Trotz schwächerem Wirtschaftswachstum in vielen Ländern, Negativzinsen und der anhaltenden Rohstoff-Baisse erwartet eine grosse Mehrheit der unabhängigen Schweizer Vermögensverwalter haussierende Börsen im ersten Quartal 2016.

Die lang erwartete und inzwischen vollzogene Zinserhöhung in den USA sowie die neuerlichen geldpolitischen Lockerungen in der Euro-Zone stimmen die 2'000 unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz zuversichtlich. Sie erwarten in den ersten Monaten des kommenden Jahres deutlich steigende Aktienkurse.

Dies geht aus dem neusten Aquila Vermögensverwalter Index (AVI) hervor, den die Schweizer Aquila-Gruppe alle drei Monate in Zusammenarbeit mit finews.ch publiziert. Der Index fasst verschiedene Prognosen von unabhängigen Vermögensverwaltern in der Schweiz zusammen.

An der jüngsten Umfrage beteiligten sich rund 200 Personen.

• Hier geht es zur Gesamtübersicht.

Die Zahl der Vermögensverwalter, die eine deutlich bessere Börsenstimmung erwarten, hat sich signifikant erhöht. So gehen beim Swiss Market Index (SMI) nun 66 Prozent der Befragten von steigenden Kursen aus, während es vor drei Monaten erst 39 Prozent gewesen waren.

Umgekehrt rechnen nur noch 15 Prozent der Umfrageteilnehmer mit rückläufigen Börsen; vor drei Monaten waren es noch 33 Prozent gewesen.

Einfluss der EZB nützt

Auch beim EuroStoxx50, der von den geldpolitischen Massnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) am meisten profitiert, rechnen 52 Prozent der Befragten mit steigenden Notierungen im ersten Quartal 2016; vor drei Monaten waren es erst 38 Prozent gewesen.

Mit tieferen Kursen rechnen bloss noch 23 der Umfrageteilnehmer; in der vorangegangenen Periode waren es noch 35 Prozent gewesen.

Amerikaner sind guten Mutes

Vor dem Hintergrund der kürzlich in den USA vollzogenen Zinserhöhung zeigt sich auch beim S&P 500 eine höchst positive Einschätzung: Inzwischen gehen 70 Prozent der Umfrageteilnehmer von steigenden Kursen aus. Vor drei Monaten fiel die Zuversicht mit 48 Prozent noch deutlich geringer aus. (vgl. nachfolgende Grafik).

SP500 500

Bruno Gisler, Chefökonom der Aquila-Gruppe, hatte bereits Anfang Oktober 2015 eine Zinserhöhung im Dezember 2015 prognostiziert und lag damit goldrichtig. Und er sagte damals auch: «Die US-Finanzmärkte werden positiv darauf reagieren.» Diese Einschätzung teilen nun offenbar die unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz.

Tatsächlich gehen unverändert 63 Prozent der Befragten von weiter steigenden Zinsen bei den 10-jährigen US-Staatsanleihen aus.

Demgegenüber hat sich mit Blick auf Deutschland die Zahl jener Personen erhöht, die sinkende Zinsen bei den 10-jährigen Staatsobligationen erwarten. Im Vorquartal waren es erst 27 Prozent gewesen.

Nationalbank im Fokus

Interessant ist die Situation in der Schweiz. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) liess bei ihrer jüngsten Sitzung die Zinsen unverändert. Daraus folgern mittlerweile 24 Prozent der Umfrage-Teilnehmer, dass es im ersten Quartal 2016 zu einer Zinssenkung kommt; vor drei Monaten gingen erst 6 Prozent der Befragten von einem solchen Schritt aus (vgl. nachfolgende Grafik)

ZinsenCH 500

Droht bald ein Währungskrieg?

«Seit Mitte Juli neigt der Franken zur Schwäche», stellt Aquila-Ökonom Gisler fest. Allerdings hat die Ankündigung der jüngsten geldpolitischen Lockerungsmassnahmen im Euroraum nicht zu einer signifikanten Aufwertung des Franken geführt.

Mittelfristig gehen inzwischen aber doch 44 Prozent der Umfrageteilnehmer von einer zum Franken schwächeren Einheitswährung in Europa aus. Vor drei Monaten waren es erst 19 Prozent gewesen (vgl. nachfolgende Grafik).

EURCHF 500

Unmissverständlich ist die Einschätzung beim Währungspaar Euro/Dollar, wo die Befragten von einer weiteren, klaren Abschwächung der europäischen Einheitswährung ausgehen. Inzwischen sind es 63 Prozent der Umfrageteilnehmer, die das prognostizieren – im Vorquartal waren es erst 51 Prozent. 

Auch gegenüber dem Franken erwarten 61 Prozent unabhängigen Vermögensverwalter noch eine weitere Aufwertung des «Greenback»; vor drei Monaten waren es 68 Prozent gewesen.

Ein Blick auf die Portfolio-Zusammensetzung

Asset Allokation 500

Auf Grund ihrer Erwartungen bestücken die unabhängigen Vermögensverwalter ihre Portefeuilles nun wieder mit mehr Aktien als noch vor drei Monaten; dieser Anteil beträgt nun 45 Prozent (im Vorquartal: 40 Prozent) und zu 26 Prozent Obligationen (Vorquartal: unverändert), während sie 17 Prozent an Liquidität (Vorquartal: 15 Prozent) halten.

Rund 10 Prozent machen Alternative Anlagen (Vorquartal: 11 Prozent) aus, und 5 Prozent entfallen auf Gold (Vorquartal: 6 Prozent) sowie andere Edelmetalle, wie der AVI-Umfrage weiter zu entnehmen ist (vgl. obige Grafik).

Prognosen für's erste Quartal

Bis in drei Monaten rechnen die unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz mit einem SMI klar über 9'000, einem Goldpreis bei gut 1'100 Franken die Unze, einer Parität beim Währungspaar Dollar/Franken sowie mit einem Wechselkurs von 1.07 Franken je Euro.

• Der nächste AVI erscheint Anfang April 2016.