Nationalrats-Kandidat Thomas Matter will das Bankgeheimnis gegen weitere Angriffe verteidigen, fürchtet um den Vorsprung des Swiss Banking – und ärgert sich über exorbitante Boni.

Herr Matter, New York hat die Wall Street, London das Investmentbanking und Singapur Asiens Superreiche. Was hat der Zürcher Bankenplatz?

Die Schweiz ist einer der bedeutendsten Finanzplätze für Investoren weltweit – dafür mag symbolisch der Zürcher Paradeplatz stehen. Aber zum Glück haben wir weit mehr als das: Eine einzigartige Vielfalt von Banken, die nicht nur internationales Grosskapital verwalten, sondern mit ihren professionellen Mitarbeitenden sehr gute Dienstleistungen für Kunden jeder Grössenordnung anbieten. So tragen sie wesentlich zu unserem Wohlstand bei.

Das Bankgeheimnis im Inland: Ist es nach Alt-Bundesrat Merz' Worten «unverhandelbar»?

Nichts ist mehr unverhandelbar, wie die letzten Jahre gezeigt haben. Gegenüber dem Ausland ist das Bankgeheimnis gefallen, indem man eingebrochen ist, ohne dass gross verhandelt worden wäre. Im Inland soll dank der Privatsphären-Initiative das Volk darüber entscheiden.

Mit einer schweren Rolex und dicken Teppichen können Swiss Private Banker nicht mehr punkten. Aber womit dann?

Wenn das Fundament nicht vorhanden ist, nützen auch die dicken Teppiche nichts. Dank unserer langjährigen Tradition im Bankgeschäft können wir da punkten, wo es darauf ankommt: etwa mit profundem Verständnis für Kundenbedürfnisse, einem sehr breiten Dienstleistungsangebot und hervorragendem Service. Leider sind wir aber drauf und dran, mit unzähligen Vorschriften und strengeren Regeln als im Ausland Wettbewerbsvorteile preiszugeben.

Die Kritik an den «Banker-Boni» hält sich hartnäckig: Zu recht?

Bei der Neuen Helvetischen Bank bezahlen wir keine Fantasielöhne. Mich ärgern Übertreibungen bei den Boni, denn sie fördern verständlicherweise Missmut und Misstrauen in der Bevölkerung, worunter dann die ganze Branche zu leiden hat.

Die aufstrebende Fintech-Branche fühlt sich von der Politik zu wenig wahrgenommen. Ein willkommener Programmpunkt für Sie?

Innovation und Erneuerung sind in jeder Branche wichtig. Die Schweiz hat im Fintech-Bereich einiges zu bieten. Die Diskussion ist derzeit aber noch ziemlich verzettelt. Es liegt in erster Linie an den Marktteilnehmern, aber durchaus auch an der Politik, nun rasch eine sinnvolle Richtung anzusteuern.


Der 49-jährige Thomas Matter machte sich als Unternehmer auf dem Zürcher Finanzplatz einen Namen. Im Jahr 1994 gründete er die später in einen Finanzskandal verwickelte Swissfirst, 2005 die Matter Group und 2011 die Neue Helvetische Bank in Zürich. Im Jahr 2014 trat er im Nationalrat die Nachfolge von SVP-Nationalrat und Alt-Bundesrat Christoph Blocher an. Im September 2014 lancierte er die «Matter-Initiative» zur Verankerung des Bankgeheimnisses in der Bundesverfassung.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.53%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.54%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.21%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.12%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.61%
pixel