Der Franklin-Templeton-Manager rät, mindestens 35 Prozent in Emerging-Markets-Aktien zu investieren. So seien die Chinesen Meister im Kopieren – und das ist gut so.

MMWenn Investmentprofi Mark Mobius im Namen der US-Fondsgesellschaft Franklin Templeton Anlagen in Höhe von 50 Milliarden Dollar auswählt, lässt er sich vor allem von einer Frage leiten: Wo auf dieser Welt gibt es noch Wachstum?

So lässt sich die Favoritenliste des Altmeisters der Schwellenländer wie eine wilde Mischung von Nationen lesen: China, Brasilien, Indien, aber auch Vietnam, Kasachstan sowie afrikanische Staaten wie Nigeria und Kenia. Von Venezuela lässt Mobius wegen der weitgehend verstaatlichten Wirtschaft allerdings die Finger.

Wachstum, Wachstum, Wachstum

Schwellenländer erzielten wegen ihrer jungen Bevölkerung hohe Wachstumsraten, und auch ihre Schuldenlast sei viel geringer, lobt der 76-jährige Starinvestor ihre Vorzüge gegenüber Industriestaaten wie Europa und USA.

Mit seinem eigenen Geld ist der Börsenprofi zu 100 Prozent in die aufstrebenden Märkte investiert. «Jeder muss sein Geld in den Schwellenländern anlegen – mindestens 35 Prozent des eigenen Vermögens sollten in die Aktien fliessen», so Mobius in einem Interview in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

Stau, Lastwagen und Aufzüge

Er wählt die Firmen, in die er investiert, mit höchster Sorgfalt aus. So kann er auch das Risiko von Schwierigkeiten wie politische Unruhen minimieren. «Beim Investieren ist nichts so wichtig wie die eigene Anschauung», sagt der viel reisende Investor, der 250 Tage im Jahr unterwegs ist.

«Wenn ich in einem Land nicht wenigstens einmal im Stau stehe, macht mich das misstrauisch». Auch die Zahl der Lastwagen auf den Strassen und die Funktionsfähigkeit von Aufzügen seien ein Indikator, ob die Wirtschaft brumme.

Durch Nachahmen zum Wettbewerbsvorteil

Obwohl manche an der Nachhaltigkeit des chinesischen Wachstums zweifeln, mache sich Mobius darüber keine grösseren Sorgen: «Der Grund, warum mir China so zusagt, ist ein anderer: Die dortigen Firmen haben etwas zu ihrer Fertigkeit gemacht, das in Europa und Amerika abgelehnt wird: Sie sind Meister im Kopieren.»

Der dahinterstehende Gedanke sei wichtig und Teil der chinesischen Kultur. «Die Idee des Nachahmens und Nacheiferns treibt die chinesischen Firmen an. Sie sind ungeheuer lernbegierig, dies ist in meinen Augen ihr grosser Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Rest der Welt.»

Investoren bringt ein Staat wie China viele Vorteile. Eine kleine elitäre Klasse lenke das Land, sie verzichte auf lange Debatten, treffe ihre Entscheidungen zügig und setze sie dann konsequent um – die Karten liegen also stets offen auf dem Tisch. Das mögen Investoren, so der Investor, der fürs Leben gern auf der Börsenachterbahn fährt.