Weil Superreiche immer weniger den Finanzmärkten und den Banken trauen, investieren sich zunehmend in Sachanlagen. Wie sich zeigt, ist das für manche Schweizer ein höchst lukratives Geschäft.

Multi-Millionäre und Milliardäre gehören zwar zu den lukrativsten Kunden der Schweizer Privatbanken. Aber die Ansprüche der so genannten Ultra-High-Net-Worth-Individuals (UHNWI) an die Berater sind auch nicht gerade bescheiden.

Weil sie den Finanzmärkten zunehmend misstrauen, investieren sie seit geraumer Zeit verstärkt in Sachanlagen, also in Kunst, Weine, Schmuck, Oldtimer – und vor allem auch in physisches Gold.

Neuer Trend

Das bringt die Kapazitäten der Schliessfächer und Tresore der Banken an ihre Grenzen. Immer mehr Bankkunden wenden sich deshalb schon mal an Hotels, um dort Schliessfächer zu mieten, wie das britische Magazin «The Economist» weiss.

Doch jetzt gibt es noch einen weiteren Trend: Manche Wohlhabende lagern ihre Schätze in eines der sechs Zollfreilager in der Schweiz, zum Beispiel in Zürich, Chiasso oder in Genf.

Schweizer mischen munter mit

Im Lager bei Genf-Cointrin können Millionäre einen Lagerraum von 10 Quadratmeter Grösse für 22'000 Franken im Jahr mieten. Der Preis spiegelt die Nachfrage. Normalerweise liegen die Gebühren zwischen 5'000 bis 12'000 Franken im Jahr. Ein Gemälde lässt sich für rund 1'000 Franken im Jahr lagern.

Ein lukratives Geschäft für die Anbieter, bei denen es sich laut «Economist» zumeist um Schweizer handelt. Der grösste Aktionär des Genfer Zollfreilagers ist Yves Bouvier, der zugleich in Genf ein Dienstleistungsunternehmen für Kunstgegenstände führt.

Bloss Spekulationen?

Bouvier ist auch Aktionär des Zollfreilagers in Singapur und des sich in Bau befindenden Lagers in Luxemburg (im Bild). Das Lager in Singapur haben Schweizer Architekten gebaut, für die Sicherheitseinrichtungen waren Schweizer Berater zuständig.

Der «Economist» spekuliert denn auch bereits darüber, ob das Zollfreilager-Konzept bewusst durch Schweizer Interessen vorangetrieben werde, um den Bereich der Verwaltung und des Handlings von grossen Vermögen weiter auszubauen. Eine These, der die Protagonisten bei dem Genfer Transport- und Lagerunternehmen Natural Le Coultre widersprechen.

Charakter von Museen

Es sei schlicht die grosse Nachfrage, die das Angebot von Zollfreilagern ausweiten liesse. Viele Wirtschaftsstandorte sähen in Zollfreilagern zunehmende Relevanz und wollten am globalen Kunstmarkt teilhaben, erklärt Franco Momente in Genf.

Und sie würden dabei auf die Erfahrung von Schweizern zurückgreifen, weil diese darin Erfahrung hätten. In Peking ist ebenfalls ein Freilager in Planung. Berater ist Yves Bouvier. Dabei nehmen die Lager immer mehr den Charakter von Museen an, in denen die Kunstschätze auch präsentiert werden könn(t)en.

Seit 2009 beaufsichtigt

Der Wert der gelagerten Gegenstände in den Zollfreilagern dürfte in die Hunderten von Milliarden Dollar gehen. Und nicht immer sind die Objekte legaler Herkunft. Im Jahr 2003 entdeckte die Polizei in Genf gestohlene ägyptische Kunstschätze sowie zwei Mumien; 2010 stiess sie auf einen Sarkophag aus der Römerzeit.

Im Jahr 2009 wurden die Schweizer Zollfreilager im Zuge des Kampfes gegen die Geldwäscherei «reguliert». Die Eidgenössische Zollverwaltung kann nun Einblick in die Lagerbestände nehmen, die genau inventorisiert werden müssen. Auch die Mieter der gelagerten Gegenstände werden registriert. Dennoch bleibt der Grad der Diskretion sehr hoch, zumal die Informationen für ausländische Behörden nicht einsehbar sind.

Konkurrenz aus Singapur

Das Freilager in Singapur kann in Sachen Diskretion noch mehr bieten: Zwar müssen die Güter deklariert werden, vage Angaben wie «Wein» oder «Antiquitäten» genügen aber. Auch Besitzer und Wert müssen nicht angegeben werden. Der Wettbewerb mit den Schweizer Zollfreilagern spielt also bereits.

Auch, was die Lagerung von Gold betrifft: Singapur will innert des nächsten Jahrzehnts 10 bis 15 Prozent des globalen Marktanteils der Goldlagerung gewinnen. Im Jahr 2012 waren es noch 2 Prozent. Bereits hat Singapur die Importsteuer von 7 Prozent gestrichen. Die Lagerung von Gold hat in der Schweiz eine jahrzehntelange Tradition. Gemäss Zollstatistik wurden seit den späten sechziger Jahren nicht weniger als 13'000 Tonnen Gold mehr importiert als exportiert.

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