Noch streiten sich die Geister darüber, ob die Risiken für den Steuerzahler durch die neuen Too-big-too-fail-Regeln verringert wurden oder nicht. Die Credit Suisse schafft Klarheit und zeigt die neuen Realitäten.

«Einige Beobachter sind sich der rapiden Fortschritte, die auf diesem Gebiet gemacht werden, nicht bewusst. Andere halten lieber an der alten Vorstellung fest, dass von den Steuerzahlern finanzierte Bail-outs unvermeidlich sind», schreibt Wilson Ervin, Vice Chairman im Group Executive Office der Credit Suisse, in einem Newsletter an die Kunden.

Vor diesem Hintergrund hält es Ervin an der Zeit, «einige der hartnäckigen Mythen zum Thema Too-big-too-fail zu hinterfragen und sich der neuen Realitäten bewusst zu machen.

Das sind die acht Mythen, mit denen Wilson Ervin aufräumen will:

  • Mythos 1: Es gibt keine gute Methode, den Zusammenbruch einer Grossbank sicher zu bewältigen: Doch, schreibt Ervin, und zwar mit dem sogenannten «Bail-in». Danach wird im Krisenfall Fremdkapital in Eigenkapital umgewandelt. Dabei wird statt Steuergelder internes Unternehmenskapital verwendet, um Verluste aufzufangen und das Unternehmen zu rekapitalisieren.
  • Mythos 2: Die direkteste Methode zur Lösung der TBTF-Problematik ist die Zerschlagung grosser, komplexer Banken: Eine echte Lösung sollte gemäss der CS die Abwicklungsfähigkeit aller Banken gewährleisten, unabhängig von Grösse oder Komplexität. Sie sollte zudem in der Lage sein, ein breites Spektrum möglicher Krisen zu bewältigen.
  • Mythos 3: Für ein Bail-in müssen neue Gesetze geschaffen werden, was derzeit schwierig ist: Die gute Nachricht ist, dass für den Bail-in in den USA keine neuen Gesetze erforderlich sind und dass in der EU hierfür soeben eine politische Einigung erzielt wurde.
  • Mythos 4: Banken mit TBTF-Status können sich billig Geld leihen. Wird der Status geändert, explodieren die Fremdkapitalkosten: Dieser Vorteil ist in den letzten drei Jahren geschwunden, da die FDIC ihre Abwicklungspläne ausgearbeitet und dem Markt erklärt hat. Die Kredit-Spreads von Grossbanken liegen insgesamt auf demselben Niveau wie die von Industrieunternehmen.
  • Mythos 5: Es wird zum erforderlichen Zeitpunkt nicht genügend Mittel für ein Bail-in geben: Die Fed hat angedeutet, dass sie  in den nächsten Monaten Regeln veröffentlichen wird, mit denen Grossbanken gezwungen werden, ausreichende Ressourcen zu halten, um in Zukunft einen Bail-in unterstützen zu können. Die EU nimmt derzeit ähnliche Ausstattungsregeln in ihre Rechtsvorschriften auf.
  • Mythos 6: Bail-in funktioniert nicht bei einer systemischen Krise wie 2008: Um die TBTF-Problematik zu beenden, müssen die Abwicklungsinstrumente in jeder Situation greifen. Damit dies funktioniert, ist eine Vorbereitung in drei Bereichen erforderlich: ausreichende Bail-in-Ressourcen, präzise Living-Will-Planung und eine klar definierte Abwicklungsstrategie.
  • Mythos 7: Wegen unterschiedlichen gesetzlichen Vorschriften in den Ländern funktioniert ein Bail-in nicht für internationale Banken: Damit ein internationaler Bail-in funktionieren kann, müssen noch drei grenzüberschreitende Probleme gelöst werden: Durchsetzbarkeit, grenzüberschreitende Verträge und grenzüberschreitende Anerkennung
  • Mythos 8: Europa und USA können sich nie einigen: Europa setzt bei der Lösung dieser Probleme im Kern auf dieselbe Logik wie die USA.
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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