Die UBS setzt nun auf das Können von Ulrich Körner, einem ehemaligen CS-Kadermann, der sich als Turnaround-Manager bewährte.

Der deutsch-schweizerische Doppelbürger Ulrich Körner wird Group COO und CEO des Corporate Centers. Dabei fasst die UBS die konzernweiten Infrastruktur- und Dienstleistungsaufgaben (IT, Human Resources, Einkauf, Immobilien- und Gebäudemanagement) neu im Corporate Center zusammen und zentralisiert die Führung von Kontrollaufgaben (Finanzen, Risiko, Legal und Compliance) auf Konzernstufe.

Im Gegenzug verliert Walter Stürzinger, derzeit Chief Operating Officer des Corporate Center, seinen Posten in der Konzernleitung. Er soll den neuen Group COO beim Vorantreiben der konzernweiten Massnahmen zur Steigerung der Profitabilität unterstützen.

Mühlemann, Wellauer, Körner

Ulrich Körner ist ausgebildeter Betriebswirtschafter und promovierte an der Universität St.Gallen. Er stiess 1998 zur Credit Suisse, nachdem er zuvor bei der Unternehmensberatungsfirma McKinsey tätig gewesen war – wie Lukas Mühlemann und Thomas Wellauer. Sie alle arbeiteten zunächst als externe Berater für die Bank, bevor sie die Seite wechselten und als CS-Angestellte ihren Job fortsetzten. Der Einzug der McKinseyaner sorgte CS-intern wiederholt für böses Blut, weil sich die Banker übergangen fühlten.

Erst als sich die Zeiten änderten und in der Folge Thomas Wellauer wie auch Lukas Mühlemann gehen mussten, entschärfte sich die Situation; der Einfluss der McKinsey-Leute schwand. Körner konnte sich aber halten, nicht zuletzt, weil er sich gut verstand mit dem neuen starken Mann im Hause, dem Pragmatiker Oswald Grübel.

Körner erwies sich als anpassungsfähig, ohne dass er sich dabei je angebiedert hätte – und gerade diese Mischung zählt zu den herausragenden Eigenschaften dieses Managers. Hinzu kommt analytischer Sachverstand und eine grosse Fähigkeit, Prozesse, Systeme und Technologien rasch und klar zu erfassen.

Umstritten als Schweiz-CEO

So schaffte er unter Oswald Grübel auch den Aufstieg in die Konzernleitung der Credit Suisse: Das war im Jahr 2003. Unter anderem war Körner CFO und COO, zuletzt leitete er als CEO der Region Schweiz das hiesige Kundengeschäft. Dass er im letzten Herbst abgesetzt wurde, soll weniger mit seinen operativen Fähigkeiten als vielmehr mit einzelnen Mängeln zu tun gehabt haben: Während seine analytische Schärfe unbestritten ist, zeigte er doch wenig Bodenständigkeit, Kundennähe oder die Fähigkeit, Mitarbeiter mitzureissen. Jedenfalls wurde Körner mit seinem deutsch-zurückhaltenden Naturell als Schweiz-CEO durch einen Banker ersetzt, der als hemdsärmliger Macher auftritt und auf Kunden- und Fronterfahrung pochen kann: Hans-Ulrich Meister. Er wechselte damals von der UBS zur CS.

Nach seinem Abgang bei der CS blieb Körner zunächst offen für neue Herausforderungen. Dass er bei der UBS wieder auftauchen würde, war spätestens dann wahrscheinlich, als Grübel das Zepter übernahm. Der neue Konzernchef der UBS ist denn auch auf einen Administrator und Kontrolleur wie Körner angewiesen, um den grossen Umbau durchzuführen.

Die Konzentration mehrerer Bereiche und Funktionen im Corporate Center, welchem Körner nun vorsteht, ist denn auch ein klares Zeichen dafür, wieviel Vertrauen und auch Erwartungen Grübel in seinen neuen Mann projiziert. Die UBS lobte denn auch heute Körners «grosse Restrukturierungs- und Integrationserfahrung» sowie seinen «anerkannten Leistungsausweis als Turnaround-Manager.»

Wo bleibt die Vertraulichkeit?

In den letzten Monaten ging zwischen den beiden Grossbanken in personeller Hinsicht ein enormes Hin-und-Her vonstatten. Dem Lockruf Hans-Ulrich Meisters sind einige hochrangige UBS-Banker zur CS gefolgt, und umgekehrt spielt sich Ähnliches ab. Langjährige Manager müssen nun den Kollegen von der Konkurrenz weichen. Das schafft Verunsicherung und Unmut.

Dabei stellt sich noch eine wichtige Frage: Wie verhält es sich mit Geschäftsgeheimnissen und anderen vertraulichen Informationen? Inwiefern findet auch in dieser Hinsicht ein Wissenstransfer statt, der möglicherweise nicht im Interesse der Kunden ist? Die raschen Rochaden führen zwangsläufig auch zu einer weiteren Degradierung der Berufsprinzipien, die in letzter Zeit ohnehin schon gelitten haben.

 

 

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