In Europa drehen sich die Schlagzeilen erneut um das schwache Wirtschaftswachstum. Dennoch seien viele Unternehmen gut aufgestellt, behauptet John Bennett von Henderson Global Investors.

John Bennett ist Leiter des Bereichs Europa-Aktien und Manager des Henderson Gartmore Continental European Fund sowie des Henderson Gartmore Pan European Fund

Tatsache ist, dass eine erfolgreiche Anlage nicht ohne einen gewissen Schmerz, ob emotionaler oder finanzieller Natur, auskommt und stark davon abhängt, dass man die richtigen Gelegenheiten zur richtigen Zeit ergreift.

Dabei ist es eine Binsenwahrheit, dass sich Chancen auf ungewöhnlich hohe Renditen nur dann bieten, wenn die Angst am Markt hoch ist.

Negative Stimmung

Die Region, die derzeit am stärksten unter negativer Stimmung leidet, ist vermutlich der Euroraum. Eine ganze Reihe von Faktoren belastet die Stimmung, darunter der erstarkte Euro, die erhöhten geopolitischen Unsicherheiten wegen der Ukraine-Krise und die hinter den Erwartungen zurückbleibende Integration der Länder im Euroraum.

Unter dem Strich haben deshalb Aktien aus der Region gegenüber ihren weltweiten Pendants deutlich an Boden verloren, wie ein Blick auf ihre Kurse zeigt.

Gelockerte Geldpolitik

Das von zyklischen Einflüssen bereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist eine der besten Kennzahlen zur Beurteilung des relativen Werts. So liegen die Bewertungen von Aktien aus der Eurozone nach wie vor deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt und sind besonders im Vergleich zum US-Aktienmarkt attraktiv.

Der starke Euro hatte entscheidenden Anteil daran, dass das Wachstum in der Eurozone weniger erfreulich ausgefallen ist als erwartet. Unterdessen hält die Europäische Zentralbank an ihrem Versprechen fest, die Geldpolitik kräftig zu lockern, was auch die Senkung ihres Einlagezinses unter null beinhaltete.

Im September wurde die erste Tranche der zielgerichteten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO) begeben, um die Kreditvergabe der Banken zu beleben.

Bilanzen saniert

Diese Massnahmen haben zu einer Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar von seinem Höchststand Anfang Mai beigetragen. Dem Euroraum wird die schwächere Einheitswährung dabei in zweifacher Hinsicht zugute kommen: Erstens wird mit den Gütern, die auf dem Weltmarkt nun zu höheren Preisen gekauft werden müssen, auch Inflation importiert. Zweitens werden Exporte in andere Länder günstiger.

Gestützt werden Aktien aus der Eurozone auch durch den Umstand, dass in der Region viele Unternehmen ihre Bilanzen saniert haben. Deshalb sitzen sie nun auf hohen Barmittelbeständen, die sie entweder in Fusionen und Übernahmen investieren oder an ihre Aktionäre in Form von höheren Dividenden oder Aktienrückkäufen ausschütten können.

In einer Übergangsphase

Zusammenfassend kann ich sagen: Derzeit befinden wir uns in einer Übergangsphase, in der vormals optimistische Anleger nun die negativen Nachrichten stärker gewichten.

Diese Phase geht vorüber, aber in der Zwischenzeit haben Anleger die Chance, in gute Unternehmen zu attraktiven Kursen zu investieren.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.59%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.59%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.28%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.13%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.41%
pixel