Nationalrats-Kandidat Martin Hartmann berichtet, warum Verschwiegenheit immer noch eine Tugend im Swiss Banking ist – und warum der Branche der «Glamour» der 1980er-Jahre fehlt.

Herr Hartmann, New York hat die Wall Street, London das Investmentbanking und Singapur Asiens Superreiche. Was hat der Zürcher Bankenplatz?

Zürich bleibt weltweit der beste Standort für das internationale Private Banking. Mit der überbordenden Regulierung wurden Finanzplätze stark von politischen Rahmenbedingungen abhängig. Unsere Zukunft soll ausserhalb der verschuldeten und reglementierten EU und mit Swiss-Finish-Entlastungen statt -Belastungen stattfinden. So bleibt die Marke «Swiss Banking» weiterhin top.

Das Bankgeheimnis im Inland: Ist es nach Alt-Bundesrat Hans-Rudolf Merz' Worten «unverhandelbar»?

Leider finden sich keine politischen Mehrheiten mehr zum Schutz der finanziellen Privatsphäre. Dabei wäre dies eine Schweizer Stärke. Dies zeigt das fatale Staatsverständnis, sich am Vermögen der Bürger schamlos zu bedienen. Das ist das Ende der Vertrauenskultur und ein weiterer Schritt hin zu einer allmächtigen Staatskrake.

Mit einer schweren Rolex und dicken Teppichen können Swiss Private Banker nicht mehr punkten. Aber womit dann?

Schweizer Banker überzeugen mit ihrer Servicequalität – Verlässlichkeit, Stabilität, Sicherheit, Kompetenz und Verschwiegenheit.

Die Kritik an den «Banker-Boni» hält sich hartnäckig: Wie fühlen Sie sich selber bezahlt?

Die Finanzkrise hat bewirkt, dass viele Banker-Löhne mit denen anderer Branchen vergleichbar geworden sind. Der legendäre Glamour der Finanzindustrie, wie er in den 1980er-Jahren entstand und noch zu Beginn meines Banking-Studiums lockte, ist verschwunden.

Die aufstrebende Fintech-Branche fühlt sich von der Politik zuwenig wahrgenommen. Ein willkommener Programmpunkt für Sie?

Der Staat fördert diese Innovationen am besten, wenn er sich mit Auflagen, Rechenschaftspflichten und Besteuerung zurückhält. Den Strukturwandel mitzuverfolgen, ist spannend. Ich freue mich, dass sich im Fintech-Bereich in der Schweiz Grosses tut.


Martin Hartmann ist Risikomanager bei der Credit Suisse in Zürich und Gründer der Unabhängigkeits-Partei Up!Schweiz.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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