Aus Angst vor Sanktionen verlagern viele vermögende Russen ihr Geld nun verstärkt ins Ausland. Die Schweiz profitiert davon erheblich. Sie befindet sich dadurch aber auch in einer heiklen Situation. 

Die Sanktionen gegen Russland wirken schon, bevor sie in Kraft sind. Alleine die zehn reichsten Oligarchen haben in der vergangenen Woche 6,6 Milliarden Dollar verloren. Der russische Aktienindex Micex ist um 20 Prozent abgesackt.

Russische Anleger ziehen zudem Milliarden von Dollar aus den USA ab, weil sie befürchten, dass ihre Konten blockiert werden, wenn die USA wegen der Krimkrise Sanktionen gegen Russland ergreifen. Die grossen Banken Sber und VTB, an denen der russische Staat grosse Anteile hält, sowie Energiekonzerne wie Lukoil holen ihr Geld zurück nach Russland.

Dies berichtete die «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) in ihrer Wochenendausgabe unter Berufung auf Banker aus Moskau.

Martin Janssen 500

Doch nicht alle russischen Gelder fliessen zurück in die Heimat. Martin Janssen (Bild), emeritierter Finanzprofessor, hält es für möglich, dass bereits ein Teil in die Schweiz geflossen ist, wie er gegenüber der Zeitung «Schweiz am Sonntag» erklärte. Russische Oligarchen hätten ein Interesse daran, ihr Geld gut diversifiziert und liquide zu parkieren.

Geld möglichst verteilen

«Sie müssen immer damit rechnen, bei Präsident Putin in Ungnade zu fallen und ihr Vermögen zu verlieren», sagt der Schweizer Ökonom Janssen. «Darum sind sie besser beraten, wenn sie ihr Geld in möglichst vielen verschiedenen Orten verteilen, sodass sie nicht einzelnen politischen Entscheiden ausgesetzt sind.»

Neben der Schweiz kämen aber auch Finanzplätze wie Panama oder Länder im Nahen Osten infrage, die sich nicht an internationale Sanktionen hielten.

Ob sich die Schweiz an Sanktionen beteiligt, ist noch unklar. Offiziell heisst es im Aussendepartement EDA nur, die Schweiz beobachte die Situation genau und verfolge die allfälligen Massnahmen ihrer Handelspartner.

Doppelte Vorsicht walten lassen

Vieles spricht dafür, dass sich die Schweiz nicht oder nur halbherzig an Sanktionen beteiligen wird:

  • Der Schweizer Bundespräsident Didier Burkhalter hat zurzeit den Vorsitz in der Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit in Europa. «Die OSZE ist gegenwärtig die wichtigste Vermittlerin in der Krimkrise. Die Schweiz darf diese Rolle als Vermittlerin nicht aufs Spiel setzen», sagt Felix Gutzwiller (FDP, Präsident der aussenpolitischen Kommission des Ständerats. «Die Schweiz muss doppelte Vorsicht walten lassen und darf auf keinen Fall vorschnell handeln», sagt der Aussenpolitiker.
  • Die Beziehungen zwischen der Schweiz und Russland sind zurzeit sehr gut. Ständerat Filippo Lombardi (CVP) eröffnete jüngst die Feierlichkeiten zum 200-jährigen Bestehen diplomatischer Beziehungen. Burkhalter reist noch diesen Frühling nach Moskau.

Die Nachrichtenagentur «Reuters» hatte offenbar Einblick in einen Sanktionen-Entwurf. Demnach sind Vermögensblockaden und Reisebeschränkungen für einzelne russische Bürger geplant, welche für die Entwicklung auf der Krim verantwortlich sind.

Eskalation befürchtet

Beim Treffen in London soll bereits über konkrete Namen verhandelt worden sein. Die Namen von Präsident Wladimir Putin und Aussenminister Sergei Lawrow seien nicht auf der Liste, um die Situation nicht unnötig eskalieren zu lassen. Auch die Schweiz war bei den Verhandlungen vertreten.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.47%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.75%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.13%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.02%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.63%
pixel