Das Schweiz- und Italiengeschäft, das bei der Zürcher Privatbank unter einen Hut fällt, hat 2023 mit Wachstums-Coups auf sich aufmerksam gemacht. Wie sich nun aber zeigt, kämpften die EFG-Banker dort mit Abflüssen.

Die Coups von EFG International haben am hiesigen Bankenplatz im vergangenen Jahr für viel Aufsehen gesorgt. Bereits legendär ist der Doppelschlag der Zürcher Privatbank an den Nobel-Skiorten St. Moritz und Gstaad; dort war es dem Institut gelungen, jeweils das gesamte bestehend Team der Credit Suisse (CS) zu sich herüberzuholen.

Anfang Jahr haben die Equipen nun ihre Arbeit aufgenommen, was auch bei einem Willkommens-Anlass beim Zürcher Hauptquartier gefeiert wurde.

Lob des Präsidenten

Wie EFG-Präsident Alexander Classen unlängst gegenüber finews.ch ausführte, waren der EFG-Chef Giorgio Pradelli persönlich sowie Franco Polloni als Leiter für den Schweizer und italienischen Markt in die Anwerbung der CS-Kräfte involviert. «Es ist schon bemerkenswert, dass es uns gelungen ist, gleich zwei Teamheads, die im UHNWI-Segment gut vernetzt sind, zu gewinnen», lobte der Präsident damals. Man müsse nämlich davon ausgehen, dass diese Kräfte einige Angebote von der Konkurrenz erhalten hatten.

Classen erwartet nun einiges von den neu angeworbenen Private Bankern. Sie sollen in diesem Jahr über die Gruppe hinweg rund die Hälfte des Nettoneugelds zum Institut bringen. Im Jahr 2023 war dieser Anteil noch bedeutender: Wie EFG am Mittwoch anlässlich des Jahresergebnisses ausführte, kamen von 6,2 Milliarden Franken Nettoneugeld rund 5,1 Milliarden Franken von Client Relationship Managern (CRO), die erst nach Anfang 2021 eingestellt worden waren.

Die Krux mit der Zinswende

Doch im Schweiz- und Italiengeschäft, dass bei EFG als ein einziges Marktgebiet geführt wird, war die Bilanz beim Wachstum negativ: In der Region flossen 2023 beim Institut 3,1 Milliarden Franken an Vermögen ab. Werden die Lombardkredite zum Kundengeld hinzugerechnet, ergab sich damit ein Rücksetzer von 3,7 Prozent zum Vorjahr. Dies, während sämtliche anderen Regionen das Neugeld im vergangenen Jahr zu steigern vermochten.

Die Bank begründete dies mit dem Abbau von Kreditpositionen und dem gesunkenen Risikoprofil der Schweizer und italienischen Kunden; dieser Trend liess sich 2023 branchenweit beobachten und ist vorab auf die Zinswende zurückzuführen. Die hat etwa Lombardkredite verteuert und gleichzeitig zu einer besseren Verzinsung von Cash-Produkten geführt. Entsprechend lösten wohlhabende Privatleute Wertschriften-Depots auf und nahmen kein neues Geld mehr auf.

An einer Medienkonferenz vom Mittwoch sagte die Bankführung zu finews.ch, die Schweiz und Grossbritannien seien die beiden «reifsten», sprich am längsten bearbeiteten Marktregionen. Hierzulande sei es zu einem gewissen Ausmass von Kreditabbau gekommen. «Die Lombardkreditvergabe wird komplizierter, einige Kunden hielten es für den richtigen Zeitpunkt, das Engagement zu schliessen», bestätigte das Management den Trend.

2024 Wachstum erwartet

Die Schweiz und Italien stehen bei EFG naturgemäss im Schaufenster. Das eine Land ist der offizielle Heimmarkt, das andere seit der Übernahme der Tessiner Bank BSI von grossem Gewicht in der Gruppe. Und nicht zuletzt stammt Chef Pradelli aus dem norditalienischen Turin. Entsprechend muss die Privatbank bemüht sein, hier in den kommenden Monaten den Wachstumshebel wieder nach vorne umzulegen.

Das Management erklärte hierzu am Mittwoch ausblickend, alle Regionen könnte beim Neugeld zwischen 4 und 6 Prozent wachsen. Die Schweiz liegt aber eher am unteren Ende dieser Zielspanne.


Mitarbeit: Jule Woermann, Samuel Gerber

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