommenen Grossbank. Insgesamt habe die Gruppe über sämtliche Sparten hinweg netto 183 Personen eingestellt. Rund 60 davon seien für die Kundenfront im Private Banking rekrutiert worden. Insgesamt beschäftigt die Gruppe inzwischen 2’900 Personen.

Frische Kräfte als Treiber für das Neugeld

Der Personalausbau dürfte erhebliche Investitionen zur Folge gehabt haben, die Lombard Odier allerdings am Donnerstag nicht bezifferte. In den Augen von Keller lohnt sich jedoch das Vorgehen und ist im Einklang mit der Strategie, «organisch» über das Anwerben von einzelnen Talenten und Teams zu wachsen.

So sei das von neuen Kunden zur Bank gebrachte Vermögen so hoch wie nie ausgefallen; es befinde sich am oberen Ende des im Private Banking anvisierte Neugeld-Wachstums von 3 bis 5 Prozent.

Das Privileg der Langfristigkeit

«Wir verfügen über das Privileg, eine private gehaltene Investmentfirma zu sein und deshalb auf lange Frist hinaus zu agieren», erklärt Keller dazu.

Allerdings wird Lombard Odier beim «Hiring» in den kommenden Monaten etwas weniger forsch zugange sein wie im Jahr 2023, wo man sich bietende Opportunitäten genutzt habe, stellt Keller in Aussicht. «2024 werden wir uns auf die Integration der neuen Kräfte konzentrieren.»

Kurs halten bei der Nachhaltigkeit

Kurs halten, diese Devise gilt auch in einem anderen Vorzeigegeschäft von Lombard Odier: den Nachhaltigen Anlagen. Dieses Segment hat über die Branche hinweg im vergangenen Jahr gelitten. Dies nicht zuletzt, weil die Preise von fossilen Energieträgern stark kletterten und den Erdöl- und Gasförderern auch an der Börse zu Buchgewinnen verhalfen.

Keller ist aber überzeugt, dass vorab in der Transformation hin zu einer klimafreundlichen Wirtschaft enormes Gewinnpotenzial schlummere, dass darüber hinaus an den Märkten weitgehend unterschätzt werden.

Laut Keller, von Haus aus Asset Manager, wird Lombard Odier deshalb der Kundschaft weiter behilflich sein, auf dem Weg hin zu diesem Potenzial zu navigieren. «Wir sind in ein Investmenthaus, dies ist unsere Investmentüberzeugung, und daran halten wir fest», bringt der Senior Managing Partner das Vorgehen auf den Punkt.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.69%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.58%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.14%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.05%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel