Die Zürcher Traditionsbank Julius Bär zahlt ihren Managern, die am Signa-Debakel beteiligt waren, deutlich tiefere Boni. Dies ist nichts weiter als richtig. Es bleibt zu hoffen, dass dies in der Branche Schule macht, wie finews.ch-Chefredaktor Dominik Buholzer feststellt.

Philipp Rickenbacher galt als ideale Besetzung für den CEO-Posten bei Julius Bär. Ihm eilte der Ruf voraus, vorsichtig im Umgang mit Risiken zu sein und kollegial im Umgang.

Ersteres erwies sich, wie wir inzwischen wissen, als Fehleinschätzung. Das Abenteuer mit der Signa-Gruppe kostete die Zürcher Privatbank nicht nur viel Geld – der Abschreiber beläuft sich auf stolze 600 Millionen Franken –, sondern schadete auch deren Ansehen als konservatives «Pure play» enorm.

Mehrere Millionen Franken weniger

Die Konsequenzen scheinen nur logisch: Zuerst verlor Rickenbacher im vergangenen Februar seinen Job; jetzt muss er Einbussen bei der Vergütung hinnehmen.

Für das abgelaufene Jahr erhält er eine Gesamtkompensation von «nur» noch 1,72 Millionen Franken. Vor einem Jahr zahlte ihm die Bank noch 6,03 Millionen Franken aus, wie auch finews.ch berichtete. 

Auch der Präsident erhält weniger

Auch die weiteren Manager und Verwaltungsräte von Julius Bär, welche rund um das zusammengebrochene Signa-Imperium des österreichischen Unternehmers René Benko involviert waren, müssen beim Lohn bluten, wie auch finews.ch am Montag bereits berichtete.

Und Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher muss ebenfalls kleinere Brötchen backen.

Weiterer Präzedenzfall liegt auf dem Tisch

Der Entscheid von Julius Bär ist nur zu begrüssen. Die Privatbank setzt damit ein wichtiges Zeichen, auch gegenüber ihren Invbestorinnen und Investoren. Für den Finanzplatz Schweiz wiederum bleibt zu hoffen, dass solches Handeln nicht die Ausnahme bleibt.

Vor einem Jahr ist die Geschichte der Credit Suisse (CS) krachend zu Ende gegangen. Gescheitert ist sie nicht zuletzt auch am Missmanagement ihrer Topleute. Werden diese Banker nachträglich noch zur Kasse gebeten?

Nationalrat ist für klar ein «Clawback» 

Die Politik will hier ein Wort mitreden. Der Nationalrat hat zu dieser Frage in den vergangenen Tagen Stellung bezogen und sich für ein «Clawback» von Banker-Boni ausgesprochen. Er hiess eine entsprechende Motion von Thomas Burgherr (SVP; Aargau) klar gut.

Konkret soll das oberste Kader 50 Prozent des Gesamteinkommens der vorangegangenen zehn Jahre an das Institut zurückzahlen müssen, wenn eine Grossbank mit Staatsgeldern gerettet werden muss.

Politische Ränkespiele

Bei Bundesrätin Karin Keller-Sutter, die damals die Rettung der CS mitorchestrierte, stösst dies jedoch auf Ablehnung. Sie hat selber ein Eisen im Feuer: Der Bundesrat will im kommenden Monat seinen «Too big to fail»-Bericht zur CS-Krise vorlegen. Darin werde auch die Verantwortung der obersten Kader der CS ein Thema sein, verspricht die Finanzministerin.

Dies mögen letztlich politische Ränkespiele sein. Entscheidend ist: Wer nicht liefert, was er verspricht oder zu grosse Risiken eingeht und damit ein Unternehmen in Schieflage bringt, der hat finanzielle Abstriche in Kauf zu nehmen.

Noch immer keine Selbstverständlichkeit

Das wird schon lange gepredigt, aber eine Selbstverständlichkeit ist es noch lange nicht –selbst in der Finanzbranche, die so sehr vom Vertrauen ihrer Kundinnen und Kunden lebt.

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