Der Verwaltungsrat der UBS hat sich innert zweier Jahre grundlegend verändert. Nochmals gehen drei Vertreter der Ospel-Ära. Dies sind die Gründe.

Wenn Ernesto Bertarelli heute sagt, es freue ihn, dass er bei den Veränderungen, die UBS AG zur Bewältigung der schwierigen Marktbedingungen vorgenommen habe, seinen Beitrag leisten konnte, dann ist das Schönfärberei.
Immerhin sass er während sieben Jahren im Aufsichtsgremium der Grossbank, also lange genug, um ebenfalls höchst verantwortlich zu sein für das Debakel, in das die UBS ritt.

Der Milliardär und Unternehmersohn aus Genf hat jedoch keine grossen Stricke verrissen, er geriet vielmehr in die Kritik einiger Aktionäre, die sich fragten, ob der passionierte Segler (Alinghi), der sein Biotech-Unternehmen (Serono) der Konkurrenz verkauft hatte, der richtige Mann im Kontrollgremium der seinerzeit wichtigsten Bank der Schweiz sei.

Konkret stellte sich verschiedentlich die Frage, ob Bertarelli überhaupt in der Lage sei, an den VR-Sitzungen teilzunehmen, zumal er jeweils längere Zeit am andern Ende der Welt für den America's Cup trainierte und daran auch (erfolgreich) teilnahm. Die UBS liess jeweils darauf verlauten, dass seine Präsenz auch durch Video-Konferenzschaltungen gewährleistet werden könne.

Schiffskapitäne nun weniger gefragt

Insgesamt, so berichten institutionelle Aktionäre, sei Bertarelli in seiner Amtszeit kaum sonderlich aufgefallen, sondern repräsentierte das Unternehmen vor allem mit seinem Namen und demjenigen seiner Yacht. Er war letztlich auch deswegen vom seinerzeitigen primus inter pares, Marcel Ospel, in das Board aufgenommen worden.

Längst ist es höchste Zeit für Bertarelli, das Schiff zu verlassen. Die Verbindung zur UBS dürfte seiner Reputation auch geschadet haben, ausserdem sind nun ausgewiesene Finanzexperten gefragt, weniger Kapitäne. Oder wie es Bertarelli selber formulierte: «Jetzt können neue Köpfe im Verwaltungsrat den Transformationsprozess vorantreiben, um die führende Position des Unternehmen in der Bankenwelt zurückzugewinnen.»

Von Marcel Ospel persönlich angefragt

Auch der gebürtige Ostdeutsche Jörg Wolle wurde persönlich von Marcel Ospel für den UBS-Verwaltungsrat angefragt. Er war insgesamt drei Jahre mit dabei. Wolle hat eine hohe Reputation als CEO des erfolgreichen Handelshauses DKSH (Diethelm, Keller, Sibner Hegner), das insbesondere in Asien extrem stark vertreten ist.

Wolle ist zweifelsohne ein hervorragender Marketingexperte und besitzt im Fernen Osten über exzellente Beziehungen. Innerhalb des UBS-Verwaltungsrat tat er sich jedoch kaum sichtbar hervor, was nicht gegen ihn spricht. Aber als die UBS in die Krise geriet, wurde seine Position immer schwieriger. Denn Wolle war von Ospel portiert worden, und es fehlten ihm die tief gehenden Finanzkenntnisse. Je mehr sich die Lage von Marcel Ospel verschlechterte, desto mehr stand Wolle mit dem Rücken zur Wand.

Fehlende Zeit

Dass er nun seinen Rücktritt aus dem VR mit dem «nötigen Zeitaufwand» begründet, kann als Versuch gedeutet werden, sich elegant aus dem Gremium zu verabschieden. Die Arbeit im Verwaltungsrat und die Aufgaben in zwei Ausschüssen seien mit seiner Funktion als CEO bei DKSH zunehmend «unvereinbar» geworden, sagte er am Montag. War das früher nicht so?

Hätte er als Chef eines international tätigen Handelskonzerns wie DKSH nicht von Anfang einen so aufwändigen und strapaziösen Job bei einer Grossbank ablehnen müssen? Solange sich die UBS auf Erfolgskurs befand, schien der VR-Sitz dem Lebenslauf des Managers ganz gut anzustehen. Später jedoch immer weniger.

Unabhängigkeit in Frage gestellt

Als Mitglied des Nominationskomitees engagierte sich Wolle immerhin stark bei den personellen Neubesetzungen innerhalb der obersten Führungsriege der UBS. Nun, da er geht, sei er «überzeugt, dass mit der Arbeit der vergangenen Jahre die Basis für eine starke und erfolgreiche UBS gelegt worden ist.»

Für die Juristin Gabrielle Kaufmann-Kohler ereignete sich das, was sie selber wohl am wenigsten erwartet hätte. Die UBS geriet in einen juristischen Konflikt von geradezu globalem Ausmass. Das war vor drei Jahren, als sie das Amt angenommen hatte, in keiner Weise absehbar. Doch über die letzten anderthalb Jahre schlitterte die Grossbank wegen ihres Offshore-Geschäfts in den USA in die wohl grösste Reputationskrise ihrer Geschichte.

Mit der Konsequenz für Kaufmann-Kohler: «Dass die Bank in ein Verfahren mit der US-Regierung involviert ist, könnte sich negativ auf meine Funktion als Expertin für internationale Schiedsgerichtsbarkeit auswirken», sagte sie am Montag.

Ihre Unabhängigkeit in den Schiedsgerichten, die sie seit über einem Jahr präsidiere, könne dadurch in Frage gestellt werden. Darum verlasse sie den Verwaltungsrat, sagte sie weiter.

Die Evaluation und Selektion der neuen VR-Mitglieder erfolgten durch das Governance und das Nominating Committee unter der Leitung von Kaufmann-Kohler. Ersetzt werden die bisherigen drei Leute durch: Michel Demaré, Ann F. Godbehere und Axel P. Lehmann. Allesamt sind sie gestandene Finanz- und Risikospezialisten.


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