Hans-Peter Portmann, Nationalrat und Vizepräsident des Zürcher Bankenverbands, warnt vor «übereiltem Gehorsam» in Regulierungsfragen. Auf  «übertriebene Sicherheitsmargen» sei zu verzichten. 

Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der angeschlossenen Banken und Versicherungen sowie Gäste aus Politik und Bildung besuchten am (gestrigen) Mittwoch, die 115. Generalversammlung des Zürcher Bankenverbands (ZBV)

im UBS-Konferenzgebäude Grünenhof in Zürich. ZBV-Vizepräsident und Nationalrat Hans-Peter Portmann (Bild unten) eröffnete den Anlass mit der provokativen Frage, ob der Finanzplatz Schweiz drauf und dran sei, durch übereilten Gehorsam bei der Übernahme internationaler Regulierungen seine Wettbewerbsvorteile aufzugeben.

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Er rief namentlich die Branche auf, bei der Gesetzesumsetzung auf übertriebene «Sicherheitsmargen» zu verzichten und die Interessen langjähriger in- und ausländischer Kundinnen und Kunden nicht aus den Augen zu verlieren.

Damit die Zukunft der Finanzbranche tatsächlich erfolgreich gestaltet werden kann, sind für Herbert Scheidt (Bild unten), Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) vier Faktoren von Bedeutung. Er sprach als Hauptreferent der GV.

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  • Erstens müsse die Branche ihre Interessen noch stärker bündeln, was die Ausgestaltung der Finanzmarktregulierung anbelange. Die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten sei zentral, damit Schweizer Institute auch künftig vom vielversprechenden globalen Wachstum der Finanzbranche profitieren könne.
  • Zweitens sei bei der bereits weit fortgeschrittenen Regulierung zunehmend Augenmass gefragt. Durch die verstärkte Regulierung habe die Sicherheit der Finanzbranche in den vergangenen zehn Jahren wesentlich verbessert werden können. Doch mehr Regulierung bedeute auch mehr Komplexität. Bereits jetzt zeichne sich ab, dass das Pendel zurückschlage und eine noch weiter erhöhte Komplexität die Sicherheit nicht mehr steiger, sondern im Gegenteil zu gefährden drohe.

Kein beliebiges Drittland

  • Drittens gelte es, die Innovationskraft des Schweizer Finanzplatzes zu stärken. Die SBVg wolle dazu vermehrt die Rolle eines Think Tanks wahrnehmen und auf diese Weise zur Umsetzung von echten Innovationen, etwa in der Digitalisierung, beitragen.
  • Viertens seien die Offenheit der Finanzmärkte und der Zugang zum europäischen Binnenmarkt von grosser Bedeutung. Die Schweiz dürfe für die EU kein beliebiges Drittland in den Verhandlungen darstellen. Als langjähriger verlässlicher Partner, der beachtliche finanzielle Beiträge leiste, eine Hauptverkehrsachse beheimate und enge Handelsverflechtungen aufweise, müsse sich die Schweiz selbstbewusst und unvermindert für einen verbesserten Marktzugang stark machen. Nur so könne sich der Schweizer Finanzplatz künftig an der Weltspitze behaupten, sagte Scheidt in seinem Referat.

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Hans-Peter Portmann im Gespräch mit Christian Bretscher (links)

ZBV-Geschäftsführer Christian Bretscher informierte über die vielfältigen Tätigkeiten des Verbandes. Im Fokus stand und steht weiterhin der intensive interne und externe Austausch mit Wissenschaft, Politik und anderen Wirtschaftszweigen, die kontinuierliche Informationsarbeit und die Wahrnehmung der Brancheninteressen.

Er bedankte sich bei den Vorstands- und Kommissionsmitgliedern, die es dem Verband mit ihrem grossen unentgeltlichen Einsatz ermöglichen, seine breit gefächerten Leistungen nach wie vor im Milizsystem zu erbringen.

Neue Forschungsprojekte

Der ZBV ist regional und national vernetzt und setzt sich für optimale Rahmenbedingungen für die Branche ein. Zudem fördert der ZBV durch seine verbandseigene Stiftung Bildungs- und Forschungsprojekte. Aktuelle Themen dieser Forschungsprojekte sind etwa «Jobprofile im Bankfach 2030» und neu ein «Diversity-Benchmarking», wie Bretscher weiter erklärte.