Der Madoff-Skandal belastet die Union Bancaire Privée enorm. Um sein Lebenswerk zu retten, ist der Doyen der Genfer Bankenszene wieder aktiv im Geschäft.

Seinen Lebensabend hatte sich Edgar de Picciotto gewiss anders vorgestellt. Doch seit die Union Banciare Privée (UBP), die er vor vierzig Jahren gegründet hat, in den Strudel der Madoff-Affäre geraten ist, will er retten, was noch zu retten ist. Zahlreiche Kunden sind bereits abgesprungen, darunter etwa die Qatar Investment Authority, wie das Wall Street Journal meldet, und der Geschäftsverlauf lässt kaum auf eine baldige Erholung schliessen.

Vor diesem Hintergrund hat der heute 80-jährige Edgar de Picciotto wieder eine aktive Rolle im Tagesgeschäft übernommen, nachdem er die operative Führung der Bank vor einigen Jahren in die Hände seiner Kinder und Verwandten übergeben hatte und nur noch als Verwaltungsratspräsident amtete.

Teil-Kompensation der Verluste

Doch seit die UBP im letzten Dezember bekanntgab, mit rund 700 Millionen Dollar in Madoff-Fonds engagiert zu sein, befindet sich die Bank in einer ganz schwierigen Situation. Das Geld ist weg, und seither leidet die Reputation enorm. Darum handelt Edgar de Picciotto nun selber.

So kontaktierte er die wichtigen Kunden persönlich und fuhr die Risiken massiv herunter. Er lagerte auch das Anlageportefeuille von Aktien und Hedge-Funds in CashPositionen, Gold und Obligationen um. Anfang März teilte die UBP den Kunden ausserdem mit, ihnen 50 Prozent der mit Madoff erlittenen Verluste zu kompensieren, falls sie sich ihrerseits verpflichteten, der Bank in den nächsten fünf Jahren treu zu bleiben und keine Gerichtsklagen anzustrengen.

Schwierige Zeiten

Für die Union Bancaire Privée kommen die Probleme rund um die Madoff-Affäre zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, zumal der Schweizer Finanzplatz derzeit wegen der ganzen Bankgeheimnis-Diskussion und dem Steuerstreit der UBS in den USA schon unter Druck steht. Ausserdem fällt mit der jüngsten Entwicklung ein sehr schlechtes Licht auf eine überaus innovative und zeitweise höchst erfolgreiche Bank in der Schweiz.

Edgar de Picciotto, Sohn einer jüdischen Familie aus Beirut, kam in den fünfziger Jahren in die Schweiz und gründete das Institut 1969 noch unter dem Namen Compagnie de Banque et d'Investissements (CBI), später wechselte er den Namen. Daraus wurde die Union Bancaire Privée. Über die Jahre machte seine Bank vor allem mit zwei Dingen von sich reden: Einerseits investierte sie als eines der ersten Institute in der Schweiz überaus erfolgreich in Hedge-Funds, und zweitens sorgte das Geldhaus ab Mitte der achtziger Jahre mit kostspieligen Übernahmen für Furore: TDB-American Express Bank, Nordfinanzbank, Cambio, Valoren Bank.

Rückgang der Kundenvermögen

So wuchs die UBP zu einer Grösse auf dem Schweizer Finanzplatz heran und zog es vor, nicht an die Börse zu gehen. Dadurch war die Bank weniger der Öffentlichkeit ausgesetzt und konnte so einer ausgewählten Kundschaft ein Höchstmass an Diskretion bieten.

Durch das frühe Engagements in Hedge-Funds kam die Bank auch mit Bernard Madoff in Verbindung. Allerdings habe man zu keinem Zeitpunkt je vermutet, dass Bernard Madoffs Tätigkeiten von krimineller Natur seinen, sagte ein UBP-Sprecher gegenüber den Medien. Ende 2007 verwaltete die UBP noch 120 Milliarden Franken an Kundengeldern, Ende 2008 waren es noch knapp 90 Millionen Dollar.

 


War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.48%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.57%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.27%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.12%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.57%
pixel