Es ist derzeit einiges los im Gold. Zahlreiche Anleger bauen wieder Long-Positionen auf.

Als US-Präsident Barack Obama in den vergangenen Tagen auf einen Militärschlag gegen das syrische Regime drängte, stieg der Goldpreis um 30 Dollar die Unze. Auch Silber verzeichnete einen Anstieg um 1 Dollar und durchbrach damit wieder die Marke von 25 Dollar.

Dass der Goldpreis dann so wieder über 1'400 Dollar stieg, verbanden verschiedene Experten mit dem Druck im US-Kongress, einen Syrien-Einsatz zu genehmigen. Interessant dabei war jedoch, dass Silber nicht so stark haussierte.

Umstrittene These

Daraus lässt sich vermuten, dass Gold tatsächlich einen «Kriegs-Aufschlag» geniesst, weil es im Vergleich zu Silber das defensivere Edelmetall ist, und sich die Menschen in Krisen eher damit absichern, wie Steffen Grosshauser vom Edelmetallhändler BullionVault erklärt.

Allerdings gibt es auch Fachleute, die das Gegenteil behaupten, wie Geoff Candy auf dem Online-Portal «MineWeb». Ein «Kriegs-Aufschlag» beim Gold werde es nicht geben, solange nicht die Gefahr bestehe, dass sich die Banken- und Staatsschuldenkrise von 2007 bis 2012 in diesem Jahr zu einem internationalen Konflikt ausweite, sagt der Experte.

Bei Angriff fallende Preise

Tatsächlich beschäftigen sich zahlreiche Analysten mit dem Thema «Kriegs-Aufschläge». Edelmetall-Experte Matt Turner (nun bei Macquarie) äusserte sich gegenüber dem US-Fernsehsender «CNBC», und auch Jonathan Butler stimmt zu, dass, falls sich die Goldpreise überhaupt ändern, sie direkt nach einem Beginn der Luftangriffe eher fallen sollten.

Damit bezieht sich Butler auf die Kursbewegungen von Gold während des ersten und zweiten Irak-Krieges sowie den westlichen Luftangriffen auf Libyen im Jahr 2011. Daraus folgert der Experte, dass eher die Geldpolitik und die allgemeine Finanzlage zählten.

Putins Rhetorik

Von daher sei die kürzlich getroffene Entscheidung der US-Notenbank hinsichtlich ihrer quantitativen Lockerung weitaus entscheidender für die Entwicklungen auf den Märkten, so Butler weiter. Auch die US-Beschäftigtenzahlen seien von grosser Bedeutung.

Unterdessen verschärft Russlands Präsident Vladimir Putin seine Rhetorik und somit auch den Druck auf den Westen. Und weit weg vom Nahen Osten – und noch weiter weg von der westlichen Geldpolitik – steigt die Goldnachfrage im chinesischen Mittelstand weiter, und dies nicht etwa nur in den Mega-Zentren.

Zunehmend Long-Positionen

Parallel zu den erwähnten Ereignissen fiel im ersten Halbjahr 2013 die weltweite Minenproduktion um 3 Prozent. So verliert Südafrika fast die gesamte Produktion von zwei Tagen in den lang-anhaltenden und gewaltsamen Streiks für höhere Löhne.

Es ist momentan viel los im Gold. Dass die Fachleute zunehmend von einem steigenden Preis ausgehen, sieht man auch daran, dass auf der weltgrössten Warentermin-Börse Nymex immer mehr Anleger ihre Short-Positionen reduzieren und stattdessen Long-Positionen ausbauen.