Auch die hiesige Fintech-Branche blickt voller Bewunderung auf Kaliforniens Technologie-Mekka. Doch die Realität im Silicon Valley ist für manche gar ein Alptraum.

Das jedenfalls lässt ein Beitrag vermuten, den dieser Tage ein Teenager aus dem kalifornischen San Jose auf der Online-Plattform «Quora» aufschaltete und damit weltweit Beachtung fand.

lam 160Eigentlich läuft alles wie geschmiert für Kalvin Lam (Bild links), der sich selber als «Silicon Valley Teen» bezeichnet. Er besucht in Cupertino, wo der Techkonzern Apple seinen Sitz hat, eine High School, die jedes Jahr eine stolze Quote an die Elite-Uni in Berkeley schickt. Im Jahr 2020, wenn er seinem Abschluss macht, hofft auch Lam, zur Schwar der Auserwählten zu gehören.

«Die höchsten Löhne der Welt»

Um dann rasch im Technologie-Mekka Karriere zu machen, wo es nach seinen Worten «die schlauesten Ingenieure, die coolste Technologie und die höchsten Löhne der Welt» gibt.

Den Schnupper-Job beim weltweit zweitgrössten Netzwerk-Ausrüster Juniper führt der Jugendliche schon beflissen in seinem Social-Media-Profil auf. «Es ist super, und wir alle machen das Rennen um die Uni-Plätze mit», schreibt Lam. Um im selben Atemzug zu fragen: «Doch zu welchem Preis?»

Für den Teen ist dieses Rennen längst zur «dunklen Seite des Silicon Valley» geworden. Denn hinter der prallen Pipeline an Elite-Studenten verberge sich ein völlig verplantes Leben. «Hier gibt es keinen freien Ferien-Sommer für High-School-Kids mehr», warnt Lam.

Wettrennen ins Nichts

Stattdessen sein da nur der unablässige Konkurrenzkampf. Wer bringt am meisten in seinen Tag? Wer braucht am wenigsten Schlaf und schreibt trotzdem die besten Noten? Wer ist in den meisten Schüler-Clubs, hat die besten Praktika und die begehrtesten Sommer-Ausbildungslager?

Das alles, kommt es Lam vor, sein ein gigantisches Wettrennen ins Nichts. Denn der knallharte Konkurrenzkampf – der zweifelsohne die Realität in der Welt der Erwachsenen im Silicon Valley spiegelt –, sei weit von den Zielen einer Startup-Schmiede entfernt.

Unterdrückter Unternehmergeist

So herrsche bei allen seinen Kollegen tiefe Angst vor Niederlagen – obschon gerade der stoische Umgang damit erfolgreiche Jungunternehmer auszeichnet. Die Angst, sagt Lam, führe auch dazu, dass alle sich nur auf das konzentrieren, was sie am besten können.

Damit bleiben die Experimente mit Neuem aus, die Grundlage jeglicher Innovation.

Der Innovation und dem Unternehmergeist mindestens so abträglich ist die Tendenz, die Persönlichkeit der Jugendlichen auf Noten, Ranglisten und Profile zu reduzieren. Das einzige, das ein solches Leben mit einem Top-Entrepreneur gemein hat, schreibt Lam, sei der übervolle Terminkalender.

Glück auf später verschoben

Glück und Zufriedenheit würden hingegen auf später verschoben. «Ich arbeite jetzt hart, damit ich die Zukunft geniessen kann», sei das Motto seiner Kollegen. Doch diese Zukunft, mutmasst der Jugendliche, gebe es nicht. Nur den Teufelskreis eines sich immer weiter steigernden Erfolgsdrucks.

Lams Einschätzungen sind subjektiv – trotzdem zeigen sie, was der hochgetunte Hightech-Hub seinen Teilnehmern abverlangen kann. Selbst denen, die noch nicht mal in der Arbeitswelt angelangt ist. Nicht wenige zerbrechen daran: So rüttelte Ende 2015 eine Welle von Teenager-Selbstmorden in Palo Alto die USA auf.

Wie im Investmentbanking

Besorgniserregend ist auch, dass das System Silicon Valley mit dem enormen Leistungsdruck auf seine jüngsten Teilnehmer nicht nur seine eigenen Werte zu verraten droht, sondern eine Branche kopiert, die seit Jahren am Pranger steht: das Banking.

Die grauenvollen Arbeitszeiten, die Exzesse beim Lohn und der Machtbarkeitswahn – das alles ist aus dem Investmentbanking bestens bekannt. Und was dort letztlich zur Kernschmelze der Finanzkrise geführt hat, könnte dereinst auch das von Schweizer Fintech-Aficionados bewunderte Silicon Valley heimsuchen.

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