Lange war man bei Axa Investment Managers gegenüber chinesischen Aktien skeptisch. Jetzt nicht mehr. Anlagestrategin Christina Böck erklärt, warum das so ist – insbesondere bei Banken- und Immobilientiteln.

Christina Böck ist ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe› bei Axa Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Ein schwaches, wenn nicht gar rückläufiges Gewinnwachstum sowie die Sorge über die finanzielle Stabilität waren die beiden wichtigsten Gründe, warum wir gegenüber chinesischen Aktien eher skeptisch eingestellt waren.

Diese Bedenken haben besonders auf den Finanzwerten gelastet und tatsächlich zu einer allgemeinen Abwertung chinesischer Aktien geführt, so dass diese heute ein Disagio von rund 40 Prozent gegenüber den Weltmärkten aufweisen – basierend auf vorausschauenden Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV).

Dominanz staatseigener Betriebe

Drei Faktoren haben das Gewinnwachstum in den letzten Jahren gering gehalten. Erstens haben sich die Margen von privaten Firmen stark verschlechtert. Dies lag an der Dominanz der staatseigenen Betriebe, was den Wettbewerb und Anreize verhinderte, die Profitabilität zu verbessern. Zudem stiegen die Saläre schneller als die Produktivität.

Zweitens haben chinesische Firmen einen hohen Fixkostenblock, brauchen dadurch hohe Verkaufszahlen, um profitabel zu sein und sind somit extrem anfällig für eine leicht schwächere Konjunktur.

Starkes Kreditwachstum

Drittens hat die hohe Emissionstätigkeit von Aktien die Gewinnbeteiligung stark verwässert – dies liegt insbesondere an der geringen Grösse des Anleihenmarktes als Alternative zur Refinanzierung der Firmen.

Besonders pessimistisch waren wir für chinesische Finanzwerte, also Banken und Immobilienentwickler. Tatsächlich musste das starke Kreditwachstum einen Anstieg der notleidenden Kredit fürchten lassen. Und der Immobilienmarkt an sich war alles andere als vertrauenerweckend.

Viele Sorgen sind verschwunden

Doch was hat sich nun so positiv geändert, dass wir uns heute chinesische Aktien gerne ansehen und in ein globales Aktienportfolio aufnehmen?

Ein wichtiger Aspekt ist, dass viele dieser Sorgen sich realisiert haben, heute also nicht mehr vor uns stehen, und in den Preisen zum allergrössten Teil enthalten sind.

Zügel gelockert

So unternimmt die Regierung ernsthafte Schritte, um den Unternehmenssektor zu reformieren: Bei staatseigenen Firmen sind dies insbesondere gemischte Eignerstrukturen sowie ein reduzierter politischer Einfluss und besseres Management mit dem klaren Ziel, die Praktiken in diesen Firmen den Marktstandards anzupassen.

Den privaten Firmen werden die Zügel entschieden gelockert: Mehr als 600 Einzelregeln sind schon eliminiert worden. Dadurch ist die Anzahl neu registrierter Unternehmen extrem angestiegen. Die Bedingungen für private und öffentliche Unternehmen sollen auf vielen Niveaus angeglichen werden: Zugang zu Finanzierung, Marktzugang zu bisherigen Staatsmonopolen, Initiativen für die Stärkung von Forschung und Innovation sollen China helfen, in der Wertschöpfungskette zu steigen und somit die Fixkostenstrukturen zu senken.

Stabilere Banken

Was den Aktienmarkt selbst angeht, gibt es auch hier sehr positive Zeichen. Die schrittweise Liberalisierung der Kapitalbilanz ermöglicht eine höhere Liquidität der A-Aktien. Die Sorge um die Bankenstabilität wird geringer, wenn man ihre Bemühungen beobachtet, die Schattenbankenexposition zu reduzieren, die Kapitalbasis zu stärken und das Problem der notleidenden Kredite ernsthaft anzugehen.

Für die nächsten zwölf Monate erwarten wir wegen dieser positiven Entwicklungen eine gute Performance von chinesischen Aktien über zwei Kanäle: Einerseits sollten die Risikoprämien nun sinken, andererseits besteht wieder Aussicht auf Gewinnwachstum.

In den vergangenen drei Monaten haben zahlreiche Analysten ihre Gewinnprognosen erhöht – ein weiteres Zeichen dafür, dass der Konsens zuvor wohl zu pessimistisch war.


Christina Bock 1Christina Böck bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management an der H.E.C. in Paris erlangte. Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe. Zu Axa Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich, heute als ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe›.

 

 

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